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Für alle Fälle

Großer Tourer mit Gelände-Genen: die neue Aprilia Caponord 1200 Rally. Ihr 125-PS-Motor entwickelt in allen Lebenslagen ordentlich Druck.

Norbert Meiszies/mid

Mit der Caponord 1200 Rally hat Aprilia nun eine Weiterentwicklung der erst im vergangenen Jahr grundlegend überarbeiteten Modellreihe vorgestellt.

Bei dem neuen Bike gehen die Italiener noch einen Schritt weiter in Richtung Touren-Motorrad, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Denn ein Verkaufsschlager ist die Reiseenduro des mittlerweile zum Piaggio-Konzern gehörenden Herstellers bisher nicht gewesen.

Standesgemäß motorisiert ist die Rally mit dem aus der Dorsoduro 1200 stammenden, flüssigkeitsgekühlten 90-Grad-V-Motor. Das mit Vierventiltechnik, Doppelzündung und Einspritzanlage modern konstruierte 1.197-Kubikzentimeter-Aggregat wurde für den Einsatz in der Caponord auf 92 kW/125 PS und ein maximales Drehmoment von 115 Newtonmetern abgemildert.

Kleinere Drosselklappen-Durchmesser, je eine Lambdasonde und zwei Einspritzdüsen pro Zylinder domestizieren den großen Vau und sollen den bekannten Durst des Aggregats zügeln. Die beim Standardmodell kritisierte Unwilligkeit unterhalb von 3.000/min hat man der Rally gänzlich ausgetrieben.

Ob vom Start weg oder beim Herausbeschleunigen aus der Kurve: Der Antrieb entwickelt in allen Lebenslagen ordentlich Druck. Der kräftige, nicht zu überhörende Sound aus dem Endschalldämpfer unterstreicht den kraftvollen Auftritt.

Um das Motorrad den Touring-Anforderungen gerecht zu werden, erhielt die Rally neue Seitenkoffer von Givi mit edler Alu-Abdeckung sowie ein gut funktionierendes Windschild. Letzteres lässt sich einfach mittels zweier Schrauben auch während der Fahrt in der Höhe verstellen und bietet guten Wind- und Lärmschutz.

Ergänzt wird die Ausstattung durch LED-Leuchten, die den bulligen Charakter des Adventure-Bikes betonen sollen. Neu sind außerdem die Stahl-Schutzbügel an der Seite und der untere Motorschutz aus stabilem Kunststoff. Warum die Caponord allerdings keinen Warnblinker besitzt und trotz Vorbereitung Heizgriffe nur als Sonderzubehör erhältlich sind, ist kaum nachvollziehbar.

Beim Fahrwerk vertraut Aprilia dem bekannten Rahmenmix aus Gitterrohr und Gussprofilen mit einem neu gestalteten Hilfsrahmen, der mehr Stabilität bei hoher Ladung garantieren soll. Die Einarmschwinge mit schräg stehendem Federbein blieb unverändert.

Neu sind allerdings die Räder. Die Rally steht jetzt auf hübschen Speichenrädern mit 19 Zoll vorne und 17 Zoll hinten. Selbst in der Meute der Reiseenduros ist das semiaktive Fahrwerk Aprilia Dynamic Damping ADD ein Highlight, das serienmäßig mit an Bord ist.

Dieses bietet auf holprigen Geraden einen außergewöhnlich hohen Fahrkomfort, egal, ob tiefe Auswaschungen oder Asphaltbuckel das Fahrwerk malträtieren.

In der Grundeinstellung sorgt das System für eine komfortbetonte Abstimmung, die bei forcierter Gangart ein etwas unhandliches Gefühl in Wechselkurven vermittelt. Nutzt der Fahrer eine der vier voreingestellten Möglichkeiten, um die Federvorspannung über ein Menü im Cockpit an die individuellen Bedürfnisse anzupassen, dann ist alles bestens.

Darüber hinaus bietet die Caponord 1200 eine ganze Reihe weiterer elektronischer Fahrhilfen, die allesamt über das Digital-Cockpit gesteuert werden. Teilweise würde man sich allerdings eine Bedienung über Schalter am Lenker wünschen.

Wie bei Motorrädern mit Ride-by-Wire-Drosselklappensteuerung üblich, stehen drei Fahrmodi zur Verfügung, die die Charakteristik der Leistungsentfaltung beeinflussen: Sport, Touring und Rain. Im Regenmodus reagiert der V2-Motor sehr sanftmütig, die Leistung wird dabei um 25 PS auf 100 PS gekappt.

Weiterhin besitzt die Aprilia eine Cruise Control zum Vorgeben einer konstanten Geschwindigkeit. Auf langen Autobahnstrecken ist das ganz nützlich, bei den ersten Fahrtests hat sich die Bedienung des Systems allerdings als recht umständlich erwiesen.

Außerdem hat das Motorrad ein abschaltbares 2-Wege-ABS an Bord und die Traktionskontrolle ATC, die sich je nach Einsatzort in drei Stufen variieren lässt. Der Eingriff wird im Cockpit von einer flackernden Leuchte signalisiert und verleiht dem Fahrer ein sehr beruhigendes Gefühl.

Keine Mühe mit der vollgetankt stattliche 275 Kilogramm wiegenden Rally haben die Brembo-Vierkolben-Festsattelzangen. Die hintere Bremse fällt von der Wirkung eher zurückhaltend aus, die beiden vorderen Bremsscheiben lassen sich recht feinfühlig dosieren.

Für ausgezeichnete Bremsstabilität sorgt wieder das ADD: Wird der Anker heftig geworfen, verhärtet sich die Gabel spürbar und verhindert, dass das Heck leicht und unruhig wird. Die leichte Aufstelltendenz beim Bremsen in Schräglage kann das ADD jedoch nicht verhindern.

Aprilia setzt bei der Neuvorstellung der Caponord 1200 Rally vor allem auf technikverliebte Motorradfahrer, die sich auf großer Tour keine Gedanken über Fahrwerkseinstellungen und Motorcharakteristik machen möchten, sondern sich einfach auf eine leicht zu beherrschende, tourentaugliche Reiseenduro setzten wollen, mit der man auch die letzten nicht asphaltierten Meter zum Nordkap problemlos zurücklegen kann. Dafür ist man dann auch bereit, 16.390 Euro zu investieren - Deutschland-Preis, Österreich-Tarif ist noch keiner bekannt.

Technische Daten Aprilia Caponord 1200 Rally

Motor: flüssigkeitsgekühlter 90-Grad-V2-Viertaktmotor, dohc, vier Ventile je Zylinder, Hubraum: 1 197 ccm, Bohrung x Hub: 106 x 67,8 mm, 92 kW/125 PS bei 8 000/min, 115 Nm bei 6 800/min, Einspritzung, Ride-by-Wire, G-Kat (Euro3), Sechsganggetriebe, Kette.
Fahrwerk: Stahlrohrrahmen mit Hilfsrahmen, Upsidedown-Telegabel vorne, Aluschwinge hinten, Monofederbein, Aprilia Dynamic Damping (ADD), zwei Bremsscheiben vorne, eine Bremsscheibe hinten, 2-Wege-ABS, Traktionskontrolle ATC, Reifen vorne: 120/70-R19, hinten: 170/60-R17
Maße und Gewichte: Radstand 1575, Sitzhöhe, 840 mm, Trockengewicht 238 kg, vollgetankt 275 kg, Tankinhalt 24 l, Preis (Deutschland): ab 16.390 Euro.

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