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Spät, aber doch

Als letzter der bekannten Zweiradhersteller offeriert Kawasaki mit der Versys 1000 eine adäquate Großenduro - ausschließlich für die Straße.

Thilo Kozik/mid

Vom lukrativen Kuchen der Großenduros möchte sich Kawasaki endlich auch ein Stück abschneiden. Als letzter der großen Zweiradhersteller offerieren die Grünen mit der Versys 1000 ein adäquates Produkt.

Dabei fällt der Neuling ein wenig aus dem bekannten Rahmen: Zwar bewahrt er die typisch langbeinige Silhouette, die komfortable Unterbringung und die hochwertige Ausstattung der Artgenossen, doch die Versys tritt mit dem ersten Reihenvierzylinder der Gattung an und gibt dabei ehrlich zu, für gelegentliche Geländeausritte nicht geeignet zu sein.

Die große Schwester des beliebten Mittelklasse-Allrounders Versys 650 zeigt eine starke Familienähnlichkeit, die von der charakteristischen Front mit dem unüblichen Scheinwerfer-Design und kantigen Verkleidungsteilen geprägt wird.

Bequemer Platz in luftiger Höhe

Das dicke Sitzbank-Polster in 845 Millimetern Höhe bietet ein sehr bequemes Plätzchen mit gutem Bodenkontakt auch für Durchschnittsgroße. Die breite Lenkstange liegt gut zur Hand und erlaubt eine aufrechte Oberkörperhaltung, recht tief angebrachte Rasten sorgen für entspannte Kniewinkel - in einem solchen großzügigen Ambiente lässt es sich stundenlang ermüdungsfrei touren.

Dazu trägt der gute Windschutz hinter der manuell 30 Millimeter in der Höhe stufenlos verstellbaren Scheibe bei, die den Fahrtwind vom Körper fernhält und den Helm ohne Turbulenzen anströmen lässt. Besonderes Augenmerk haben die Kawa-Entwickler dem Soziusplatz gewidmet, wohl wissend, dass von dort so manche Kaufentscheidung gefällt wird.

Bei der Versys kommt von dort nur Zustimmung, das Polster ist dick, die Haltemöglichkeiten prima und das Platzangebot mehr als ausreichend.

So bieten sich längere Touren gerne auch zu zweit an, für die Kawa einen serienmäßigen Gepäckträger und ein Zubehör-Stauraumprogramm aufgelegt hat: Das Givi-Koffersystem mit je 35 Liter Fassungsvermögen kostet 391 Euro, ein Givi-Topcase bietet für 158 Euro 47 Liter Zusatz-Stauraum.

Ohne Zuladung zeigt die Versys ein gut ausgewogenes Fahrverhalten. Das erstaunt ein wenig, denn die wie bei der Konkurrenz verbauten langen Federwege machen üblicherweise zwar einen guten Komfort möglich, beeinträchtigen aber Präzision und Stabilität.

Davon ist bei der Kawasaki jedoch nichts zu spüren, weil deren gut gedämpfte und einstellbare Federelemente ja auch nicht auf maximale Bodenfreiheit im Offroad-Terrain ausgelegt sein müssen. Damit ergibt sich ein sehr komfortables Fahrvergnügen auf der Straße mit präzisem Feedback und sehr guter Handlichkeit, gepaart mit einer guten Portion Kurvenstabilität.

Fußrasten setzen früh auf

Etwas sensibler könnte die neue Upside-down-Gabel zu Werke gehen, und auch die Fußrasten setzen bei zügiger Fahrt etwas früh auf. Doch insgesamt vermittelt die Versys 1000 unter allen Bedingungen viel Vertrauen, bleibt auch bei knapp 200 Sachen auf der Autobahn stabil und toleriert sehr unterschiedliche Fahrstile.

Hinzu kommen auf den sportlichen 17-Zoll-Rädern mit den Pirelli Scorpion Trail tolle Allroundpneus im Endurostil, die sehr neutral abrollen und eine Menge Grip bieten.

Den brauchen sie bei dem Antrieb auch. Das vierzylindrige Herzstück fanden die Entwickler nämlich beim großen Roadster Z1000: Der flüssigkeitsgekühlte DOHC-Reihenvierzylinder mit 16 Ventilen, Einspritzung und 1.043 ccm Hubraum zeichnet sich durch eine Leistung von 118 PS und ein maximales Drehmoment von 102 Nm aus.

Im Vergleich zur Z1000 steht der Versys mehr Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich bei leicht reduzierter Spitzenleistung zur Verfügung, beides wird bei niedrigeren Drehzahlen als bei der Z1000 erreicht.

Dafür war ein rundum neuer Zylinderkopf mit geänderten Steuerzeiten sowie eine neue Abgasanlage notwendig. Gleichzeitig wurde das Getriebe mit kürzeren Abstufungen des ersten und zweiten Ganges sowie länger ausgelegten Gangstufen drei bis sechs angepasst.

Angenehmer Nebeneffekt: Das Triebwerk soll spürbar sparsamer mit Sprit umgehen, was sich auf der Testrunde um den Vulkan Teide (Teneriffa) aber nicht überprüfen ließ. Ohnehin bürgt das große 21,5-Liter-Spritfass für große Reichweiten.

Sanftes Ansprechverhalten für gute Fahrbarkeit

Erfreulich ist das sanfte Ansprechverhalten des Triebwerks in allen Arbeitsbereichen, was insbesondere im unteren Drehzahlbereich die Fahrbarkeit erhöht.

Geschmeidig nimmt der Motor Gas an und reagiert spontan auf Gasgriffänderungen, der Kraftzuwachs erfolgt recht kontinuierlich und nicht hinterlistig. Bis rund 6.500 Touren fühlt sich der Vierzylinder bärenstark an, darüber geht ihm zusehends ein wenig die Luft aus.

Zudem nerven ab 5.000 Umdrehungen Vibrationen in Lenker und Verkleidungsteilen, die trotz Ausgleichswelle deutlich kräftiger zutage treten als bei der Z. Damit fühlt sich die Versys 1000 beim Cruisen im niedrigen Drehzahlbereich ebenso wohl wie bei sportlicher Fahrweise mit mittleren Drehzahlen.

Wem der Antritt zu stark oder die Bedingungen zu schlecht erscheinen, kann über einen Wahlschalter am linken Lenker die Motorcharakteristik von F wie Full Power auf L wie Low Power verstellen, was etwa 70 Prozent der Leistung bei noch sanfterem Ansprechen bedeutet.

Dreistufige Traktionskontrolle der ZX-10R

Über die gleiche Schaltwippe lässt sich die dreistufige Traktionskontrolle bedienen, die so im Prinzip auch beim Supersportler ZX-10R verwendet wird.

Alle fünf Millisekunden gleicht das System die Parameter ab und greift gegebenenfalls über die Änderung von Zündzeitpunkt, Kraftstoffzufuhr und Drosselklappenstellung sicherheitsfördernd ein. Die am stärksten regelnde Stufe 3 unterbindet zudem alle Wheelies.

Unterm Strich verkörpert die Versys 1000 ähnlich ihren Mitbewerbern beste Vielseitigkeit, sie ist auf den Asphalteinsatz konzentriert: Vom alltäglichen Weg zur Arbeit über genussvolles Reiten auf der Hausstrecke bis zu ausgedehnten Touren in entlegene Winkel reicht das Einsatzspektrum des Reisemobils.

Der Preis steht noch nicht fest, er wird aber knapp unter 13.000 Euro liegen.

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