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Volvo P1800 feiert seinen Fünfziger

Roll over Schneewittchen

Bereits beim Debüt am Brüsseler Autosalon 1960 erregte der Volvo P1800 Aufsehen - ein Jahr später ging er dann in Serienproduktion.

Wobei man beim P1800 nicht so ohne Weiteres von einem "echten Schweden" sprechen sollte, hatte der Wagen doch internationale Wurzeln. Der Entwurf nämlich entstand bereits 1957 bei Frua in Turin. Die Karosserie wiederum wurde in Schottland gepresst, während die ersten 6.000 Exemplare in England montiert wurden. Verkauft wurden die knapp 40.000 Fahrzeuge indes vor allem auf dem US-amerikanischen Markt.

Da zahlreiche Komponenten der Limousine Volvo Amazon beim Sportcoupe P1800 Verwendung fanden, wird er auch von dem legendären B18B-Motor angetrieben, der mit seinen 90 PS durchaus standesgemäße Fahrleistungen ermöglicht. Zwar ist der Schwede deshalb noch lange kein GT, aber eben doch ein potenter Wagen, der sich auf den damals leeren Autobahnen zügig fortbewegen ließ.

Bald nach dem Start ist die Produktion bei Jensen Motors Ltd. in Großbritannien eingestellt und ab1963 nach Lundby in Schweden verlegt worden. Ein solch roter schwedischer Volvo 1800 befindet sich bis heute im Besitz von Irv Gordon aus dem Staate New York, der ihn 1966 gekauft und seitdem mehr als 4,5 Millionen Kilometer mit ihm zurückgelegt hat. Und das alles mit dem ersten Motor.

Ein Fall fürs Guiness-Buch der Rekorde

Zwei Grundüberholungen hat das auch im Guiness Buch vermerkte Sportcoupé des ehemaligen Lehrers im Laufe der Zeit erhalten: Im Jahr 2013 will der Siebzigjährige die Marke von drei Millionen Meilen (4.827.000 Kilometer) erreichen. Sein Tipp für ein langes Autoleben: "Befolge das Wartungshandbuch, ersetze verschlissene oder defekte Teile sofort - und lass nie jemand anderen mit deinem Auto fahren."

Zwei Jahre, nachdem Irv Gordon seinen Wagen entgegengenommen hatte, ist in der Serienfertigung eine größere Veränderungen eingetreten: Ab 1968 ist der 2-Liter-Motor des Typs B20B mit 105 PS zum Einsatz gekommen, 1970 hat dann die D-Jetronic von Bosch für zusätzlichen Schub gesorgt. Dank dieser elektronischen Kraftstoffeinspritzung ist die Leistung auf 124 PS geklettert, was sich an der Typenbezeichnung 1800E ablesen lässt. Ab dieser Zeit ist die Kraft von Scheibenbremsen an allen vier Rädern gebändigt worden.

Eng mit dem P1800 verbunden ist der Name des Designers Pelle Petterson, der Ende der 50er zusammen mit seinem Vater Helmer Petterson - gerne als "Vater des Buckelvolvo" tituliert - die ersten Prototypen gefertigt hat. Im Jahr 2000 wählte eine Experten-Jury den Volvo P1800 in die Reihe der wichtigsten 100 Automobile des 20. Jahrhunderts.

"Schneewittchensarg" ab 1971

Ab 1971 debütierte dann das bekannte Schwestermodell des P1800 mit dem Namenszusatz "ES". Wegen der ungewöhnlich großen Heckklappe hat es rasch den Spitznamen "Schneewittchensarg" bekommen. Der Dreitürer bot als Sportwagen mit Kombiheck großen Alltagsnutzen, können doch die hinteren Sitze nach vorn geklappt werden.

Die Ledersitze sorgen auch heute noch nach längeren Fahrten für einen schmerzfreien Rücken. Und beim Herunterdrücken des Gaspedals strahlt das Gesicht des Fahrers aus Freude über das satte Motorengeräusch. Die beiden Rücksitze bereiten da eher etwas weniger Spaß. Sie fassen nicht mehr als eine große Sporttasche und ein paar Jacken. Personen finden dort so gut wie keinen Platz.

Dennoch blieb das interessante Auto damals mit nur 8.077 Einheiten deutlich hinter der sportlichen Limousine P1800 zurück, für den die Uhr beim Produktionsende am 22. Juni 1972 in einer Höhe von 39.414 Einheiten stehen blieb. Nicht wenige Modelle haben bis heute überlebt, so dass die Marktsituation für diese Oldtimer keineswegs problematisch ist.

Preise um 20.000 Euro

Selbst den "Schneewittchensarg" findet man allenthalben, wobei man für ein wirklich ordentliches Fahrzeug rund 20.000 Euro kalkulieren muss. Der Preis für einen "normalen" 1800er liegt ein Stück niedriger - sofern man angesichts der sündig-verspielten Form tatsächlich von "normal" reden kann. Denn das ist dieser Schwede mit seinen internationalen Wurzeln nicht.

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