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Jung-Idol

Der Alfa Romeo 75 war die letzte Alfa-Limousine mit Hinterradantrieb und Transaxle-Bauweise. Noch ist der Giulietta-Nachfolger günstig zu haben...

mid/wp

Noch wird er in Oldtimer-Kreisen unterschätzt und zu relativ günstigen Tarifen gehandelt: Der Alfa 75 wurde am 17. Mai vor dreißig Jahren präsentiert und fährt aus einer Zeit heraus, in der die ehrenwerte Firma mit Sitz in Mailand zwar noch ein volles Modell-Programm vorführte, aber gleichzeitig auf der Suche nach ihrer Zukunft war.

Dass diese zu einer immer engeren Verbindung mit der großen italienischen Auto-Mutter Fiat führte, lag nicht am Typ 75. Bis zum Jahr 1992 wurden fast 387.000 Einheiten gebaut.

Nicht wenige Alfisti trauern noch heute um die keilförmige Limousine, deren Ende auch ein Abschied von der aufwändigsten Fahrwerkstechnik bedeutete: Der Alfa 75 mit Transaxle-Bauweise war der letzte viertürige Alfa mit Hinterradantrieb.

Nach ihm kamen Fronttriebler wie die 155/156, der 164 oder 166, später wahlweise mit Allradantrieb. Aber es dominierte nach den Gesetzen der Verwandtschaft mit den Fiat-Typen der Frontantrieb. Dieser wurde zum Standardprogramm bei Alfa und erst in der Gegenwart der neuen FCA-Gesellschaft könnte wieder eine Alfa-Limousine mit Hinterachs-Antrieb entstehen.

Im 75, der die Nachfolge der schmalbrüstigen Giulietta anzutreten hatte, wurde eine wunderbar ausgewogene Achslastverteilung geboten. Das manuelle Fünfgang-Getriebe logierte an der angetriebenen Hinterachse und war logischerweise mit dem dort tätigen Differenzial verblockt. Das brachte zwar gute Traktionswerte für die Hinterräder, aber auch eine nicht wirklich exakte Schaltführung mit sich.

Der Fahrer war im sportlichen Alfa 75 gut beraten, beim Anfahren den ersten Gang entweder mit großer Behutsamkeit direkt oder über den Umweg über den zweiten Gang einzulegen. Beim Hochschalten konnte zweimaliges Kuppeln nicht schaden.

Auch wohl dosiertes Zwischengas beim Runterschalten wurde vom Getriebe gerne akzeptiert. Sonst kam kratzender Protest. Aber der 75 lag auf der Straße wie ein Brett und in Kurven war er meist schneller als der Fahrer sich traute.

Für Sportlichkeit sorgten die Motoren nicht nur wegen ihres spontanen Ansprechverhaltens, sondern auch wegen ihrer akustischen Äußerungen.

Neben den Vierzylinder-Triebwerken, zum Teil mit Twin-Spark-Doppelzündung und Turboaufladung, sorgte ein zur Legende reifender V6 zunächst mit 2,5 und später in seiner endgültigen Glorie mit 3,0 Liter Hubraum.

Während der zahlreichen Überarbeitungen und Modifikationen wanderten auch diverse Turbodiesel in den Typ 75, Motoren, die vor allem den Wünschen der italienischen Vielfahrer entsprochen hatten.

Dreißig Jahre nach seiner Geburt und 23 Jahre nach der Produktionseinstellung ist der Alfa 75 auf dem Weg zum Mythos. Eines der letzten, aus dem eigenständigen Kern der Marke entstandenen Modelle, hat er es verdient, geehrt zu werden. Allerdings nagt entweder der Rost an ihm oder seine Besitzer haben ihn mit Schwellern und Spoilern verbastelt. Wer den 3,0-Liter-V6 einmal in einem Autostradea-Tunnel bei 5 200 Umdrehungen im fünften Gang gehört hat, kriegt den Alfa 75 nicht mehr aus dem Gemüt.

Warum der Alfa 75 überhaupt so getauft wurde? Nun, Alfa Romeo feierte am 17. Mai seinen 75. Geburtstag. Und jetzt sind es schon 105 Jahre. Alter verpflichtet, möchten die Freunde der Marke der Konzernführung zurufen.

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