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Sternenritter

Mit 435 PS, Allradantrieb und flotter Neungang-Automatik stellt sich der Mercedes-AMG E 53 in klassisch-schöner Coupé-Form unserem Test.

Bernhard Reichel

Die Veredelungs- und Sportabteilung Mercedes-AMG ist so breit aufgestellt wie noch nie zuvor. Die Spanne reicht von der vierzylindrigen A-Klasse bis hin zum über 1.000 PS starken Hypersportler AMG One. Natürlich hat man auch die klassischen Heckantriebsmodelle nie vergessen.

Zwischen 43 und 63 fügt sich nun eine neue AMG-Linie ein. Während in den 43er-Modellen der C-Klasse weiterhin V6-Motoren werken, kommt in den E 53ern, so auch im getesteten Mercedes-AMG E 53 Coupé, ein neuer drei Liter großer Reihensechszylinder zum Einsatz, stets als Mild-Hybrid ausgeführt. Der E 43 entfällt somit, doch der V8 bleibt als E 63 erhalten.

Dank 22 PS elektrischer Bonusleistung bringt es die Einheit auf beachtliche 435 PS Systemleistung und heftige 770 Nm Drehmoment. Allradantrieb und Neungang-Automatik sind hier obligatorisch. Damit geht es auf Tempo 100 in 4,4 Sekunden. Bei 250 km/h bremst Mercedes den kleinen AMG ein. Gegen Aufpreis sind 20 zusätzliche Stundenkilometer möglich. Im Grunde kommt der elektrische Extraboost von einem überdimensionierten Startergenerator, der eben auch als Motor fungiert. Das spart Gewicht. Neu ist auch ein zusätzliches 48-Volt-Bordnetz.

Optisch hat man das elegante Coupé ordentlich aggressiv herausgeputzt. Den Kühlergrill unterteilt nun die Twin-Blade genannte Spange, die zuvor nur die V8-Modelle tragen durften. Demokratisierung sozusagen, wobei schon der neue GLE 53 AMG die erste Ausnahme bildet und die vertikalen Panamericana-Grillstreben der großen AMG tragen darf.

Die Seitenansicht wird vor allem von der flachen und in einem kompromisslosen Bogen gespannten Dachlinie und den fehlenden B-Säulen geprägt. Das E-Coupé ist der erste neue Mercedes ohne prägnante Lichtkante durch die Seitenlinie. Am Heck gibt es eine Spoilerlippe, falsche Luftauslässe und vier runde, schwarze Endrohre.

Der Innenraum ist geprägt vom volldigitalen Widescreen und den beleuchteten und turbinenartigen Lüftungsdüsen. Unabhängig vom Fahrmodus stehen drei Tachodesigns zur Verfügung. Die Bedienung der zahlreichen Menüs erfordert naturgemäß etwas Eingewöhnung.

Leder mit sauberen Nähten gibt es in Hülle und Fülle. Auch Armaturenbrett und Türtafeln sind mit der edlen Haut bezogen. Der Zugang nach hinten ist allerdings mühsam, Optisch verraten in unserem Fall nur die serienmäßig knallroten Gute, die Wandlung des Reisewagens zum Sportwagen.

Der Auspuff röhrt direkt nach dem Kaltstart wie eine Bohrung durch eine Sperrholzplatte. Einmal in Bewegung knurrt das Triebwerk angenehm kernig. Von außen hört sich das ganze hingegen relativ unspektakulär an.

Bumms gibt es schon vom Stand weg ordentlich. Im Grunde stoppt nur die StVO den durchgehenden Schub. Dank Allradantrieb ist die Traktion astrein. Selbst provoziert lässt sich das Coupé praktisch nicht querstellen. Die Lenkung ist passend schwergängig, die abgeflachten Lenkrad-Teile sind aber nicht immer angenehm. Die Bremsen packen stets und lange verlässlich zu. Trotzdem wird man beim Bremsen immer wieder an die fast zwei Tonnen Leergewicht erinnert.

Die Automatik arbeitet im Normalbetrieb butterweich und flott. In den Sportmodi geht es noch flotter und so werden die Gänge richtig knackig wie mit einem DSG hineingepresst.

Unterm Strich bietet der 53er AMG ein gnadenlos perfektes Handling. Die Längsdynamik ist nicht abartig, aber beeindruckend. Klangtechnisch fehlt es aber an etwas entsprechend dynamischer Untermauerung. Abhilfe schafft der Sport Plus-Modus. Der Klang ist damit deutlich lauter und kerniger. Der Auspuff plustert sich zudem mit gelegentlichen (künstlichen) Fehlzündungen spaßig auf, die durch das ganze Auto vibrieren.

Ab etwa 3.000 Touren heult es aus dem Heck wie aus dem legendären Pagani Zonda S. Bei neun Gängen ist manuelles Schalten nicht unbedingt bevorzugt, klangtechnisch lässt sich so aber schon eine gemütliche Beschleunigung auf Tempo 50 gekonnt überdramatisieren.

Zwischen 10 und 12 Litern Super Plus scluckt das AMG-Coupé durchaus gerne, 8,8 sollten laut Werk möglich sein. Um sich dem Wert anzunähern, hilft der Ecomodus, in dem beim Segeln der Motor sogar gänzlich ausgeht. Im Stand an der Ampel wie auch während der Fahrt springt er dann zügig und unauffällig wieder an.

Ab 103.750 Euro geht es los. Serienmäßig sind Nettigkeiten wie die 360-Grad-Kamera oder Assistenten für den Spurwechsel, die Verkehrszeichenerkennung oder das alleinige Anfahren im Stau dabei. Das Multibeam-LED kostet 1.825 Euro, Comand Online 3.273 Euro, Panoramaschiebedach 2.110 Euro, Head-up-Display 1.476 Euro, Widescreencockpit 1.219 Euro. Das Burmester-Soundsystem für ebenfalls 1.219 Euro ist sein Geld allemal wert.

Plus
+ sichere Straßenlage
+ elegantes Äußeres
+ top Verarbeitung
+ top Kamerabild
+ keine B-Säulen
+ schnelle Automatik
+ Automatik-Ganghebel am Lenkrad genial

Minus
- Klang teilweise gar zurückhaltend
- hohes Leergewicht

Resümee
Wer es sich leisten kann und will findet im Mercedes-AMG E 53 Coupe einen perfekten, aber etwas zu kühlen Sportwagen. Fehler gibt es im Grunde keine. Leergewicht und Verbrauch dürften aber etwas niedriger sein. Der zurückhaltende Klang ist Geschmacksache. Das klassische echte Coupé ohne B-Säulen macht allein beim Ansehen echte Freude.

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