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Noch mehr 6

Der 6er ist Mazdas Flaggschiff und wurde für 2019 vorwiegend unter dem Blech modernisiert. Wir testen den Kombi mit dem stärksten Benzinmotor.

Text und Fotos: Johannes Toth

Unglaublich, aber wahr: Jujiro Matsuda gründete 1920 zuerst eine Firma zur Veredelung von Kork, ehe er Maschinenbauteile und schließlich Motorräder und dann LKW produzierte. Das war 1930 und ab nun wurde der Name Mazda – angelehnt an Ahura Mazda, den ursprünglich persischen Gott der Weisheit sowie an den Namen des Firmengründers – verwendet. Erst 1960 gab es in Japan den ersten Mazda-PKW, einen Kleinwagen, zu kaufen und ab 1969 erfolgt der Markteinritt in Österreich.

Seit 2002 wird der Mazda6 als Nachfolger des 626 angeboten und erfuhr unlängst ein Facelift der aktuellen dritten Modellgeneration. Am Exterieur sind die Neuerungen dezent ausgefallen. Am ehesten ist der Neue an den weggefallenen Nebelscheinwerfern zu erkennen. Deren Funktion ist nun nämlich in den serienmäßigen LED-Scheinwerfern integriert.

Die großen Verbesserungen sind beim Interieur bemerkbar. Das Armaturenbrett wurde komplett ausgetauscht und kommt nun mit gestreckter Linienführung viel klarer daher. Die Sitze sind breiter, ergonomischer, und erstmals klimatisierbar – also mit Heiz- und Kühlfunktion – erhältlich. Und wir können bestätigen: die Sitzposition ist sehr angenehm. Während die Mittelarmlehne im Fond vor allem die Augen der jüngeren Mitreisenden zum Strahlen bringt: „echt fresh, gleich zwei USB-Anschlüsse!“

Das Lenkrad dagegen wurde 1:1 vom Vorgänger übernommen. Und das ist gut so. Es ist nicht so dick wie in anderen Fahrzeugen – hat also einen angenehmen Durchmesser, und die Daumenauflage ist ebenfalls dezenter als anderswo. Die Armaturenanzeigen sind je nach Ausstattung teil- oder volldigitalisiert, kommen jedoch in jeder Variante übersichtlich und in klassischer Manier mit Silberumrandung daher.

Wie im fernen Osten üblich, ist die Extraliste überschaubar. Es gibt fünf Ausstattungslinien, that's it. Ebenfalls wie von Mazda gewohnt, ist die Grundausstattung schon recht üppig. Serienmäßig verbaut sind in jedem Modell unter anderem Head-up-Display mit Verkehrszeichenerkennung, Navigationssystem, Lendenwirbelstütze, Spurhalteassistent, adaptiver Tempomat, sowie Regen- und Lichtsensoren. Auch der Notbremsassistent ist immer mit dabei und hat einen eventuellen Auffahrunfall auf der Wiener Stadtautobahn verhindert, als wir beim Spurwechsel kurz in den Rückspiegel blickten, währenddessen der Vordermann abrupt gebremst hat.

Manchmal überraschen die Mazda-Designer mit netten Kleinigkeiten. So ist zum Beispiel unter der Sonnenblende eine Halterung für Sonnenbrillen angebracht. Manchmal hätten sie weiter denken können. Das schlüssellose Zugangssystem ist so programmierbar, dass es sich selbst versperrt, wenn man sich vom Auto entfernt. Sehr bequem. Warum bleiben die elektrischen Fenster aber in diesem Fall geöffnet, statt diese gleich ebenso zu schließen?

In unserem Testwagen war der G194 Benziner verbaut. Bedeutet 2,5 Liter mit 4-Zylindern, einer Leistung von 194 PS und 258 Nm Drehmoment. Das bringt einen Beschleunigungswert von 8,1 Sekunden auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 223 km/h.

Das turbolose Aggregat ist zwar im warmen Zustand leise, beim Kaltstart und beim Hochdrehen jedoch eher brummig und laut. Der „Sport“-Taster des Getriebes hält den Motor quirliger im mittleren und oberen Drehzahlbereich. Obwohl das Gaspedal nicht schneller anspricht, fährt sich der Wagen trotzdem dynamischer.

