Elektrobike Zero S - erster Test | 25.01.2015
Leisetreter
Flüsterleises Spaßbike: Die elektrisch angetriebene Zero S geht optisch modifiziert, mit neuem Fahrwerk und stärkeren Batterien ins Jahr 2015.
Thilo Kozik/mid
Der amerikanische Elektromotorrad-Pionier Zero Motorcycles hat seine Modellpalette für 2015 fahrwerkstechnisch grundlegend überarbeitet, optisch modifiziert und die Batterien-Technologie optimiert. Einstiegsmodell ist die Zero S, ein Allrounder im aktuellen Roadster-Look.
Hinter dem großen Trapezoid-Scheinwerfer und dem gekröpften Rohrlenker der Zero S ergibt sich eine gedrungene Silhouette, die zum keck angehobenen Heck hin auch dank neuer filigraner Felgen richtig luftig wird.
Dominiert wird der Anblick von dem schwarzen Batterienpack in der Mitte. Drum herum spannt sich ein gerade mal zehn Kilo leichter, schwarzer Aluminiumguss-Rahmen, an den sich eine Leichtmetallschwinge mit markanter Form anschließt.
Mit einer Sitzhöhe von 807 Millimetern erreichen auch Kurzbeinige den Boden problemlos. Zum Griff an die schmalen, deutlich zum Fahrer hin gekröpften Lenkerenden ist keine Vorlage notwendig. Der Pilot hockt aufrecht und gut integriert und dank der schmalen Baubreite mit gutem Knieschluss im Sattel.
Nach dem Drehen des Zündschlüssels ist die Zero startklar. Wird der sogenannte "Killschalter" umgelegt, kann es ohne Umschweife losgehen. Leise surrend setzt sich die Zero S in Bewegung. Durch den Direktantrieb per Zahnriemen entfallen Kupplung und Getriebe, die Bedienung ist dadurch denkbar einfach. Um nicht beim Start durch das urgewaltige Anfahrdrehmoment eine Rolle rückwärts zu machen, moduliert ein Controller den Schub.
Doch ab zirka 30 km/h tritt das Elektrobike um so kräftiger an und begeistert mit einem saftigen Durchzug, der auch erfahrene Motorradfahrer mit der Zunge schnalzen lässt. Weil die S 153 km/h Spitze läuft, ist sie locker autobahntauglich. Doch auch bei Schritttempo lässt sich der Vortrieb ordentlich dosieren. Das einzige, was man dabei hört, sind die Abrollgeräusche der Reifen und den sirrenden Elektromotor.
Über den Schalter, der bei anderen Motorrädern den Startknopf darstellt, sind die drei Fahrmodi Eco, Sport und Custom anwählbar. Sie geben den Schub, aber auch die Energie-Rückgewinnung vor - also die Stärke der Motorbremse, die zum Wiederaufladen der Batterie genutzt wird.
Das Custom-Profil kann mit der kostenlosen Zero-App über ein Smartphone per Bluetooth konfiguriert werden, hier lassen sich viele Parameter wie das Drehmoment, die erreichbare Höchstgeschwindigkeit oder die Stärke der Motorbremse einstellen.
Die Zero S gibt es 2015 in zwei Akku-Konfigurationen: Mit der 9,4 kWh-Variante reicht der Strom laut Zero für 122 Kilometer, mit 12,5 kWh kommt das Bike 164 Kilometer weit. Wer noch länger fahren möchte, kann mit dem optionalen "Power Tank" um 2.400 Euro (Deutschland: 2.380 Euro) 201 Kilometer weit fahren, ohne nachzuladen.
Diese Reichweiten erscheinen realistisch. Nach einer alles andere als zurückhaltenden "Sport"-Fahrt zeigte die Ladestandsanzeige nach gut 120 Kilometern bei der 12,5-kWh-Version noch elf Prozent Ladung an. Zum Aufladen vergeht dann jedoch einige Zeit: Ein komplett leerer Akku braucht über das eingebaute Ladegerät 8,6 Stunden an einer herkömmlichen Steckdose zur Vollladung. Auf die Energiespeicher selbst gewährt Zero fünf Jahre Garantie oder bis zu 160.000 km Laufleistung.
Dass eine Tour über teilweise derb geflickte Hinterlandstraßen überhaupt Spaß macht, liegt an den fahrwerkstechnischen Neuerungen des 2015er-Modells: Vorn wie hinten werken voll einstellbare Showa-Federelemente, leichtere Gussräder und die größeren Bremsen haben ein modernes ABS bekommen.
Damit flitzt die 171 Kilo leichte Zero S leichtfüßig durch enge Kurven und lässt sich ohne Kraftaufwand einlenken. Fast schon zu leicht geht sie in Schräglage und bietet einen guten Fahrkomfort bei tadelloser Stabilität, beides lässt sich durch die Einstellmöglichkeiten an Upside-Down-Gabel und Federbein sauber einjustieren.
Zu viel Dynamik hält die 320 mm große Bremsscheibe mit Vierkolbensattel vorn im Zaum. Allerdings verwindet sich die Gabel bei heftigem Ankern spürbar, und das spät eingreifende ABS erlaubt ein Anheben des Hinterrades. Beim Wenden auf engen Straßen und auf dem Parkplatz erschwert der sehr knappe Lenkeinschlag das Manövrieren.
Clever ist die Nutzung des Raumes für den hier überflüssigen Tank durch ein integriertes Staufach mit herausnehmbarem Rucksack gelöst. Darin wird der optionale Power Tank zur Erhöhung der Reichweite eingebaut. Gut ablesbar und sinnvoll strukturiert informiert das Cockpit-Display über alle wichtigen Daten inklusive exakter Ladestands- und Reichweiteninfos, die vom Smartphone via Bluetooth noch detaillierter auslesbar sind.
Die Zero S ist ab März verfügbar. Für die ureigene Fahrdynamik eines Elektroantriebs sind jedoch 13.610 Euro (Deutschland: 13.490 Euro) beziehungsweise 15.580 (Deutschland: 15.450 Euro) für die 12,5-kWh-Version zu zahlen. In Österreich gibt es derzeit nur einen Zero-Händler - Chili-X in Judenburg, Stmk. zeromotorcycles.at