FAMILIENAUTOS

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„Im Auto redet man eben mit­einander.“
Christian Houdek

Interview mit Familien- und Jugendministerin Sophie Karmasin

Das Auto ist für sie nicht nur notwendig, sondern sie bricht geradezu eine Lanze dafür: Familien- und Jugendministerin Sophie Karmasin über die Relevanz des Autos für Familien, warum sie Staus mag und dadurch Familienzeit gewinnt.

Petra Walter

Das ist ein sehr ungewöhnliches Thema für uns, aber spannend“, begrüßt uns Dr. Sophie Karmasin in ihrem lichtdurchfluteten Büro in Wien. Seit zwei Jahren ist die studierte Psychologin und Betriebswissenschafterin im Amt. Die Mutter zweier Söhne (12 und 15 Jahre) war zuvor im elterlichen Unternehmen beschäftigt (Gallup-Institut/Karmasin Markt- und Motivforschung) und hatte dort 20 Jahre lang mit den Bedürfnissen, Sorgen und Wünschen von Familien zu tun. – Nun bringt Karmasin ihre Erfahrungen in die Regierung ein. Wir wollen wissen, welche Rolle die individuelle Mobilität dabei spielt und wie sehr sie selbst das eigene Auto benötigt.

Frau Dr. Karmasin, Sie haben selbst zwei Kinder – könnten Sie Ihren Beruf ohne Auto ausüben?
Genau genommen muss ich derzeit zwingend kein eigenes Auto haben, weil ich einen Dienstwagen habe … jedenfalls brauche ich für meinen Beruf ein Auto.

Und wie sieht es mit den privaten Wegen in die Schule, zum Arzt oder Ausflügen am Wochenende aus – machbar ohne eigenes Fahrzeug?
Vorstellbar ja, praktisch nicht möglich, weil wir am Rande Wiens wohnen. Da wäre der Weg zur Straßenbahn möglich, dauert aber gute 15 Minuten. Die Zeit haben wir nicht immer. Zeit ist Mangelware für jede Familie, und die will ich nicht mit Fußwegen zur Straßenbahn verbringen.

Auf einer Skala von 0 (gar nicht notwendig) bis 10 (unbedingt notwendig): Wie wichtig ist individuelle Mobilität, konkret das Auto, für moderne Familien?
Das kann man nicht verallgemeinern. Innerhalb des Gürtels in Wien ist es sicher nicht so zwingend notwendig fürs Überleben wie im obersten Weinviertel, wo man ohne Auto gar nicht leben kann und keine Flexibilität hat. Es hängt wirklich sehr davon ab, wo der Wohnort ist und was die täglichen Herausforderungen sind. Ob Schule, Kindergarten und Arbeitsplatz in der unmittelbaren Umgebung sind.

Wenn Sie es dennoch für ganz Österreich bewerten sollen?
Dann ist es sicher sehr notwendig, also 8.

Und welchen Stellenwert hat sie bei Ihnen selbst?
Ich kann im Auto arbeiten und telefonieren, spare dadurch sehr viel Zeit … 9.

Welche Konsequenzen hat es für Familien, die das eigene Auto aus „grünen“ Gedanken ablehnen?
Ich kann diese Gedanken natürlich nachvollziehen, aber ich glaube, es ist nicht so schwarz-weiß zu betrachten und geht gar nicht nur in die Richtung Auto ,ja oder nein‘, sondern darum, verschiedene Mobilitätsangebote individuell nach Situation, Lebensphase und Aufenthaltsort zu nutzen. Es ist ja selten so, dass man nur Autofahrer oder nur Bahnfahrer ist. Oder etwa nur Radfahrer, das lässt sich mit Kindern ohnehin nicht durchhalten. Man wird immer stärker intelligent seine individuelle Mobilität situativ wählen

Ist Carsharing beispielsweise eine Alternative für Familien?
Durchaus. Es muss ja nicht das eigene Auto sein.

