FAMILIENAUTOS

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„Ich finde Elektro­autofahren echt sexy!“
Christian Houdek

Interview mit Volker Piesczek über Elektroautos

Er war Profifußballer, Live-Reporter und hat schon nahezu alles moderiert – derzeit das Puls-4-Vorabend-Magazin „iLike“. Vor allem aber ist Volker Piesczek begeisterter Vater, singt leidenschaftlich gern und mag Elektroautos. Der Moderator und seine Familie im elektrisierenden Talk über Entschleunigung und Windschattenfahren.

Petra Walter

Seit einigen Monaten ist der beliebte Moderator Elektroautobotschafter für Nissan und fährt einen mit seinem Namen gebrandeten e-NV200. „Der Van macht wirklich Spaß und fährt sich nicht nur sauberer, sondern auch dynamischer als so
manches Benzin- oder Dieselfahrzeug“, schildert Volker Piesczek erste Er-Fahrungen mit dem Stromer. Wir treffen den 46-Jährigen mit seiner Ehefrau und Grünen-Chefin Dr. Eva Glawischnig und den gemeinsamen Söhnen Sebastian (9) und Benjamin (6) bei einem Spielplatz in Nieder­österreich. Während die Jungs über Rutsche und Klettergerüst toben, schildert Papa Volker die Vorzüge des geladenen Familienfahrzeuges.

Herr Piesczek, seit wann fahren Sie auf Stromschlitten ab?
Das hat schon vor Jahren begonnen, als ich eine eindrucksvolle Dokumentation über Elektroautos sah, mit Testimonials wie Tom Hanks oder Mel Gibson: General Motors hatte in den 90ern ein
serienreifes Elektroauto auf den Markt gebracht, aufgrund des Emissionsschutzgesetzes in Kalifornien. Es gab 700 Autos, die man leasen konnte. Doch die Öllobby hat das schnell wieder gekippt – und die Autos wurden alle geschrottet, die Leute aus den Elektro­abteilungen alle gekündigt … wirklich unfassbar.

Was sind die absoluten Vorteile eines Elektroautos?
Abgesehen von der Herstellung, für die ja auch fossile Energie gebraucht wird, natürlich die Tatsache, dass sie leise und emissionsfrei mit Strom fahren.

… vorausgesetzt, Sie tanken „grünen“ Strom aus erneuerbaren Energien.
Richtig. Ich lade meistens bei Smatrics auf, und die garantieren, dass der Strom bei der Ladung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt.

Und wo liegen die Schwächen eines E-Cars?
Vor allem bei der Reichweite … außerdem muss es noch mehr Schnellladestationen geben. Mittlerweile sind auch einige Privat­garagenbetreiber auf die Idee gekommen, Steckdosen zum Aufladen zu installieren – da muss man aufpassen, dass man nicht abgezockt wird! Denn eine Füllung kostet plötzlich das Fünffache des normalen Preises und grüner Strom ist auch nicht garantiert.

Zum Nissan: Wie weit war die längste Strecke, die Sie gefahren sind?
165 km! Obwohl die Reichweite nur 140 ist! (lacht) Da habe ich aller­dings alle Systeme runtergefahren und bin quasi im Windschatten geschwebt. Das war von Bad Tatzmannsdorf nach Vösendorf, die letzten Meter ging’s nur mehr mit gutem Willen und Daumen halten …

Was sind die Highlights dieses Autos?
Irrsinnig viel Platz, das ist herrlich mit den Kids. Du kriegst alle Sportgeräte rein, von Tennistaschen, Fußballzeug und Golfbag bis hin zu den Fahrrädern. Der Bordcomputer ist sensationell, mit super Freisprecheinrichtung und Navi.

Was fehlt ihm?
Aus den Fenstern hinten könnten die Kinder besser hinaussehen, das sind abgedunkelte kleine Scheiben. Sonst bin ich sehr zufrieden. Elektroauto fahren ist genial: Es entschleunigt, denn während ich auflade, kaufe ich mir einen Kaffee, lese meine Zeitungen und fahre dafür entsprechend früher von zuhause weg. Das Auto selbst beschleunigt genial und macht mir enormen Spaß – ich finde Elektroautofahren echt sexy!

