CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Elvis Cadillac: Restaurierung durch Mattz Garage
Mag. Severin Karl

Beckenbewegungen* im Burgenland

Der letzte Cadillac des King of Rock & Roll hat seinen Weg nach Österreich gefunden. Wir sind ehrfurchtsvoll im Fleetwood 60 Special mitgefahren

Mag. Severin Karl

Elvis auf seine größten Hits wie „All Shook Up“ zu reduzieren täte ihm genau so unrecht wie nur auf seine berühmtesten Fahrzeuge wie den wegen der vielen Lippenstift-Kussmünder von Weiß auf Rot umlackierten BMW 507 zu blicken. Immerhin kaufte das "Entertainer-Gesamtkunstwerk mit Tolle" Zeit seines Lebens gerne Autos. Nicht nur für sich: Anekdoten sprechen neben Geschenken an Freunde auch von einer zufällig Anwesenden in einem Autohaus, die aus Spaß an der Freude mit einem Neuwagen bedacht wurde.

Das Limit wurde nicht gesprengt
„Calling Elvis“ sangen die Dire Straits 1991. Wir callen Christian Diessner in Parndorf, um mit ihm über eines jener Autos zu reden – und zwar über den Cadillac Fleetwood 60 Special, den sich Elvis als letzten seiner vielen Cadillac zugelegt hat und der nun darauf wartet, der Mittelpunkt in einem privaten Museum zu werden. Wie kam er an die Preziose? „Ich suche weltweit nach Elvis-Objekten und bin von der Auktion benachrichtigt worden. Zuerst dachte ich, ich werde da gar nicht mitbieten können, im Endeffekt war es aber ganz einfach. Mit meiner Lebensgefährtin habe ich mir vorher ein Budget ausgemacht, um für Elvis’ letzten Cadillac mitzusteigern. Es ist das einzige bekannte Auto, das er auf seinen Namen angemeldet hat und das macht es für mich besonders speziell.“ Eine Dreiviertelstunde voller Spannung dauerte es, bis Diessner wusste: Der Cadillac kommt nach Österreich! Und nachdem das Limit bei weitem nicht ausgereizt wurde – die Auktion war halbgar organisiert, die Elvis-Verehrer über dem Teich wussten sichtlich nichts davon – konnte Mattz Garage, der Speedshop in Aderklaa, mit der behutsamen Restaurierung beauftragt werden.

Teil um Teil aufgespürt
Matt Davidson führt uns vor der Fahrt in die Details ein. „Das Fahrzeug ist Jahrzehnte nur gestanden und wurde auch nicht sorgsam behandelt. Entsprechend mussten wir es komplett neu zum Leben erwecken.“ Der verbogene Starterkranz brauchte besonders lange zum Aufspüren und bei den Traggelenken wurde schnell klar, dass die regulären Teile anderer Cadillac gar nicht passen. In England wurden originalverpackte Heavy-Duty-Teile aus Lager-Restbeständen für das 2,5-Tonnen-Auto aufgetrieben. Untenrum wurde alles ausgebaut und per Trockeneisstrahlen von Verunreinigungen befreit. Nachdem der Vergaser überholt und neue Kraftstoffleitungen verlegt wurden, orgelte der 192-PS-V8 ein paar Mal, bis er wieder ansprang wie neu. Bei der achtsamen Mitfahrt fallen nicht nur die kuschelig-samtigen Sitze auf, sondern auch die frischen Türverkleidungen: Übereifrige Fans hatten über die Jahre allerhand weggekletzelt, da musste der Sattler ran. Auch Teile vom Armaturenbrett wurden behutsam nachbearbeitet. Allein für die Ozonbehandlung und die penible Reinigung ging ein ganzer Arbeitstag drauf. „Grundsätzlich wird jedes Auto bei uns gleich behandelt“, meint Davidson. „Durch die Vorgeschichte spürt man aber diese andere Aura, die das Fahrzeug umgibt.“

Ab ins Museum
Nachdem der Cadillac seinen Besitzer im Burgenland nicht allein beglückt, sondern auch über 12 000 Schallplatten, Kleidungsstücke, Autogramme, Konzertkarten sowie das Philipps-Kofferradio aus den Bad-Nauheim-Tagen die Sammlung ausmachen, liegt eben der Gedanke an ein kleines, aber feines Elvis-Museum nahe. Der richtige Ort, um den Fleetwood gemeinsam mit der zertifiziert letzten Gitarre des Künstlers, einer der vielen goldenen Schallplatten und weiteren Highlights auszustellen, wird gerade gesucht. Nebenbei wird die nächste Reise nach Graceland geplant, vielleicht zum 90. Geburtstag des King. „Da wird am Elvis-Presley-Boulevard die Hölle los sein, da kann man sicher wieder Schmankerln kaufen“, schwärmt Diessner schon jetzt.

* Elvis the Pelvis („das Becken”) lautete ab 1956 ein Spitzname aufgrund der damals als obszön geltenden Beckenbewegungen beim Tanz des Entertainers.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.

Der internationale Kompromiss

Helden auf Rädern: Monteverdi Safari

Wenn keiner mehr luxuriöse Sportwagen möchte, liegt die Lösung nicht immer bei preisgünstigen Modellen. Luxuriöse Offroader sind eine probate Alternative, und so verhalf der Safari Monteverdi zum größten Erfolg der Firmengeschichte.

Wenn man ein simples Arbeitstier schon überzeichnet, dann bitte ordentlich. Dass dem Mazda Rotary Pick-up dennoch keine große Karriere zuteil wurde, lag vor allem am schlechten Timing. Aber auch am Charakterdarsteller Wankelmotor.

Ein halbes Jahrhundert in sechs Generationen

50 Jahre VW Polo

Autos sind immer Kinder ihrer Zeit – und kaum ein anderes zeigt diesen Schlüssel zu großer Beliebtheit besser als der VW Polo. Je nach Zeitgeist und Geschmack passte er sich den Wünschen und Bedürfnissenn der Kunden an, blieb seinem Grundmotto aber stets treu: leistbare Mobilität ohne Abstriche auf der Höhe der Zeit. Wir blicken zurück auf fünf bewegte Jahrzehnte, erzählt anhand der sieben Polo-Generationen.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Als Kombis noch lange nicht Mainstream waren, wollte man in Montevideo unbedingt einen haben. Ohne wenn und aber, weswegen der NSU P10 keinen riesigen Erfolg hatte. Das Genick brachen ihm aber eher die Begleiterscheinungen.