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EQ-Test

Smart erneuert sich komplett und wird zur reinen Elektromarke. Wie sich das anfühlt, prüfen wir anhand des Viertürers Smart forfour im EQ-Test.

Text: Tanja Pitzer; Fotos: Bernhard Reichel

Seit 1998 gibt es die zu Daimler gehörende Marke Smart bereits und seit damals war der Kleine von Mercedes immer wieder seiner Zeit voraus. Fast schon wieder vergessen, dass es den Smart fortwo bereits seit 2007 mit Elektroantrieb gibt.

Ab 2020 wird Smart endgültig zur rein elektrischen Marke. Ursprünglich ohnehin als Elektroauto geplant, kehrt Smart damit zurück zu seinen Wurzeln. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Das batteriebasierte Elektroauto und der Smart an sich sind aufgrund ihrer Reichweite definitiv in der Stadt zu Hause, doch es war zwei Jahrzehnte lang der entscheidende Kaufgrund des kleinen Stadtflitzers keine Garage zu brauchen, weil einfach immer irgendwo eine Lücke zu finden ist - das gilt natürlich auch für den größeren, aber immer noch 3,5 Meter kurzen Viertürer Smart forfour. Aus dem fünften Stock ein Elektroauto zu laden, ist allerdings unmöglich. Entweder muss jetzt doch eine Garage her, oder man hat hoffentlich eine Ladestation in der Nähe.

Optisch unterscheidet sich der elektrische Smart forfour nicht von seinem verbrennenden Bruder. Sogar die Stromsteckdose befindet sich hinter dem ursprünglichen Tankdeckel und so ist der Stromer optisch nur an der kleinen Zusatzplakette „EQ“ zu erkennen.

Auch im Innenraum hat sich nichts geändert. Bunt und verspielt, aber mit ausreichend Platzangebot, präsentiert sich der Forfour. Das hübsche 3-Speichen Lenkrad liegt wunderbar in der Hand und so macht das Kurven durch die Stadt gleich richtig Spaß. Das Kofferraumvolumen lässt sich von 185 Liter auf 975 Liter erweitern und ist damit gleich groß wie beim Verbrenner.

Doch eines hat sich gravierend verändert: Unter dem nun endgültig fest verschraubten Motorraumdeckel befindet sich ein fremderregter Drehstrom-Synchronmotor von Renault mit 60 kW/82 PS.

In der dritten Benzingeneration büßten vor allem die Basistriebwerke ordentlich Kraft, Durchzug und zugleich gar Verbrauchsvorteile gegenüber den Vorgängern ein. Diese Probleme sind mit dem Elektromotor aber auf einmal elegant beiseite weggewischt.

Mit 12,7 Sekunden auf Tempo 100 und - abgeregelten - 130 km/h Höchstgeschwindigkeit gewinnt man zwar immer noch keine Rennen, aber im EQ gewinnt die dritte Generation des Smarts ihre alte Spritzigkeit zurück.

Schließlich fährt man ab der ersten Radumdrehung mit dem vollen Drehmoment von 160 Nm und beschleunigt stufenlos, weil mit nur einem Gang. Das bedeutet auch, dass das oft bemängelte automatisierte Getriebe, das die Passagiere bei Schaltvorgängen zum Kopfnicken zwang, nun endgültig Geschichte ist.

Der Motor arbeitet flüsterleise, umso mehr fällt auf, wie laut es durch das Stoffdach von außen nach innen dröhnt. Der größte Komfortgewinn stellt sich aber beim Einparken ein. Durch die fein dosierbare Beschleunigung schwebt man fast in jede Parklücke. Definitiv ein Pluspunkt für ein Stadtauto.

In der kalten Jahreszeit gilt der erste Griff oft dem Schalter der Sitzheizung, wodurch es auch im Smart Forfour EQ rasch wohlig warm wird. Gleichzeitig merkt man, dass zusätzlich die Lenkradheizung aktiviert wird und gegen kalte Finger arbeitet. Beides zehrt kaum an der Reichweite.

Eine Heizung gibt es natürlich auch, aber man tut sich keinen großen gefallen, diese zu aktivieren. Zum einen sinkt dann die Reichweite deutlich, und zum anderen bläst einem die Lüftung mangels warmer Abluft aus dem Motor erst einmal mehrere Minuten lang kalte Luft um die Ohren, bis diese endlich halbwegs aufgeheizt ist. Selbst dann kann man eher von einer warmen Brise als von einer wirklichen Heizung sprechen.

Im Smart forfour EQ ist wie im fortwo EQ ein Lithium-Ionen-Akku mit 17,6 kWh Kapazität verbaut. Damit beträgt die offizielle Reichweite mit 148-152 Kilometern etwa zehn Kilometer weniger als im Fortwo. Im Test haben wir es, auch ohne Heizung, nicht ganz auf diesen Wert geschafft, obwohl unser Durchschnittverbrauch mit 14,4 kWh sogar hauchdünn unter dem Normwert von 14,5 kWh lag.

Das Laden selbst geht recht schnell. An der Haushaltssteckdose (ca. 2,5 kW) dauert es etwa sechs Stunden und an der 400-Volt-Wallbox (4,6 kW) 3,5 Stunden, bis der Akku aufgeladen ist. Mit 22 kW bringt man die Batterie in weniger als 40 Minuten von zehn auf 80 Prozent, das dafür nötige Typ-2-Kabel ist optional erhältlich. Laden mit 50 kW oder noch mehr ist nicht möglich.

Mit 23.750 Euro legt man knapp 10.000 Euro mehr auf den Tisch als für den Forfour mit 90-PS-Benziner. Dennoch ist das Angebot im Vergleich zur elektrischen Konkurrenz ziemlich attraktiv, liegt man hier doch eher bei 30.000 Euro oder deutlich mehr, wenn auch mit durchwegs größeren Batterien und damit höherer Reichweite.

Serienmäßig sind beim Smart Forfour EQ 3-Speichen-Lenkrad, Lederschaltknauf, Audiosystem mit Bluetooth, Klimaautomatik, Tempomat, Bremsassistent, Seitenwindassistent und Berganfahrhilfe. Je nach Ausstattungslinie – "passion", "perfect" oder "prime" – kommen noch zwischen 1.000 und 2.000 Euro dazu. Wer im "Brabus style" vorfahren möchte, berappt 4.000 Euro für den dann weit sportlicheren Auftritt.

Absolut sinnvoll ist das Winter Paket für 487 Euro. Damit erhalten alle Passagiere eine Sitzheizung und der Fahrer eine Lenkradheizung. Für 244 Euro gibt es im Komfortpaket unter anderem elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel sowie höhenverstellbaren Fahrersitz und Lenksäule. Das Panoramadach kommt auf 412 Euro und das elektrische Faltdach auf 832 Euro.

Plus
+ geringer Stromverbrauch
+ relativ kurze Ladedauer
+ genügend Platz
+ kleiner Wendekreis
+ gute Übersicht

Minus
- kleine Batterie, daher bescheidene Reichweite
- schwache Heizung

Resümee
Optisch gibt es beim elektrischen Smart forfour EQ keinerlei Unterschiede zum verbrennenden Bruder. Technisch genießt man den Vorteil des spritzigeren Elektromotors. Zusammen mit dem kleinen Wendekreis macht jede Fahrt durch die Stadt richtig Freude. Vorausgesetzt, man kann seinen Smart regelmäßig laden und möchte keine allzu langen Strecken fahren.

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