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Bella macchina

Kann denn Schönheit Sünde sein? Nein! Das beweist die Alfa Romeo Giulia mit vernünftig-kräftigem 180-PS-Dieselmotor in unserem Test.

Text: Dieter Schwab/mid
Fotos: Jutta Leis/mid

Giulia - da klingt schon der Name wie Musik - besonders in den Ohren von Auto-Enthusiasten. Wer dabei eine rassige Schönheit mit südländischem Temperament erwartet, wird nicht enttäuscht.

Die Alfa Romeo Giulia ist eine emotional aufgeladene Limousine mit feinem Design und kräftigen Motoren. Nach fünf Jahren schließt die bella macchina endlich die Lücke, die durch den Wegfall des Alfa 159 entstanden war. Zum Test tritt nun die Variante mit 180 PS starkem 2,2-Liter-Dieselmotor an - und weiß sowohl in Sachen Sportlichkeit als auch beim Komfort zu überzeugen.

Das ist auch nötig, denn wer in die Fußstapfen eines berühmten historischen Vorbildes treten will, darf nicht beliebig daher kommen. Die Vorfreude und Verzückung begründet sich in der glanzvollen Historie mit solch bahnbrechenden Vorfahren wie der ersten Giulia (1962 bis 1974). Und auch das von Star-Designer Walter da Silva geformte Modell 156 (1997 bis 2007) transportierte die Lust an schönen Formen ins neue Jahrtausend. Die Giulia könnte wieder ein Meilenstein der Firmengeschichte werden.

Über "gefallen" oder "nicht gefallen" entscheidet der erste Eindruck - also meist die Front. Die ist den italienischen Künstlern der Blech-Haute Couture wieder herrlich gelungen. Die neue Giulia ist einfach zum Hinknien schön. Die Flanken können den starken ersten Eindruck mühelos nach hinten transportieren. Dort endet der spektakuläre Auftritt dann in einem eher leisen Abgang. Das Heck ist nett, aber längst nicht so atemberaubend wie der Rest des hübschen Mädchens.

Gutes Aussehen ist Pflicht, reicht echten Alfisti alleine aber nicht. Sportlichkeit gehört ebenfalls zum Kern der Traditionsmarke. Der Stallgeruch ist Benzin. Ein Deodorant, das schon in den frühen Jahren der Formel 1 und der Sportwagen-Weltmeisterschaft aufgetragen wurde und heute noch in der Luft liegt, obwohl Alfa Romeo auf den Rennstrecken der Welt längst keine nennenswerten Ambitionen mehr entwickelt.

Also bewahrt man diesen Ruf am besten über einen kräftigen Motor und ein straffes Fahrwerk bei den Serienmodellen. Und da biegen wir uns die Tradition ein wenig zurecht.

Denn was unter der Haube des Testwagens steckt, hat nichts mehr mit den hochdrehenden Spritsäufern vergangener Tage zu tun, die aus kleinem Hubraum viel Leistung quetschten. Heute nagelt dort unüberhörbar ein Vertreter der selbstzündenden Idee von Rudolf Diesel, wobei dies auch unter sportlichen Gesichtspunkten keine schlechte Wahl ist.

Der Turbo-Vierzylinder hat seine stattlichen 400 Nm maximales Drehmoment nämlich schon bei 1.500/min an der Kurbelwelle und verhilft der schmucken Limousine zu überzeugenden Werten: In 7,2 Sekunden sind 100 km/h erreicht. Auf die doppelte Geschwindigkeit kommt man auf deutschen Autobahnen ohne spürbaren Kraftverlust.

Erst danach wird es etwas zäh, ehe der Höchstwert von 230 km/h erreicht ist. Traktion ist dabei durchaus ein Thema, denn bei feuchter Fahrbahn muss der Fahrer gefühlvoll mit dem Gaspedal umgehen, weil die Hinterräder angesichts der Drehmomentfülle an Grip verlieren.

Das Fahrverhalten ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ein Alfa hat dynamisch um jede Ecke zu gehen. Und genau das tut die Giulia auch. Sie bleibt bis in den Grenzbereich stoisch gelassen und unterstützt das Einlenkverhalten genau so ambitioniert, wie man es sich für eine flotte Hatz über kurvenreiche Strecken wünscht.

Zum Glück wird der Komfort dabei nicht auf ein Mindestmaß reduziert. Die Federung ist zwar alles andere als wachsweich, aber sie nimmt Unebenheiten gekonnt den Schrecken. Hier wird von den bis zu fünf Personen keine Leidensfähigkeit eingefordert.

Das war bei früheren Modellen noch anders. Denen musste man noch aus einem anderen Grund mit Langmut begegnen, denn bei der Verarbeitung und der Qualität der eingesetzten Materialien nahm man es nicht so genau.

Hier setzt Alfa mit der neuen Giulia zu einem Quantensprung mit Punktlandung an. Der Innenraum ist auf Augenhöhe mit den Marken, die unter dem Begriff Premium gehandelt werden. Dazu kommt die leichte Hand italienischer Designer. Die elegant fließenden Linien, denen schon die Außenhaut folgt, setzen sich im Interieur fort.

Das Warten auf die flotte Italienerin hat sich also gelohnt. Es gibt sie mit 136 Diesel-PS ab 33.990 Euro (Deutschland: 33.100 Euro), die getestete 180-PS-Selbstzünder in der feineren Variante "Super" mit Stoff-/Ledersitzen, 17-Zoll-Alus, Touchscreen, Einparkhilfe hinten etc. kostet 39.350 Euro (D: 37.400 Euro).

Technische Daten Alfa Romeo Giulia Super Diesel 180 PS

Viertürige, fünfsitzige Mittelklasse-Limousine, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,64/2,02/1,44/2,82, Leergewicht: 1475 kg, max. Zuladung: 465 kg, Kofferraumvolumen:480 l, Tankinhalt: 52 l.
Antrieb: Vierzylinder-Common-Rail-Dieselmotor, Leistung: 132 kW/180 PS bei 3.750/min, max. Drehmoment: 400 Nm bei 1.500/min, Sechsgang-Schaltgetriebe, Beschleunigung: 0-100 km/h: 7,2 s, Höchstgeschwindigkeit: 230 km/h, Normverbrauch: 4,0 l Super/100 km; CO2-Emission: 105 g/km, Testverbrauch: 6,2 l.
Preis: ab 39.350 Euro (Deutschland: 37.400 Euro).

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