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Sechs richtige

Geglättet, mit vitaleren Innereien und neuem Namen startet der Mercedes SLC in den zweiten Lebensabschnitt. AMG-Topmodell mit 367 PS im Test.

Text: Bernhard Reichel
Fotos: Bernhard Reichel, Tanja Pitzer (1), Johannes Toth (2)

Das große Aufräumen der Mercedes-Typenbezeichnungen hat durchaus seine Berechtigung, aber SLC? Da gab es in den 1970er-Jahren doch ein Coupé auf Basis des SL.

OK, technisch entstammt der Roadster aus der C-Klasse-Familie, jedoch schon die nächste Generation bekommt eine eigenständige Sportler-Plattform mit dem nächsten SL.

Wie auch immer, optisch hat man sich beim Facelift an die richtigen Details herangemacht. Kühlergrill und Scheinwerferkonturen sind nun deutlich runder, was besser zum Gesamtbild des Fahrzeuges passt. Der untere Lufteinlass ist breiter und im neuen AMG-Look geformt.

Vermissen tun wir hingegen die wuchtigen und grob geschnitten Seitenschweller samt Fortsetzung in der Heckschürze. Front- und Heckleuchten erhielten ein neues Innenleben in LED-Technik, was vor allem dem Heck schmeichelt.

Auch den Innenraum hat Mercedes modernisiert. Das Lenkrad und vor allem der neue Automatikwählhebel sorgen für moderne Akzente. Wäre nicht noch der kleine Bildschirm, könnte das Auto auch eine Neuvorstellung sein.

Mit der Ära des SLK geht nicht nur die legendäre Bezeichnung 55 AMG unter, sondern auch der entsprechende 5,5 Liter-V8-Saugmotor. Die Bezeichnung 43 hat mit dem Hubraum nichts mehr zu tun, AMG transplantierte einen 3,0-Liter-V6-Biturbomotor samt 9G-Tronic Sportgetriebe unter die Haube. Der Leistungsverlust von 422 auf 367 PS ist dabei nicht ohne, das Drehmoment sank hingegen nur von 540 auf 520 Newtonmeter.

Rückbau gab es übrigens auch bei der direkten Konkurrenz: BMW hat seinen Z4 mit Klappdach eingestellt und Porsche den Boxster auf nur vier Zylinder beschnitten.

4,7 Sekunden auf Tempo 100 sind eine ordentliche Ansage, bei 250 Sachen wird man elektronisch eingebremst. Zur praktischen Überprüfung geht es ab auf die Straße. Schon beim Anlassen faucht es kurz aus der serienmäßigen Sportabgasanlage.

Mit kräftigen Druck schon aus dem Keller zeigt sich der Roadster von seiner muntersten und motiviertesten Seite. Im Eco- und Comfort-Modus lässt sich der Motor komplett alltagstauglich bewegen. Der Klang ist im Vergleich zum Sportmodus aber auch beschnitten.

Mit Turboladern vorne und Zauberauspuff hinten wird der 43er schnell zum akustischen Heckmotorauto. Zwar vermissen wir den tiefen Sound des V8, aber über mangelnde Lautstärke kann man sich nicht beklagen. Zumindest bis die Nachbarn mit Mistgabeln ausrücken.

Besonders genial: mit etwas Fantasie kann man beim Ausdrehen einen Hauch des legendären Heulen eines Pagani Zondas vernehmen. Auch das freche Rotzen bei spontaner Gaswegnahme im niedrigen Drehzahlbereich gefällt.

Auf eine Imitation des V8-Klanges hat man bewusst verzichtet und verstärkt lieber die kernigen Klänge des Sechszylindermotors. Das ist auch die einzig richtige Entscheidung, denn dieser Motor kärchert dem Topmodell den Schlafsand aus den Augen.

Richtig agil und teilweise äußerst aggressiv treibt es den SLC nach vorne. Besonders die Elastizität zaubert einem ein Grinsen ins Gesicht. Das Getriebe schaltet sehr flott, Ruckeln gibt es höchstens beim Runterschalten (selten) und auch nur im Sport-Modus. Hier wird gerne mal ein Gang mehr herunter geschaltet als verlangt.

Bei abgeschaltetem ESP wird die Fahrdynamik zum Abenteuer, spätestens auf nassem Asphalt. Quer siehst du mehr, für nette Drifts braucht man das wilde Tier auch bei sommerlichem Wetter nicht lange reizen. Aber Vorsicht, der Roadster ist nun deutlich giftiger, einmal quer, dosiert man besser sehr linear mit dem rechten Fuss nach. Bleibt das ESP aktiv, verhält sich der SLC hingegen erstaunlich brav.

Die Direktlenkung macht Freude, die Bremsen verzögern bestialisch gut, und das Fahrwerk liegt schön straff auf der Fahrbahn. Vorder- wie auch Hinterachse erhielten eine komplette Überholung, und Motor plus Hinterachsgetriebe spendierte man eine straffere Lagerung. 9,6 Liter Testverbrauch bei 7,8 Liter Werksangabe gehen in Ordnung, mit schwerem Gasfuß ist die Skala nach oben offen.

Bei 69.390 Euro startet des SLC 43 AMG inklusive Super-NoVA von 18 Prozent. Das wildere Styling samt 18-Zöllern ist da schon dabei, wie auch Sportlenkrad mit Schaltwippen und die Direktlenkung.

Wem die Lederausstattung abgeht, der kann sie für 1.642 dazubestellen. Zur Saisonverlängerung dienen Sitzheizung für 331 und Nackenheizung "Airscarf" für 593 Euro. Eine Dachscheibentönung kostet 573 Euro, soll sie nach Lichtstärke variieren, legt man ordentliche 3.195 Euro hin.

Empfehlenswert sind die angenehm und hell ausleuchtenden LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht für 1.884 Euro. Das sehr gut klingende Harman Kardon-Soundsystem steht mit 1.042 Euro in der Liste. Zum Einparken sinnvoll ist die hervorragende Rückfahrkamera für moderate 573 Euro.

Plus
+ drehfreudiger und bissiger Motor
+ straffes Fahrwerk
+ tolle Bremsen
+ enormer Fahrspaß
+ herrlich rotziger Klang (vor allem im "Sport"-Modus)

Minus
- Verdeck öffnet und schließt laut
- Bedienung nicht durchgehend einfach

Resümee
Die seit dem Facelift runderen Formen passen sehr gut zum Mercedes-AMG SLC 43. Der im Vergleich zum früheren V8 schwächere V6-Motor wird durch das verschärfte Fahrverhalten mehr als aufgewogen, und auch die kunstvollen Klänge der Abgasanlage erleichtern den Abschied vom Achtzylinder.

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