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Fahrverhalten, Verbrauch & Preis

Text und Fotos: Johannes Toth

Na gut, lassen wir das Tier von der Leine. Fenster runter. Startknopf drücken. Bruaahhrrgg. Hört sich schon mal nicht schlecht an. Vor allem in der Früh im Carport. Jetzt sind alle Nachbarn wach. Sich leise davonstehlen oder des nächtens dezent anschleichen wird schwierig.

Das mit dezent ist in diesem Auto überhaupt so eine Sache. Da wurden wir auch von einer feschen Dame im Supermarkt drauf angesprochen: „Ist das Ihr M2 da draußen?“ Glücksgefühle kommen auf, aber wir wollen uns nicht mit fremdem Lorbeer schmücken. „Ähh – hmm – im Moment – ja...“ Doch die Ernüchterung folgt sofort: „Darf mein Sohn sich den ansehen?“

Schalthebel der optionalen 7-Gang Drivelogic-Automatik auf Stellung „D“. Da tut sich noch nix. Das M-Doppelkupplungsgetriebe benötigt im Gegensatz zu einer klassischen Wandlerautomatik einen leichten Gaspedal-Tupfer, damit es weiß, jetzt geht’s los und das Fahrzeug anrollt.

Die BMW TwinPower Turbo Technologie sorgt bereits im unteren Drehzahbereich des 3 Liter Sechszylinders für gutes Ansprechverhalten, der richtige Spaß beginnt aber erst bei ca. 3.500-4.000 Umdrehungen. Ab da reißt die Kiste dann unglaublich an. Wenn´s denn mal sein muss, verstreichen nur 4,3 Sekunden auf 100 km/h.

Der – nebenbei bemerkt – geniale Begriff „Fahrerlebnisschalter“ lässt drei Einstellungen zu: Comfort, Sport und Sport+. Der Eco-Modus wäre in diesem Auto wohl unangebracht und wird uns von der M-Abteilung zum Glück erspart.

Zusätzlich zur Automatik gibt es die Möglichkeit manuell zu schalten. Entweder direkt am Schalthebel oder über die Wippen am Lenkrad. Sobald die Lenkradwippen betätigt werden, bleibt das Getriebe auf Manuell. Das aber ist zumindest gewöhnungsbedürftig.

Das Getriebe dreht auch bei moderater Beschleunigung relativ hoch und produziert im Sport und Sport+ Modus dementsprechend lautes heiseres Röcheln. Das ist prinzipiell sehr zu befürworten.

Aber um in manchen Gegenden nicht mit Steinen beworfen zu werden oder nachbarschaftlichen Konflikten aus dem Wege zu gehen, werden die Wippen gelegentlich auch zum Deeskalieren, d.h. zum Runterschalten verwendet.

Nun ist das Getriebe aber im manuellen Modus und dreht gnadenlos in den Begrenzer, wenn der Fahrer nach der Ortsende-Tafel vor Begeisterung auf Zug bleibt und dabei aufs Raufschalten vergisst.

Die Lenkung ist immer sehr präzise. Bei sehr hoher Autobahngeschwindigkeit bleibt sie jedoch etwas zu direkt, sodass das Fahrzeug ein wenig unruhig wirkt.

Im kurvigen Geläuf bleibt das Fahrverhalten auch im Sport+ Modus noch gut beherrschbar. Das Heck schmiert kaum weg. Wer es genau wissen will, deaktiviert DTC durch längeres Halten der Schleuder-Taste und ist dann auf sich selbst gestellt. Die Elektronik fühlt sich für nix mehr verantwortlich.

Die Dämmung im Innenraum ist fast schon zu gut. Um das Motorgeräusch richtig geniessen zu können, müssen auch in Sport+ die Fenster runtergelassen werden. Stört aber insofern nicht, als die Aerodynamik der A-Säule verhindert, dass Zugluft zum Kopf gelangt. Grundsätzlich gehen die unglaubliche Schubkraft und die daraus resultierenden Geschwindigkeiten für den Fahrer jedoch etwas unspektakulär von statten.

Das Unangenehme kommt wie immer zum Schluss. Wer einen eigenen M2 vor der Tür stehen haben will, sollte zumindest 65.450 Euro in der Portokassa haben. Wer ein paar Goodies wie in unserem Testwagen draufpackt – also zum Beispiel das geile Blau, das unabdingbare Doppelkupplungsgetriebe, oder das sinnvolle Navigationspaket – muss mit 76.625 Euro rechnen.

Zum Trost für alle anderen können wir aber festhalten, dass es sich mit diesem Autotest so verhält wie mit Börsennews. Wer das liest, ist zu spät dran – denn die Wartelisten sind furchtbar lang.

Den Verbrauch gibt BMW übrigens mit kombinierten 7,9 Litern auf 100 km an. Spaßbefreit bleibt man locker einstellig. Je breiter jedoch der Grinser, desto mehr geht es in Richtung 14 Liter an 98-oktanigem Super.

Plus
+ ...dieses blau...
+ definitiv alltagstauglich
+ atemberaubendes Design aus jedem Blickwinkel
+ drehfreudiger Sechszylinder, der sensationelle Beschleunigungswerte zulässt
+ agiles Fahrverhalten

Minus
- Drehzahlmesser und Tacho in manchen Lichtsituationen schlecht ablesbar
- für einen Sportwagen zuwenig Anzeigen zum Motorzustand

Resümee
Den Bayern ist mit dem Nachfolger des 1er M-Coupés wieder mal ein großer Wurf gelungen. Der M2 reiht sich würdig in die Ahnengalerie der sportlichsten BMW Coupés ein. Er schafft den Spagat zwischen ernsthaftem Sportwagen und Alltagsauto zum Semmeln holen.

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BMW M2 DKG - im Motorline-Test

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