Stichwort Vereinbarkeit von Job und Familie: Wie relevant ist das Auto in diesem Zusammenhang?
Wie gesagt: In Gegenden, wo die öffentliche Anbindung schwierig oder nicht gelöst ist, ist es überlebensnotwendig. Wie sonst bringt man Kinder zum Arzt ? Aber auch zum Kindergeburtstag? Das wäre wahnsinnig aufwendig und bedürfte einer extremen Planung. Dabei muss man gerade mit Kind sehr flexibel sein, wenn es aus der Schule anruft und sagt ,Mir ist schlecht, hol’ mich bitte ab!‘, zur Freundin oder zur Oma will – irgendwie muss man das machen. Wenn man da abhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln ist, die im Stundentakt fahren oder ab 18 Uhr gar nicht mehr … Ich weiß natürlich, dass aus Kostengründen nicht jede Gemeinde oder der Staat überall die
optimale Anbindung gewährleisten kann. Deswegen brauche ich dann eben ein eigenes Auto.

Dieses wird allerdings immer teurer im Vergleich zum Einkommen … Ist daran gedacht, Familien, vor allem größere und einkommensschwache, dabei finanziell zu unterstützen?
Nicht direkt verknüpft mit der Anschaffung eines Autos, sondern über die Familienbeihilfe oder das Kindergeld. Das sind natürlich armutsvermeidende Beihilfen, aber grundsätzlich sind wir nicht das Sozialministerium, das fällt nicht in unseren Bereich …

Ihr Ziel ist es doch, dass Österreich bis 2025 das familienfreundlichste Land Europas wird – zählt die individuelle Mobilität da nicht auch dazu?
Wir haben gemeinsam mit der Universität Wien einen Familienfreundlichkeitsmonitor erstellt mit zehn Indikatoren, die genau messen sollen, wo wir heute stehen und welche Fortschritte wir bereits erwirkt haben. Da sind Themen beinhaltet, die ich direkt beeinflussen kann. Von daher ist es nicht unmittelbar die Mobilität, indirekt aber schon über das Studenten- und Jugendticket, das
unser Ressort anbietet. Aber grundsätzlich geht’s um die Betreuungsplätze, Frage der Väterbeteiligungen, Frauen in Führungspositionen …

… letztlich um die Vereinbarkeit.
Es geht letztlich immer um die Frage der Vereinbarkeit und der optimalen Gestaltung von Familie und Alltag. Und Mobilität spielt eine wichtige Rolle, denn mit der optimalen Mobilitätsform kann ich viel an Entspannung erreichen und letztendlich auch an Familienzeit
gewinnen. Klingt vielleicht seltsam (lächelt), aber selbst wenn ich mit meinen Kindern im Stau gestanden bin, habe ich es genossen, denn auch das ist Zeit mit den Kindern, und die ist sehr wertvoll. Auch wenn Stau an sich nervt, aber man ist quasi verdammt zur Kommunikation! Sonst ist ja doch jeder mit seinen Dingen beschäftigt – im Auto redet man dann miteinander.

Zum Abschluss noch andersrum betrachtet: Wie sehr hat die immer notwendigere berufliche Mobilität das heutige Familienbild beeinflusst bzw. verändert?
Ich würde das nicht unbedingt mit Mobilität gleichsetzen, die Erwerbstätigkeit von Frauen und somit die notwendige Vereinbarkeit hat ganz andere Hintergründe. Sicher sind dadurch sehr viel mehr Herausforderungen da, die zum Glück überhaupt möglich geworden sind. Vor 30 Jahren war es nicht üblich, dass man 50 km pendelt, heute schon, heute ist die Notwendigkeit da. Das ist natürlich eine finanzielle Angelegenheit, wenn man zwei Autos braucht. Das muss man sich leisten können.
Aber es ist ja nicht nur so, dass Frauen arbeiten müssen, viele wollen auch, weil sie eine gute Ausbildung gemacht haben und das umsetzen wollen. Ich würde mal behaupten, arbeiten macht auch Spaß, mir jedenfalls und vielen anderen auch, auch Männern.

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