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Dreht ihn höher!

Mazda hat den spaßigsten leistbaren Roadster frisch modellgepflegt. Wir nehmen uns den bislang stärksten MX-5 mit nun 184 PS zum Test vor.

Bernhard Reichel

An kleinen, leichten Roadstern haben sich fast alle Hersteller einmal die Finger verbrannt. Nur Mazda scheint das richtige Händchen gehabt zu haben und knackte mit der vierten und sogar kürzesten Generation des MX-5 die Millionenschwelle. Nach drei Jahren spendiert man dieser eine sanfte Modellpflege.

Optisch gab es keinen Grund zur Änderung. Abgesehen von der Farbpalette für Lack und Felgen tat sich nichts. Außer Ferrari verkauft Mazda wohl die meisten Autos in Rot. Dennoch ersetzte man das begehrte Soul Red durch das nun deutlich dunklere aber satter wirkende „Soul Rot Crystal“. Passend zur schwarzen A-Säule werden die sonst silbernen Felgen in der Ausstattung „Challenge“ in Schwarz geliefert.

Die wichtigste Neuerung findet unter der muskulös ausgeformten Haube statt. Eine Umstellung auf die neueste Abgasnorm Euro 6d-Temp muss nicht weniger Leistung bedeuten. Mazda kitzelt gleich 20 PS mehr aus dem zwei Liter großen Motor, der immer noch ohne Turboaufladung auskommen darf. Das Drehmoment wuchs dafür nur um fünf Nm auf 205. Das Triebwerk darf nun 700 Umdrehungen mehr drehen. Erst bei 7.500 Touren steht spätestens der Gangwechsel an.

Die Mehrleistung schöpften die Ingenieure aber nicht nur über die erhöhte Drehzahl, sondern auch über zahlreiche Operationen am offenen Herzen: die Pleuel wurden leichter, der Nockenhub größer und es gibt ein optimiertes Zweimassenschwungrad. Auch der Basismotor mit 1.5 Litern Hubraum profitierte von den Änderungen, erstarkte aber nur um 2 PS auf 132.

Wenn man heute ein Auto selbst fahren will, dann eines wie den MX-5. Dennoch hat Mazda ein paar Assistenten bereitgestellt. Darunter ist sogar eine Müdigkeitserkennung, in einem Aufputschmittel wie dem MX-5 so notwendig wie ein Kamm für Kojak.

Auch nicht jedermanns Wunsch, aber immerhin schön unauffällig integriert, ist die Rückfahrkamera. Neu sind auch die Verkehrszeichenerkennung und der Notbremsassistent.

Während sich manche modernen Autos überfettet anfühlen, passt der MX-5 immer noch perfekt wie ein enger Handschuh. Verschiedene Größen gibt es bei Mazda aber nicht, entweder man passt rein - bis allerhöchstens 1,85 Meter Körpergröße - oder nicht.

Leichter hat man es jetzt mit dem nun verstellbaren Lenkrad. Der Kofferraum fasst immer noch nur symbolische 130 Liter. Drei gut brauchbare Ablagefächer gibt es hinter den Sitzen. Ein Handschuhfach sucht man weiterhin vergebens.

Zum Öffnen und Schließen des manuellen Stoffverdeckes braucht es praktisch keine Kraft und so schnell gelingt dies keinem Verdeckmotor. Rau rüttelt es den Motor aus dem Schlaf. Die Vibrationen am runden Schalthebel sorgen für Vorfreude. Die Gänge flutschen so knackig wie sonst nirgendwo in die ultrakurzen Gassen.

Der Saugmotor reagiert sehr direkt auf Gasbefehle. In der Stadt und im Alltag lässt sich der Roadster dennoch sehr zahm und mit erstaunlich wenig Drehzahl dirigieren. Für besten Durchzug im doppelten Sinne dreht man konsequent die Gänge aus. An die neue Drehzahlgrenze muss man sich erst herantrauen. Belohnt wird man vor allem beim Gangwechsel nach oben, denn nun liegt gleich die richtige Leistung an, und man plumpst nicht mehr in eine kleine Leistungslücke hinein.

Unser Test fiel unmittelbar in die feuchte Jahreszeit. Wie kein anderes Auto zeigt sich der MX-5 von seiner gefühlsechten Seite. Jedes Zucken der Hinterachse spürt man, die direkte Lenkung gibt so viel Rückmeldung, um überrollte Zigarettenstummel erspüren zu können.

Die bissigen Bremsen sind ebenso perfekt spürbar wie das kompromissbereite Fahrwerk. Sticht man mit durchgedrücktem mittlerem Pedal in die Kurve, wird das Heck schön leicht. Eine gefühlte Ewigkeit lässt der Roadster nun offen, ob man ihn stabilisiert und gripreich durch die Kurve hetzt oder quer ein paar Fliegen auf der Seitenscheibe sammelt.

Der Sound ist geradliniger, aber etwas lauter als beim Vorgänger. Zwischen sieben und acht Liter verbraucht der Mazda MX-5 gerne mal, was in Relation zum Gebotenen und der Werksangabe von 6,9 Liter ein feiner Wert ist.

Für den Stoffdach-MX-5 sind fünf, für den RF drei Ausstattungspakete verfügbar. Die Einstiegsversion Emotion bietet für 26.390 Euro ein ausreichendes Basispaket mit 16-Zoll-Rädern, LED-Scheinwerfern, Klimaanlage und Radio mit USB-Anschluss. Ein Sperrdifferenzial gibt es ab Revolution.

In der getesteten Topversion Revolution Top sind für 35.890 Euro neben Navigationssystem, Tempomat, Regen- und Lichtsensor, Multifunktions-Lederlenkrad, Bose-Soundsystem, Recaro Sportsitzen mit Sitzheizung und Bilstein-Sportfahrwerk auch City-Notbremsassistent, Müdigkeitserkennung, Spurwechselassistent mit Ausparkhilfe und Rückfahrkamera mit an Bord.

Plus
+ perfekter Fahrspaß
+ ausgewogenes Fahrwerk
+ rückmeldefreudige Lenkung
+ angemessener Verbrauch
+ geniales Verdecksystem
+ auch mit Topausstattung nicht überteuert

Minus
- sehr kleiner Kofferraum
- keine Extras erhältlich
- sparsame Rostvorsorge

Resümee
Die Klassiker der Zukunft lassen sich heute schon an einer Hand abzählen, der Mazda MX-5 zählt zweifellos dazu. Mit der zarten Modellpflege kamen mehr Power und dank endlich höhen- und reichweitenverstellbarem Lenkrad eine bessere Sitzposition. Selbst ohne Einbeziehen der hervorragenden Preis-Leistungs-Relation bleibt der MX-5 der perfekt ausgereifte Fahrspaßbringer schlechthin.

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