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Kleiner Ballermann

Wir testen den neuen Fiesta ST, der 200 PS aus drei Zylindern schöpft und sechs manuelle Gänge plus ein echtes Sperrdifferenzial bereithält.

Bernhard Reichel

Neben der neuen Luxusausführung "Vignale" und der ebenfalls neuen Hochbauversion "Active" darf beim Ford Fiesta natürlich die sportliche Tiefbauvariante "ST" nicht fehlen, die diesmal gleich zu Beginn des Modellzyklus verfügbar ist.

Der neue Turbobenziner mit drei Zylindern und 1,5 Litern Hubraum setzt auf zwei variabel steuerbare Nockenwellen samt zwölf Ventilen. Der Motor leistet 200 PS, das maximale Drehmoment von 290 Nm liegt zwischen 1.600 und 4.000 U/min an. Damit beschleunigt er in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit stellt sich bei 232 km/h ein.

Im Schubbetrieb und bei wenig Gas schaltet die Motorsteuerung sogar einen der drei Zylinder ab - souverän und unmerklich. Der Motor hat bereits einen Benzin-Partikelfilter und erfüllt die Abgasnorm Euro 6d-TEMP. Der Auspuff kommt jetzt mit Klappensteuerung. Optisch unterscheidet sich der ST kaum von der für die schwächeren Motorisierungen erhältlichen ST-Line, was nicht unbedingt negativ ist, jedoch war der Vorgänger deutlich wilder und eigenständiger als seine zivilen Brüder.

Während die Konkurrenz bis hinauf zur Kompaktklasse nur noch auf Fünftürer setzt, bekommt man den Fiesta auch als sportlicheren Dreitürer. Der Einstieg in den Innenraum, vor allem nach hinten, ist zwar umständlich - aber was tut man nicht alles für die Optik. Die hat man dafür auch innen schön rausgeputzt.

Ein dick gefüttertes und unten abgeflachtes Lenkrad sowie ordentlich wuchtige Recaro-Sitze prägen den ersten Eindruck. Die blauen Zierstreifen in den Gurten und die zahlreichen blauen Nähte sehen besonders cool aus und unterstreichen die Detailliebe. Solche Nähte zieren auch den Handbremshebel, der erfreulicherweise manuell wirkt.

Ingesamt hat die Größe des Innenraums nicht allzusehr vom Generationswechsel profitiert, dafür aber die Bedienung (intuitiver) und die Anordnung sämtlicher Bedienelemente (aufgeräumter). Das Navi ist kinderleicht bedienbar. Für den Alltag stehen 303 Liter Kofferraum zur Verfügung, nach Umklappen der Rückbank sogar 984 Liter.

Die Befürchtung, dem neuen Dreizylinder würde es an Schmalz fehlen, stellt sich sehr schnell als unbegründet heraus. Das Triebwerk wirkt äußerst lebendig und drehfreudig. Sogar auf der Autobahn macht der Dreitöpfer nie schlapp. Auch der Klang ist richtig gut, vor allem im obersten Drehzahlbereich klingt er sehr kernig.

Der Durchzug ist richtig spaßig und die sechs Gänge des Getriebes sind rasch und knackig schaltbar. Unterm Strich ist dieser Motor der neue Maßstab in Sachen Dreizylinder. Bei Bedarf packen auch die Bremsen ordentlich und feinfühlig zu.

Der Fahrer kann jetzt zwischen den Modi „Normal“, „Sport“ oder „Track“ (Rennstrecke) wählen. Der Sportmodus bietet mit direkterer Gasannahme, noch mehr Motorklang und einer etwas schwergängigeren Lenkung die goldene Mitte. Leider geht es bei jedem Neustart automatisch zurück in den Normalmodus.

An der Verbundlenker-Hinterachse kommt die "Force Vectoring" genannte Architektur zum Einsatz. Die Fahrwerksfedern sind mit ihren asymmetrisch ausgelegten Windungsabständen ganz leicht s-förmig. Bei kurvenbedingten Querkräften bleibt der äußere Hinterreifen schön parallel zum Boden und bietet die volle Auflagefläche. Die Übersteuer-Neigung wird dadurch minimiert.

Auf Wunsch kann man extrem schnell unterwegs sein. Selbst im ESP-entschärfenden Track-Modus bleibt der Chef-Fiesta sicher am Boden. Während das elektronische Sicherheitsnetz in der Klasse immer seltener deaktivierbar ist, darf man dies bei Ford erfreulicherweise noch. Viel Unterschied zum Sportmodus ist allerdings nicht mehr spürbar. Auf dem Rundkurs kann der ST so aber schon mal ein Beinchen in schnellen Kurven heben.

Einigermaßen spürbar sind die Antriebseinflüsse in der Lenkung und bei Vollgas sucht der Fiesta ST öfters nach Grip. Jedenfalls, wenn es geradeaus geht.

Das durchdrehende kurveninnere Vorderrad beim Beschleunigen aus Kurven lässt sich wirkungsvoll durch Bestellen des „Performance-Pakets“ um 900 Euro bekämpfen. Neben Launch Control und Performance-Schaltanzeige bietet dieses vor allem ein echtes mechanisches Sperrdifferenzial. Absolut empfehlenswert.

Den angegebenen 5,9 Litern kann man sich mit sehr zurückhaltender Fahrweise durchaus annähern. Bei artgerechterem Auslauf sind es hingegen gute 7,5 Liter.

Die Warnung vor dem aktivierten Abblendlicht bei Öffen der Tür ist eigentlich unnötig, weil das Licht bei deaktiviertem Motor ohnehin ausgeht. Und stellt man das Abblendlicht manuell ein oder aus, ist es beim nächsten Neustart wieder auf Automatik. „Strom sparen, mit Licht-Automatik fahren“ lautet hier wohl das Motto.

Preislich startet der neue Ford Fiesta ST als Dreitürer bei 23.350 Euro, der Fünftürer kostet 500 Euro mehr. Allerdings: Bei Leasing ist man in Österreich schon ab sensationellen 19.190 Euro (zu finanzierender Betrag) dabei.

In der Serienausstattung ist bereits einiges enthalten: manuelle Klimaanlage, Fahrspur-Assistent, Sprachsteuerung, AppLink und 6,5“ Touchscreen, Tempomat, zusätzliche Kopf-Schulter-Airbags vorn und hinten, Nebelscheinwerfer, Abbiegelicht, Recaro-Sportsitze, Sportfahrwerk und 17-Zoll-Räder.

Im „ST Plus“-Paket sind um 2.950 Euro unter anderem Navi, Klimaautomatik, mehrere Assistenzsysteme, schlüsselloser Zugang, 18-Zöller und Teilleder-Polsterung enthalten. Wer gern blau macht, erhält per 450 Euro teurer Colour-Line die entsprechenden farbigen Ziernähte und auch zweifarbige Felgen.

Plus
+ kraftvoller, durchzugsstarker Motor
+ hervorragende Lenkung
+ enorm agiles Fahrverhalten
+ straffes, dennoch nicht unkomfortables Fahrwerk
+ sehr fairer Kaufpreis
+ markanter Sound

Minus
- bei Vollgas nervöse Vorderachse
- für manche zu markanter Sound

Resümee
Der neue Ford Fiesta ST ist ein kurvengieriger Giftzwerg mit voller Alltagstauglichkeit. Die wesentlichen Zutaten sind sehr gut abgeschmeckt, der Turbodreizylinder überzeugt in allen Punkten. Und der faire Preis rundet die Sache positiv ab.

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