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Kraftprobe

Er ist nicht ein Turbo, sondern "der" Turbo - gemeint ist das traditionell stärkste und schnellste Mitglied des 911er-Reihe von Porsche. Im Test.

mid/schw

Als der 911er Turbo 1974 unter der Typbezeichnung "930" das Licht der Autowelt erblickte, glaubte man in Zuffenhausen, mit drei Litern Hubraum sei bei der Entwicklung des Sechszylinder-Boxermotors langsam das Ende der Fahnenstange erreicht.

Gleiches galt aber nicht für den Leistungshunger der Kundschaft. Deshalb wurde dem Triebwerk mit einem Abgasturbolader auf die Sprünge geholfen. 260 PS waren das Ergebnis. Ein "normaler" 911er jener Tage kam mit 2,7 Liter Hubraum auf 175 PS.

Bescheidene Werte im Vergleich zu den 540 PS, die ein Porsche 911 Turbo des aktuellen Baujahrs (Serie 991) auf die Kurbelwelle wuchtet. Wobei die mit jedem Modellwechsel wachsende Leistung - wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung - nur eine Seite der Entwicklungsmedaille ist.

Ein mindestens ebenso großes Potenzial wird bei der Leistungsentfaltung genutzt. Vorbei sind die Zeiten des Turbolochs, als der mit dem Lader gewonnene PS-Zuwachs erst bei hohen Drehzahlen in Beschleunigung mündete, um dann vehement und schwer kontrollierbar über die Hinterräder "herzufallen".

Ein aktueller Turbo ist die fast perfekte Fahrmaschine, die scheinbar unerschöpfliche Kraft über Differenzialsperren und Antriebsschlupfregelung auf alle vier Räder verteilt, um Dynamik und Sicherheit zu unterstützen, ohne die Power im System zu verheizen.

Die Elektronik wacht über jede Fahrsituation. Sie unterstützt den Fahrer optimal, ohne ihn zu bevormunden, sollte ihm der Sinn nach mehr eigener Aktivität stehen.

Über einen Drehknopf, der - nicht ganz optimal - im Lenkkranz integriert ist, wählt er selbst, ob er sich voll auf die Fremdsteuerung verlassen will oder (in zwei Stufen) auf sportliche Verhältnisse wechselt.

Elektronische Stabilisierung und Servounterstützung der Lenkung nehmen sich dann zurück, während das Ansprechverhalten des Motors agiler und die Dämpfer härter werden. Für 20 Sekunden lassen sich auf Knopfdruck zudem 50 Nm mehr Drehmoment abrufen.

Dann geht die Post ab. Am eindrucksvollsten über die Simulation eines Rennstarts per "Launch Control". Wenn der Turbo in nur drei Sekunden auf Tempo 100 ballert, fühlt man sich wie in der Talfahrt vom höchsten Punkt einer Achterbahn.

Da geht ein flaues Gefühl im Magen langsam über in fassungsloses Staunen. Für solche Momente und für seine Herrschaft über Kurvenradien wurde der Schnellste unter den 911ern gebaut.

Eher artfremd sind seine Qualitäten, wenn es nicht darum geht, die eigene Bestzeit beim "Touristen-Tag" auf der Lieblingsrennstrecke zu jagen, sondern mit dem Verkehr mitzuschwimmen.

Da schlüpft das Doppelkupplungsgetriebe butterweich in den höchsten Gang, um schon unter 1.000/min die Kraft des Boxers zu nutzen. Ansonsten ist das PDK (Porsche-Doppelkupplungsgetriebe) eher bemüht, so schnell, wie das kein Konkurrenzprodukt kann, die Fahrstufen reinzuknallen und bis zur Drehzahlgrenze zu halten, wenn dem Fahrer der Sinn nach Express-Tempo steht.

Über Geschmack lässt sich durchaus streiten - nur über Schönheit nicht. Schon gar nicht, wenn es um einen Porsche 911 geht. Wer ein Konzept vom Ur-Modell 356 (1948) in seinen Grundzügen bis heute bewahrt und begeisterte Fans auf der ganzen Welt findet, muss beim Design einen Volltreffer gelandet haben.

Wobei die Mitglieder der Fangemeinde ein Zigfaches der Porsche-Besitzer ausmachen. Kein Wunder: Wer einen Turbo will, muss die für "Normalsterbliche" utopische Summe von 213.393 Euro (Deutschland: 174.669 Euro) auf den Verkaufstresen des Porsche-Händlers zählen.

Und das ist erst der Basispreis, der sich über Wünsche wie die 580 PS starke S-Version (Ö: plus 34.096 Euro; D: plus 28.203 Euro), Cabrio (Ö: plus 17.412 Euro; D: plus 13.090 Euro) oder beides (Ö: plus 51.808 Euro; D: plus 41.293 Euro) sowie Optionen der ellenlangen Sonderausstattungsliste noch erheblich steigern lässt. Vieles ist zum Glück auch schon Serie.

Steigern ließe sich - zumal bei diesem Preis - auch noch das eine oder andere Detail. Ein Beispiel? Die Innenraumgestaltung wird den hohen Erwartungen gerecht, doch für die Verkleidung der Schottwand zum Motorraum könnte man sich auch ein anderes Material als Teppichvelours vorstellen.

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