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Qualifying Sotschi: Vettel-Unfall macht Hamilton-Pole spannend Lewis Hamilton sichert sich die Pole-Position in Sotschi
Motorsport Images

F1-Qualifying Sotschi 2020: Lewis Hamilton zittert sich zur 96. Pole!

Das war knapp, und diesmal wirklich: Lewis Hamilton holt Pole beim Grand Prix von Russland, hat aber für das Rennen gleich zwei entscheidende Nachteile ...

Lewis Hamilton (Mercedes) hat sich beim Grand Prix von Russland in Sotschi die 96. Pole-Position seiner Karriere gesichert, doch die hing diesmal - und das ist keine exklusive Meinung von Toto Wolff - am seidenen Faden. Trotz des klaren Vorsprungs auf Max Verstappen (Red Bull/+0,563) und Valtteri Bottas (Mercedes/+0,652).

Hamilton wurde schon in Q1 seine erste Zeit gestrichen, weil er in Kurve 2 die Track-Limits nicht beachtet hatte (ein Fehler mit Folgen ...), und musste ein zweites Mal ausrücken. In Q2 rutschte er in der Zielkurve zu weit nach draußen, sodass seine Zeit erneut gestrichen wurde. Zu dem Zeitpunkt war aber noch genug Zeit, einen zweiten Run zu fahren.

Doch dann wurde die Session just mit roten Flaggen unterbrochen, als Hamilton gerade auf die letzte Kurve zuraste. Auf der Uhr standen jetzt nur noch 2:15 Minuten - und als es wieder losging, stellte sich das Feld schon an der Boxenausfahrt an, als noch gar keine Zeit für den Neustart feststand. Hamilton lag plötzlich am Ende des Zuges.

Letztendlich fuhr er 1,1 Sekunden vor Ablauf der Zeit über die Ziellinie und zitterte sich so vor den Augen der Netflix-Crew, die an diesem Wochenende Mercedes filmt, ins Top-10-Finale. Dort ließ er dann allerdings nichts mehr anbrennen und fuhr zwei Runden, gegen die sonst niemand auch nur den Funken einer Chance hatte.

Hamilton zu den FIA-Kommissaren zitiert

Dass er bei seinem Track-Limits-Verstoß in Kurve 2 allerdings nicht links neben der Markierung auf die Strecke zurückgefahren ist, wie das FIA-Rennleiter Michael Masi eigentlich in seinen "Track-Notes" aufgeschrieben hatte, könnte ein Nachspiel haben. Denn Hamilton wurde deswegen (gemeinsam mit drei weiteren Fahrern) zu den FIA-Kommissaren bestellt.

Dass er - anders als Verstappen und Bottas - auf dem Soft starten muss, ist laut 'ORF'-Experte Alexander Wurz nicht unbedingt ein Nachteil. Denn der Weg zur ersten Kurve ist in Sotschi so lang, dass die Pole-Position kein Vorteil ist. Das konnte man 2019 sehen, als Ferrari Taktikspielchen spielte und Sebastian Vettel aus dem Windschatten heraus in Führung ging.

Wurz glaubt aber: "Lewis wird mit dem roten Reifen gut wegkommen. Und das Auto ist so gut, dass er auch mit dem roten Reifen einen guten ersten Stint fahren kann." Eine Theorie, der Hamilton selbst widerspricht: "Für den Start ist es ein guter Reifen. Aber der Abbau ist zehnmal stärker als beim Medium. Vielleicht wird mich das zu einer Zweistoppstrategie zwingen."

Für Sotschi-Spezialist Bottas, der in den Freien Trainings einen starken Eindruck hinterlassen hatte, endete das Qualifying mit einer Enttäuschung. Nach dem ersten Q3-Run lag er zumindest noch an zweiter Stelle; im Finish fiel er aber auch noch hinter Verstappen zurück, dem er unfreiwillig selbst Windschatten spendiert hatte.

"Max war schlau und hat gewartet, bis Valtteri mit seiner Runde fertig war", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Er hatte dadurch Windschatten und kam in der ersten Kurve an, und war da schon eine Zehntel schneller als seine bisherige schnellste Runde." Die war dann "wirklich phänomenal, sehr präzise. Er hat wirklich alles aus dem Auto rausgeholt."

Bottas: Keine Ahnung, warum das Tempo weg war

Bottas hingegen rätselt: "Q1 und Q2 waren ziemlich gut. Da schien das Tempo da zu sein", sagt er. "In Q3 nicht mehr. Für den ersten Run waren meine Reifen nicht ready. Da habe ich gleich in Kurve 2 ein paar Zehntel verloren, und dann hatte ich Übersteuern." Im letzten Run hat er sich bei Kurve 2 noch einmal verbremst. "Aber ich kapier's nicht, warum meine Q3-Zeit nicht schneller war. Da bleiben Fragezeichen."

Immerhin ist er sich sicher, dass er mit dem Windschatten am Start und dem Medium im ersten Stint gegenüber Hamilton im Vorteil sein sollte. Und Verstappen dürfte im Renntrimm ohnehin kein Gegner sein. Der Niederländer ist realistisch, wenn er sagt: "Ich hoffe auf einen guten Start. Dann versuche ich halt, so lange wie möglich an ihnen dranzubleiben."