Inwiefern hat sich Ihr Mobilitätsverhalten mit Familie geändert?
Nun, vor den Kindern fuhr Eva gar nicht Auto und ich ein Minicabrio, das ich sehr geliebt und in die Ehe eingebracht habe. Beim ersten Kind ging’s damit noch, wenn auch herausfordernd. Beim zweiten Kind haben wir’s aufgegeben. Nun haben wir zwei Autos, ich den Nissan e-NV200 als Familienauto und Eva hat einen kleinen Polo … ich bin also definitiv der Sauberere in der Familie, aber da kann sie nichts dafür. Da gibt’s übrigens diese lustige Geschichte aus Sölden! Wir hatten uns gerade kennengelernt, ich habe für ein Magazin in Sölden Schi getestet, mich dabei verletzt, konnte nicht Auto fahren und Eva musste mich abholen. Sie hatte zwar den Führerschein, war aber nie gefahren und schlich auf der Autobahn ständig mit 80 dahin. Ich dachte mir, wir kennen uns noch nicht so lange, da halt’ ich besser den Mund. Eva hat meine Unruhe irgendwann bemerkt und meinte: „Ich fahr’ schon langsam, gell, aber der vor mir fährt auch nicht schneller!“ Darauf ich: „Ja schon, aber der wird abgeschleppt!“

Schulweg, Arztbesuch, Urlaub – vorstellbar, das alles mit zwei kleinen Kindern ohne Auto, also öffentlich zu erledigen?
Eher nicht. Allein die Wege zum Sport oder wenn wir an den Schotter­teich fahren … ganz ohne Auto wär’s schwierig. Eva und ich fahren allerdings innerhalb von Wien schon viel öffentlich.

Stichwort Familienauto: Was muss es für Sie unbedingt haben, damit es sich ein solches nennen darf?
Platz! Die Kinder müssen gut sitzen können, so dass sie auch hinausschauen können und nicht schon nach 5 Minuten fragen: Wann sind wir endlich da? Ebenfalls wichtig: die Klapptischchen.

Was braucht es, damit sich das Elektroauto generell durchsetzen wird?
Eine Lobby! Es geht jetzt einfach generell ans Eingemachte, denn wenn du’s hart runterbrichst, ist selbst die Flüchtlingsgeschichte eine Folge geopolitischer Fehler. Was uns all die Kriege kosten – da könnten wir schon lang mit Elektro­autos fahren! Außerdem gibt’s nach wie vor die Werkstätten, die meinen, dass sie keine Freude mit den Elektroautos haben, weil sie nichts mehr zum Reparieren haben. Niemand will, dass Energieversorgung unabhängig ist. Wir regen uns über Saudi-Arabien auf, aber wir unterstützen jedenfalls das System dort. Natürlich ist das nicht sexy und mir geht’s auch auf die Nerven, wenn mir jemand so den Spiegel vorhält. Aber mit Abstand und ohne Emotion betrachtet ist es nun mal so, dass fossile Brennstoffe in den Händen von totalitären Regimes sind. Ich habe mal eine Doku gemacht, in der die Frage gestellt wurde: Wollen wir’s warm haben oder dass Menschenrechte geachtet werden?

Und, was wollen Sie?
Es ist beides möglich, wenn endlich die Kostenwahrheit auf den Tisch gelegt wird. Kriege kosten und die Haupteinnahmequelle der islamischen Staaten ist Erdöl. Beherrschst du die Energie, beherrschst du die Menschen, hat Kissinger gesagt. Wir diskutieren das auch mit den Kindern – und die finden cool, dass wir mit dem Auto kein CO2 ausstoßen. Sie mögen ihr lautloses Raumschiff und wenn wir mal mit der alten Familienkutsche unterwegs sind, fragen sie, wann wir endlich wieder mit dem Nissan fahren.

Stichwort Familie: Macht Ihr meistens halbe-halbe oder teilt sich das auch auf Großeltern auf?
Ohne Großeltern würde es nicht gehen, was die leisten, ist sensationell. Und wir haben beide sehr flexible Arbeitszeiten und können uns daher gut abwechseln.

Sie haben einmal gesagt „Immerhin entscheiden Frauen ja den Autokauf, wie sie überhaupt die meisten Entscheidungen treffen. Sie lassen uns nur in dem Glauben, dass wir die Wahl treffen.“ – wie war das beim Nissan?
(lacht) Nicht ganz so, der war schon meine Wahl. Und nachdem Eva in ihrem Job sehr viele Entscheidungen treffen muss, bin ich zuhause eher derjenige, der sie trifft.

Ein Blick in die Zukunft: Wie werden wir Österreicher uns in 15 Jahren fortbewegen?
Ich glaube, dass es viele E-Bikes geben wird und Verkehrsmittel mehr gemischt werden. Zum Beispiel die neue Hochleistungsbahn: Wien-Westbahnhof ins Tullner Feld in 14 Minuten, das geht sich mit keinem Auto aus! Und auch wenn die Autohersteller das nicht gern hören: Das Auto ist kein Statussymbol mehr, da muss man weiter umdenken.

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