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Harley-Davidson Sportster Fourty-Eight - im Test

Mal ganz anders

Mit der Fourty-Eight hat Harley-Davidson ein extrem ausgewogenes Retro-Bike auf die Räder gestellt, das zudem noch richtig gut aussieht.

Mirko Stepan/mid

Die Frage nach der Familienzugehörigkeit erübrigt sich, wenn man der Sportster Fourty-Eight zum ersten Mal gegenübertritt. Es ist eine echte Harley, zumindest in Sachen Optik. Und was für eine!

Mit ihrer flachen Silhouette, dem kleinen, schmalen, hoch aufragendem Tank - der 1948 erstmals auf einer Harley-Davidson thronte und der 1200er-Maschine ihren Namen verleiht - und dem fetten 130er Vorderrad kann das Motorrad nicht verbergen, zu welcher berühmten Familie es gehört.

Spätestens nach dem Betätigen des Start-Knopfes gibt es keine Zweifel mehr. Die Sportster Fourty-Eight sieht zwar nicht so bullig aus wie andere Harleys, sondern ist eher schmal geraten, bollert aber wie eine ganz Große.

Der schlichte, klare Bobber-Style kommt an bei den Kunden. Bobber wurden ursprünglich Motorräder genannt, an denen die Besitzer alles Unnötige, zum Beispiel das vordere Schutzblech, entfernt hatten. Ganz so radikal ist die Fourty-Eight nicht, das würden auch TÜV & Co. nicht mitmachen. Dennoch: das Design ist aufs Wesentliche reduziert, soll heißen: kein Verkleidungs-Schnick-Schnack, Einzelsitz, freier Blick auf die Technik, die im Rahmen steckt.

Das ist ein 1.202 Kubikzentimeter großer luftgekühlter V2-Motor. 67 PS leistet das Aggregat, was nicht übermäßig viel, aber dank der 96 Newtonmeter Drehmoment bei 3.500 Umdrehungen pro Minute ausreichend ist, um Spaß zu haben mit der Kleinen.

Dazu kommt, dass sich der Motor recht schaltfaul fahren lässt - dann darf man aber auch keine Zwischensprints erwarten. Dafür braucht der V2 Umdrehungen. Lange Pausen im Leerlauf sollte man übrigens vermeiden. Der V2 vibriert dann so heftig, dass man meint, die Maschine möchte einen abschütteln. Zwar sehr lässig, auf Dauer aber anstrengend.

Richtig gut tut der Maschine die Fahrwerksüberarbeitung, die sie für das aktuelle 2016er Modelljahr bekommen hat. Gab es früher immer wieder Kritik, dass sie vor allem bei Bodenwellen zu schwammig sei, kann man sagen, dass dieses Problem ausgemerzt ist.

Die beiden stufenlos verstellbaren hinteren Federbeine, die mit Stickstoff sowie einem separaten Ölreservoir arbeiten, und die 49-Millimeter-Gabel verrichten ihren Job tadellos. Man hat nie das Gefühl nur noch Beifahrer zu sein. Selbst wenn man versucht, die Spitzengeschwindigkeit von 190 km/h zu schaffen.

Dank der niedrigen Sitzhöhe von 71 Zentimeter und dem relativ schmalen Lenker lässt sich die Maschine angenehm leicht durch Kurven drücken, ohne Unruhe zu spüren. Gerade deswegen sieht man vermutlich häufig Fahrerinnen auf einer Fourty-Eight vorbeirauschen.

Auch das ABS ist ganz ausgewogen ausgelegt: Obwohl Harley-Davidson bei der Fourty-Eight vorn und hinten jeweils nur eine Bremsscheibe einsetzt, verzögert das immerhin 252 Kilo wiegende (immer noch leichter als die anderen Familienmitglieder) Motorrad einwandfrei.

Trotzdem muss man kräftig zupacken, aber daran gewöhnt man sich schnell. Wer dabei die Hinterherfahrenden im Blick behalten möchte, muss sich etwas anstrengen - die unterm Lenker angebrachten Rückspiegel sorgen nicht wirklich für Rundumsicht.

Das größte Manko ist der - zwar sehr schöne, aber viel zu kleine - Tank. 7,9 Liter, davon 2,5 Liter Reserve. Wer ein bisschen am Gasgriff dreht - was wegen der guten Straßenlage richtig verlockend ist - sollte in 100-Kilometer-Abständen Tankstopps einplanen.

Das ist nervig und auch extrem schade, weil diese Harley zwar nicht superweich, aber doch deutlich rückenschonender gefedert ist als viele andere Modelle der Marke. Und auch deshalb Lust auf ausgedehnte Touren macht. In Sachen Benzinreservoir sollte wirklich Funktion vor Design kommen, nicht umgekehrt.

Ab 14.590 Euro (Deutschland: 12.365 Euro) ist die Fourty Eight in Österreich zu haben. Wie alle Harley kein Schnäppchen, aber bezahlbar. Und man bekommt viel Kult-Bike fürs Geld. Nur wer gerne mit der Maschine in den Urlaub fährt, sollte sich ein anderes Harley-Modell zulegen. Das wird dann groß, schwer und teuer sein.

Technische Daten Harley-Davidson Sportster Fourty-Eight

Straßenmotorrad mit luftgekühltem V2; Zahnriemenantrieb; Hubraum: 1.202 ccm, Bohrung x Hub: 88,9 mm x 96,8 mm, max. Leistung: 49 kW/67 PS bei 6000/min, max. Drehmoment 96 Nm bei 3.500/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, 5-Gang-Getriebe; Fahrwerk: Stahl-Doppelschleifenrahmen, Cartridge-Telegabel, Stereofederbeine mit einstellbarer Vorspannung hinten, Scheibenbremse vorn und hinten, ABS, Reifen vorne: 130/90 B 16, hinten: 150/80 B 16; Maße: Radstand: 1.495 mm, Sitzhöhe: 710 mm, Gewicht fahrfertig: 252 kg, Tankinhalt: 7,9 l, Verbrauch kombiniert: 4,9 Liter, Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h; Preis: ab 14.590 Euro (Deutschland: 12.365 Euro).

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