Diese Funktion ist in diesem Auto aber vorwiegend im kurvig-bergigen Geläuf sinnvoll, da sich sonst der Spritverbrauch und die Geräuschentwicklung unnötig erhöhen. Der Tempomat beendet übrigens die Sport-Einstellung selbstständig. Wir waren in der Normal-Stellung und mit den mit diesem Motor und dem 6-Stufen-Automatikgetriebe serienmäßigen Schaltwippen am Lenkrad zumeist passend unterwegs.

Man merkt schon, der Mazda6 Sport Combi ist eher als Langstreckengleiter gedacht. Das Fahrwerk ist straff, lässt sich vom Durchschnittsfahrer nicht aus der Ruhe bringen. Wochentags ideal für Businesspeople und am Wochenende für den bequemen Familientransport, wenn's nicht unbedingt ein SUV sein muss. Wobei die Beinfreiheit hinten etwas großzügiger sein könnte und der Kofferraum mit 522 Litern Fassungsvermögen OK, im Klassenvergleich aber nicht allzu groß bemessen ist.

Gut gefällt uns die Möglichkeit, die Menüfunktionen des Touch-Screens auch per Dreh-Drück-Knopf ("HMI-Commander") zwischen den Vordersitzen bedienen zu können. Das lenkt weniger vom Verkehrsgeschehen ab. Ebensowenig möchten wir ab sofort das oben erwähnte serienmäßige Head-up Display missen, das uns die gerade gefahrene Geschwindigkeit und die aktuellen Geschwindigkeitsbeschränkungen in die Frontscheibe projiziert.

Der ab der Revolution-Ausstattung serienmäßige 360-Grad Umgebungsmonitor ist zwar praktisch, aber verbesserungswürdig. Die Auflösung könnte schärfer sein und genau an den kritischen vier Ecken des Fahrzeuges gibt es uneinsehbare blinde Flecken in Form von schwarzen Strichen am Display.

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Umstand, dass beim Drücken der Motor-Stop-Taste sowohl das Radio abgeschaltet wird, als auch die Handy-Freisprechanlage ihren Dienst quittiert. Bedeutet also: entweder den Motor laufen lassen, um das Gespräch zu beenden, oder mit dem Handy am Ohr weitertelefonieren.

Die von Mazda entwickelte Skyactive-Motortechnologie sowohl für Benzin- als auch für Diesel-Motoren wird inzwischen in der gesamten Fahrzeugpalette angewendet. Beim Benzinmotor wird dabei das Verdichtungsverhältnis auf ungewöhnliche 14:1 stark erhöht, was ohne Verkleinerung der Motoren-Kubatur zu weniger Verbrauch und gleichzeitig höherem Drehmoment führt. Mazda nennt 6,7 Liter als mittleren Normverbrauch, wir fuhren im Test mit durchschnittlich 8,1 Litern auf 100 km.

Die Preise starten bei 36.390 Euro für den Mazda6 Sport Combi mit 145 Benzin PS. Unser sehr gut ausgestattetes Revolution Top Modell mit 194 PS steht um 43.390 Euro beim Händler des Vertrauens. Für das wirklich schöne Crystal Soul-Rot wären zusätzlich 890 Euro fällig – die sind es aber jedenfalls wert.

Plus
+ vieles ist schon in der Basisversion serienmäßig, was beim Mitbewerb in endlosen Aufpreislisten steht
+ ein so tolles Rot gibt’s nur bei Mazda
+ gute Sitze sorgen für entspanntes Fahren
+ die Kofferraum-Abdeckrollo ist direkt an der Heckklappe angebracht und benötigt keine zusätzliche Bedienung

Minus
- die 360-Grad-Umsicht zeigt das Auto aus Vogelperspektive am Monitor, hat aber blinde Flecken
- Radio-Stationstasten zum gezielten Senderwechsel nur über Untermenüs anzuwählen
- beim Einlegen der Getriebestufe D muss der Fahrer fest auf der Bremse stehen, da das Getriebe den Wagen sonst gleich kräftig voranschiebt

Resümee
Wie von den Japanern gewohnt, hat der Mazda6 schon von Haus aus vieles drin, was modernes Autofahren angenehm macht. Damit ist dieses Auto ein erstzunehmender Gegner für den deutschen Mitbewerb und sowohl als Firmenwagen als auch Familienauto eine überlegenswerte Alternative. Vor allem für diejenigen, die bereits dahintergekommen sind, dass ein Kombi vieles besser kann als ein SUV.

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