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Nobody's Fool

Rennfahrender Schauspieler, schauspielender Rennfahrer, Menschenfreund: nach erfülltem Leben ist "PLN" an Lungenkrebs gestorben.

Erst mit über 40 Jahren entdeckte Paul Leonard Newman neben dem künstlerischen und dem geschäftlichen auch sein sportliches Talent. Für den Film "Winning" im Jahr 1969 begab der damals schon arrivierte Star sich in die Welt des Motorsports.

Wie seine Kollegen Steve McQueen und James Garner blieb auch er sozusagen "picken“. Er habe mit dem Rennfahren zum ersten Mal etwas gefunden, in dem er richtig gut sei, begründete Newman seine Rennsport-Leidenschaft.

Es blieb nicht beim Amateur-Racing: Dass er noch über drei Jahrzehnte später im Rennauto sitzen würde, war damals nicht abzusehen.

Im Jahr 1979 schaffte er mit einem Porsche 935 den 2. Gesamtrang bei den 24 Stunden von Le Mans.

1995 gelang dem nunmehr 70jährigen mit einem Ford Mustang Platz 3 und der Klassensieg beim 24-Stunden-Marathon in Daytona. Als Sponsor auf dem Auto sein damals aktueller Film: „Nobody’s Fool“.

Oscars und Pokale

Als werksunterstützter Fahrer war er lange Zeit für Datsun/Nissan in der Trans-Am-Serie unterwegs. Damals betrachtete er sich eher als schauspielenden Racer; er stand seltener vor der Kamera, dafür waren seine Filme sorgfältiger ausgewählt.

Kaum einer seiner Filme war ein finanzieller Flop, „The Sting“ oder „Towering Inferno“ zählten zu den größten kommerziellen Hits. Der Wandel vom Feschak mit den blauesten Augen in Hollywood zum reifen Charakterdarsteller brachte Newman 1987 endlich den Oscar für „The Color of Money“.

In späteren Jahren reflektierte die Startnummer seiner Rennautos stets das Alter von „P.L. Newman“ (oder einfach nur „PLN“ – ein recht offensichtliches Alias in den Nennlisten), und noch die Nummer 82 war auf der Rennstrecke zu sehen.

Am 13. August 2008 drehte er bei einem privaten Test mit seiner über 700 PS starken Corvette ein paar Runden als Abschied von seinem Sport.

Interessante Coda dieser doppelten Leidenschaft: 2006 spielte Paul Newman sozusagen ein Auto – er lieh seine markante Stimme dem Doc Hudson im Animationsfilm „Cars“.

Eine andere Rennfahrer-Rolle, nämlich den Ben Hur lehnte er angeblich nur deshalb ab, weil er seine nackten Beine für den Kostümfilm als zu unattraktiv empfand.

Newman-Haas, Newman’s Own und andere gute Taten

1982 tat Paul Newman sich als Teameigner mit Carl Haas zusammen, gemeinsam engagierte man sich ein Vierteljahrhundert lang bei den IndyCars mit Fahrern wie Mario und Michael Andretti, Nigel Mansell, oder in jüngster Zeit Sebastien Bourdais.

Seit 2007 bewegt man sich auch in der NASCAR-Szene; der Weiterbestand des Teams ist wohl unbestritten. Weitergehen wird es auch mit den zahlreichen karitativen Unternehmungen, die Newman und seine Frau Joanne Woodward im Lauf der Zeit auf die Beine gestellt haben.

Zum Beispiel Newman’s Own, eine Lebensmittelfirma – oder wie Newman selbst es ausdrückte, „ein außer Kontrolle geratener schlechter Witz“.

Mischung aus Geschäftstüchtigkeit und sozialer Ader: Aus ein paar spaßeshalber verkauften Flaschen Salatdressing wurde ein Unternehmen, das seinen Erlös wohltätigen Zwecken zufließen lässt. Bis jetzt waren es nicht weniger als 200 Millionen Dollar.

Daneben ist Newman der Initiator der „Hole in the Wall Gang“, einer mittlerweile auf drei Kontinenten vertretenen Gruppe von Feriencamps für schwerkranke Kinder. (Für Filmfreunde: Der Name ist dem Film „Butch Cassidy & the Sundance Kid“ entlehnt.)

Gemeinsam beispielsweise mit Robert Redford zählte Newman zu den Parade-Linken in Hollywood; der Parade-Rechte Richard Nixon nahm ihn deshalb in die Liste seiner größten Feinde auf.

Wenn man all das zusammenzählt, hat Paul Leonard Newman in 83 Jahren etliche erfüllte Leben in einem gelebt.

Mehr zu Paul Newmans karitativen Projekten in diesem Film der Newman's Own Foundation:

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