Für Sergio Perez (4./Racing Point/+1,012) wird das schon schwieriger, denn mit dem Soft wird gegen die drei Topfahrer kein Kraut gewachsen sein. Die Leistung des Mexikaners ist umso beeindruckender, als er im Gegensatz zu Lance Stroll nicht mit dem neuesten Heck-Update ausgestattet ist. Trotzdem schied Stroll als 13. bereits in Q3 raus.

Der Kanadier wurde ein Opfer des Sicherheitsdenkens seines Teams, denn als nach der Rotphase in Q2 nicht klar war, wann die Session wieder losgehen würde, und nur noch 2:15 Minuten auf der Uhr standen, schickte ihn seine Crew früh an den Boxenausgang. Dort dürfte dann aber wegen der langen Standzeit seine Power-Unit überhitzt sein, sodass er von Mechanikern abgeholt werden musste.

Die McLaren-Piloten sicherten sich die Startpositionen sechs und acht, wobei Carlos Sainz trotz der älteren Nasen-Aero um drei Zehntelsekunden schneller war. "Wir sind happy, weil die Autos wieder in Q3 waren, nachdem wir in Mugello ja Schwierigkeiten hatten", sagt Teamchef Andreas Seidl. Wegen der Soft-Reifen macht er sich keine Sorgen: "Ich gehe von einer Einstoppstrategie aus."

Ricciardo: Bestzeit in Q2 war nicht zu halten

Und von einem heißen Duell mit Renault, denn Daniel Ricciardo und Esteban Ocon wurden Fünfter und Siebter und stehen damit jeweils mit einem McLaren gemeinsam in einer Reihe. Ricciardo hatte in Q2 sogar Bestzeit erzielt. In Q3 lag er zunächst an vierter Stelle, schaffte dann aber in der zweiten Runde keine Verbesserung mehr und wurde so noch von Perez überholt.

Alexander Albon (Red Bull) fiel in Q3 vom achten auf den zehnten Platz zurück. Nach dem Podium von Mugello steht er damit schon wieder unter Druck: "Er ist 1,2 Sekunden weg von Verstappen. Ich habe Teamchefs gekannt, die haben bei zwei Zehnteln schon gesagt, dass es zu viel ist", analysiert 'ORF'-Experte Wurz.

Vettel gelang es ebenfalls nicht, sein starkes FT3-Ergebnis ins Qualifying umzusetzen. Der Ferrari-Star zitterte sich als 15. ins Q2, lag nach seinem ersten Run an letzter Stelle und crashte den SF1000 im zweiten Run ausgangs Kurve 4, nachdem er dort über den Randstein gebrettert war. "Zum falschen Zeitpunkt Gas gegeben", lautete die erste Schnellanalyse von Wurz.

"Ich wusste, dass ich viel Zeit aufholen muss", erklärt Vettel. "Ich hatte im ersten Sektor kein so gutes Gefühl wie in den Runden zuvor. Dann probierte ich, ein bisschen mehr Risiko zu nehmen. Dann habe ich mich plötzlich, ich glaube auf dem Kunstrasen, ein bisschen vertan - und dann das Auto verloren."

Prekär: Beinahe wäre der Vettel-Crash auch noch seinem Teamkollegen Charles Leclerc zum Verhängnis geworden, der im letzten Moment zwar noch ausweichen konnte, aber über Vettels Frontflügel fuhr. Als die Session noch einmal gestartet wurde, schaffte Leclerc nicht genug Steigerung und schied als Elfter aus. Auf P10 (Ocon) fehlten ihm 0,043 Sekunden.

Leclerc sauer: Schlechte Anweisungen von Ferrari

Bitter: "Sie haben mir am Funk gesagt, dass ich überhaupt keinen Puffer mehr habe und Gas geben muss, um die schnelle Runde anzufangen. Dabei war noch genug Zeit und ich hätte mehr Abstand nehmen können. Ich bin schon ein bisschen sauer und frustriert, aber that's Life. Als Elfter habe ich zumindest, wenn man's positiv sieht, freie Reifenwahl."

In Q1 hatte es neben Nicholas Latifi (19./Williams) auch die beiden Haas- und Alfa-Romeo-Piloten erwischt. Somit lagen die sechs Ferrari-Boliden auf den letzten sieben Positionen. Denn die Werks-Ferraris belegten P14/15. Allerdings schaffte Vettel auf P15 den Cut relativ komfortabel, mit 0,458 Sekunden Vorsprung auf Romain Grosjean.

Der beklagte sich am Boxenfunk über ein Problem rechts vorne, ohne darauf konkret einzugehen - sagte aber gleichzeitig, das Auto sei so gut gewesen wie das ganze Wochenende nicht. Pech hatte Kimi Räikkönen: Er lag nach dem ersten Run auf P17, rutschte dann in Kurve 2 von der Strecke und steht damit bei seinem 322. Grand-Prix-Start (gleich mit Rubens Barrichello) auf dem letzten Platz.

Hamilton hat am Sonntag von der Pole aus die historische Chance, die 91 Grand-Prix-Siege von Michael Schumacher einzustellen, sollte er das Rennen in Sotschi gewinnen. Den Liveticker dazu gibt's schon ab 12:45 Uhr (Start: 13:10 Uhr deutsche Zeit) auf Motorsport-Total.com und Formel1.de.

Motorsport-Total.com

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