CLASSIC

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Ennstal-Classic 2013

Motorsport wie früher

Helmut Zwickl, mit Michael Glöckner Veranstalter der Ennstal-Classic, analysiert die Premiere der Racecar-Trophy als kompakte Parallel-Rallye für Rennboliden.

Helmut Zwickl
Foto: GEPA

Es war wie bei den Flugplatzrennen der 60er Jahre in Aspern, Klagenfurt oder Innsbruck. Oder bei den Rennen zur Berg-Europameisterschaft in Trento-Bondone, Gaisberg oder Roßfeld. Man stand vor dem Start beisammen und tratschte – die Fahrer redeten damals noch miteinander, sie saßen nicht vor dem Computer und sie hatten noch keinen Maulkorberlass zu beachten.

Da tratschte Dieter Quester mit Klaus Bischof, der das fahrende Porsche-Museum am Fahren hält und einen Porsche 908/03 mitgebracht hatte. Gespannt warteten sie am Beginn der herrlichen Dachstein-Mautstraße auf die Startfreigabe.

Es war ein Hochsommertag, und der Parkplatz oben, unterhalb der Seilbahnstation, war voll. Aber von den Betreibern der Straße, über den Bürgermeister, bis zur Feuerwehr und Polizei halfen alle, diese Bergprüfung in einer wunderbaren Umgebung reibungslos abzuwickeln. Nicht einmal das Gewitter, das vor dem dritten Berglauf vorbeizog, war ein Störfaktor.

Da war Norbert Schmitz-Koep mit seinem sagenhaften Maserati 4CL Monoposto-Rennwagen, der 1939 schon im Tripolis Grand Prix gezündet wurde. Ein Stück Grand Prix Geschichte aus einer Zeit, in der es keine Elektronik, kein Carbon, keine Knautschzonen, keine Sturzräume, kein KERS, kein DRS und keine HANS-Systeme gab.

Motorsport war ein Sport auf Leben und Tod. Der Besitzer verkörpert den längst ausgestorbenen Typ des Herrenfahrers, der mit eigenem Mechaniker zu den Rennen anreist, Lederhandschuhe trägt und den Methanol-betriebenen «Voiturette» Rennwagen mit Freude und Stil vorführte.

Peter Schleifer gebührte der Mut-OSCA. Mit seinem 800 PS CanAm-Lola hatte er die Stoder-Bergprüfung absolviert, was viele für unmöglich hielten. Mit unerhörter Disziplin hatte «Mr.CanAm» diesen Boliden hochgefahren, dann aber gab es Öldruck-Probleme und Peter stieg auf seine Cobra um.
Christian Clerici mit seinem Plymouth war eine Show für sich, er bringt viel gute Laune ins Spiel und ist ein reinrassiger Racer. Der anonyme McLaren-Pilot, von Dieter Eissner-Eisenstein vom Nebensitz aus gemanagt, war am Flugplatz Niederöblarn mit seiner Power-Entfaltung ein Highlight.

Niederöblarn: drei mal 15 Minuten durften die Teilnehmer der RCT ihren Autos die Sporen geben. Es war brütend heiß und die Autos wurden gefordert. Der McLaren, der Porsche 908 und der Chevron-BMW liefen an die 200 Spitze auf der 750 Meter langen Startbahn. Da war der Besitzer des sagenhaften Ferrari 121LM, der mit Elan und viel Feingefühl diesen aggressivsten aller Ferrari Rennsportwagen fuhr – eine Augenweide.

Da war der oldtimergestählte Johann Kofler in seinem Sunbeam-Geschütz, Baujahr 1930, der dahinglühte, bis die Seilzüge seiner Bremsen keine Spannung mehr hatten. Und da waren Franz Grossauer mit Ulli Glöckner in dem Sunbeam Supersport, Baujahr 1926, die letztlich dank ihrer Präzision Epoche I Sieger wurden.

Eindrucksvoll in der Epoche I: Peter Jäger/Kurt Renner in einem infernalisch laufenden BMW 328.Der Abarth 1000SP Rennsportwagen, klein wie ein Spielzeugauto, von Vater und Sohn Jodl musste im Laufe der Bewerbe erst einreguliert werden. Die Abarth waren immer schon Diven. Und jetzt, nach Jahrzehnten, erst recht.

Dieter Quester hatte von BMW seinen bügelbrettflachen Chevron-BMW Rennsportwagen aus dem Jahr 1972 losgeeist, und er führte bis zur letzten Prüfung Moosheim-Gröbming gegen seinen alten Haberer und Rivalen aus der Motorsport-Jugend, Peter «Fäusting» Peter, der einen Lotus-Racing-Elan von Lotus-Spezialist Walter Krögler mit jugendlichem Feuer bewegte. Jedoch der ewige Racer Dieter Quester vergeigte den Sieg beim Stirling Moss-Kreisverkehr. Seine Co-Pilotin Anja Schiemann: «Ich bin unschuldig»
Dieter war Selbstmord gefährdet. So gewann Alexander Deopito mit Gattin Elisabeth am Nebensitz in dem prächtigen Lancia 037 Rallye Evo2, Baujahr 1982) die Epoche II.

Die Racecar-Trophy hat Zukunft.

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