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EBR 1190RX - schon gefahren

Buell is back

Buell wurde von Harley-Davidson gekauft und gegen die Wand gefahren. Erik Buell hat sein Baby wieder aufgepäppelt - wir fuhren die EBR 1190RX.

Thilo Kozik/mid

Erik Buell war fassungslos, als Ende 2009 Harley-Davidson seinen wenige Jahre zuvor übernommenen Sportladen Buell dichtmachte. Durch die weltweite Rezession war der US-Motorradhersteller in Schieflage geraten.

Doch der Gründer und Namensgeber dieses Unternehmens gab nicht auf startete einen neuen Versuch: Unter dem Namen Erik Buell Racing hat er ein gutes Dutzend seiner alten Angestellten eingestellt und produziert seitdem Racingparts für den amerikanischen Markt.

Noch nicht einmal fünf Jahre nach der Schließung beschäftigt EBR heute wieder rund 140 Menschen und erfreut sich des millionenschweren Engagements des indischen Konzerns Hero - einem der größten Zweiradhersteller weltweit - als stillem Teilhaber. Und Erik Buell macht das, was er am besten kann: Höchst eigenständige Sport-Motorräder entwickeln. Das erste hierzulande käufliche Gerät ist die EBR 1190RX.

Dabei handelt es sich um einen für Buell typischen V-Twin mit 190 Kilogramm Trockengewicht und typisch innovativen Lösungen. Mächtigen Vortrieb generiert der 1.190 Kubikzentimeter große V-Twin mit Vierventiltechnik und zwei obenliegenden Nockenwellen, der seine Zylinder im Winkel von 72 Grad spreizt - wie schon der Rotax-Antrieb des letzten Modells der alten Buell Company, der 1125R.

Erik Buell kaufte die Rechte für diesen Motor, entwickelte ihn weiter und montiert ihn jetzt in seiner neuen Fabrik in East Troy, Wisconsin. Vorwiegend kommen dabei deutsche Komponenten zum Einsatz. Andere RX-Teile stammen aus den USA, so der Rahmen aus Chicago und die Verkleidung aus Kalifornien.

Das Hubraum-Plus gegenüber der Rotax-Einheit resultiert aus einer drei Millimeter größeren Bohrung für ein kurzhubiges Bohrung-Hub-Verhältnis von 106 x 67,5 mm. Für eine bessere Verwirbelung öffnet eines der beiden Titan-Einlassventile eine Spur früher als das andere, von EBR "Controlled Swirl Induction" genannt.

Unterm Strich gibt Buell stramme 136 kW/185 PS Leistung bei 10.600/min an. Das gesunde Drehmomentmaximum von 137,8 Nm bei 8.200 Touren gelangt per Kette und nicht wie bei früheren Buells per Riemenantrieb à la Harley ans Hinterrad.

Das Fahrwerk zeigt einige der typischen Eigenheiten, für die Buell-Motorräder getreu dem Credo von der "Massenzentralisierung" bekannt sind: Die breiten Oberzüge des Leichtmetall-Rahmens fungieren gleichzeitig als Spritreservoir mit 17 Liter Volumen. Die Schwingen lagern im mittragenden Motor und das Showa-Federbein ist direkt angelenkt.

Zur Senkung des Fahrzeuggewichts gibt es einen Magnesium-Heckrahmen und leichte 17-Zoll-Gussräder mit filigranen Sternfelgen. In guter Buell'scher Tradition nimmt eine Achtkolben-Nissin-Festsattelzange im Vorderrad die 386 mm messende Felgenring-Einzelscheibe in die Mangel. Kühlluft-Führungen an den Gabelfüßen verhindern deren Überhitzung.

Gegenüber soviel eigenwilliger Technik wirkt das Styling geradezu konventionell. Doch die schlanke Linie in Gelb, Rot oder Schwarz und das Finish lässt sich durchaus sehen. Ein dünn gepolsterter, hoher Sportsitz, tief montierte Lenkerstummel und einstellbare Fußrasten sorgen für ein adäquates Ambiente, ohne allzu sehr einzuengen, und geben die Richtung vor: Die 1190RX will auf die Rennstrecke.

Zum Beispiel ins Autodromo Riccardo Paletti ins italienische Varano. Hier spielt der Motor seine kräftige Drehzahlmitte aus, mit der die EBR schnelles Fahren leicht macht. Etwas schwergängig agiert die Kupplung und leichte Vibrationen bei höheren Drehzahlen könnten auf längeren Touren stören.

Dessen ungeachtet setzt der Motor Gasgriffbefehle schnell und leicht um, die RX setzt sich sanft und exakt kontrollierbar ab etwa 6.000/min nachdrücklich bollernd in Szene. Selbst Drehzahlen unter 3.000/min machen den großen Vau-Motor nicht unwillig. Zuviel Druck im Kessel regelt eine mannigfach einstellbare Traktionskontrolle.

Hinter der knappen Scheibe blickt man auf ein farbenfrohes volldigitales Display, das leider einen Schaltblitz vermissen lässt - ungeachtet des gut abgestuften Getriebes und der Durchzugsstärke des Aggregats. Sportsfreunde werden auch den fehlenden Schaltautomaten monieren.

Bekannt ist die Basis der Buell-Fahrwerke - kurz und kompakt mit knackigen 1.409 mm Radstand und rennorientierter Geometrie. So biegt die EBR mühelos und leichtfüßig durch die langsamen Schikanen. Eine gute Straßenlage sichern die voll einstellbaren Showa-Federelemente. Allerdings haben sie auf dem ebenen Untergrund auch recht wenig Arbeit. Wie die riesige Felgenrand-Bremse, die mit viel Bremsgefühl und hoher Effektivität überzeugt. Ein ABS soll erst 2015 verfügbar sein.

Erik Buell und sein Team haben immer noch ein gutes Stück Arbeit vor sich, doch mit der 1190RX sind sie schon ziemlich weit gekommen. Die Loslösung von Harley-Davidson erlaubt Erik Buell die Entwicklung von Motorrädern, von denen er persönlich glaubt, dass sie erfolgreich sind.

Der erstaunlich niedrige Einstandspreis der RX von in Deutschland 16.990 Euro - der Österreich-Preis ist noch nicht bekannt, sollte aber nicht wesentlich darüber liegen - für ein Modell in solch geringer Stückzahl und der Titel des zur Zeit besten Sportmotorrades aus Amerika könnten ihren Teil dazu beitragen.

Technische Daten EBR 1190RX

Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem 72-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, dohc, Hubraum: 1 190 ccm, Bohrung x Hub: 106 mm x 67,5 mm, max. Leistung: 136 kW/185 PS bei 10 600/min, maximales Drehmoment: 137,8 Nm bei 8 200/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsgang-Getriebe, Kettenantrieb, Leichtmetall-Brückenrahmen, Upside-Down-Telegabel, Leichtmetallguss-Zweiarmschwinge mit direkt angelenktem Zentralfederbein, eine Scheibenbremse vorn, eine hinten, Traktionskontrolle, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17, Sitzhöhe: 826 mm, Tankinhalt: 17,1 Liter, Gewicht vollgetankt: 203 kg, Preis: 16 990 Euro. mid/rkm

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