BMW K 1600 B - Cruiser im ersten Test | 11.10.2016
Bayern-Bagger
Flacheisen in voller Fahrt: Die BMW K 1600 B ist speziell für Amerika entwickelt worden, sie kommt aber auch auf Europas Straßen.
Ralf Schütze/mid
Im Frühjahr 2015 hatte es die Studie Concept 101 bereits angedeutet, jetzt ist es amtlich: BMW steigt in den Markt der US-Cruiser ein. Und zwar mit einem sogenannten Bagger.
Typische Merkmale: Eine flache und nach hinten abfallende Silhouette, vorverlegte Fußrasten, die Frontverkleidung als höchster Punkt und tief angebrachte Heckkoffer mit integrierten Heckleuchten. Dank der meist tropfenförmigen Formgebung haben die Amerikaner dafür den Begriff Streamlining geprägt.
Natürlich muss so ein Dickschiff ordentlich Dampf unter Deck haben. Damit kann die neue BMW K 1600 B dank 1,65 Liter Hubraum aus sechs Zylindern durchaus dienen: Stolze 118 kW/160 PS drücken auf den wartungsfreundlichen Kardanantrieb. Und satte 175 Newtonmeter liegen als maximale Schubkraft zwar erst bei 5.250 Umdrehungen in der Minute an, jedoch nimmt die 336 kg-Fuhre auch weit vorher mit geballter Wucht Fahrt auf.
Erstaunlich: Trotz ihres massiven Auftritts rast die flache und langgezogene K 1600 B in nur 3,2 s von null auf hundert. Und 5,7 Liter Benzin auf 100 Kilometer als Normverbrauch sind in Relation zu Leistung und Gewicht vielversprechend. Dank 26,5 l Spritvorrat lassen sich somit immerhin fast 470 km bis zum nächsten Tankstopp herunterspulen.
Der neue BMW-Bagger könnte so etwas wie die Rennmaschine unter den Cruisern werden, denn die direkte Konkurrenz hat deutlich weniger Leistung und Drehmoment bei mehr Gewicht. Damit die Kraft des 1,6-Liter-Sechszylinders auch souverän auf den Asphalt kommt, hat BMWs neuer Cruiser serienmäßig das elektronisch gesteuerte Fahrwerk Dynamic ESA an Bord - bei der K 1600 B mit den beiden Fahrmodi "Road" und "Cruise", wobei letzterer mit extra sanfter Dämpfung besonders komfortbetont ist.
Wie es sich für richtige Dickschiffe unter den Tourern gehört, erleichtert auch die BMW K 1600 B ihrem Piloten das Manövrieren mit einer Rückfahrhilfe. Knopfdruck links genügt, schon ist das System aktiviert, und durch Drücken auf den Starterknopf kann sich der Bagger-Pilot lässig rückwärts bewegen.
Wer's die ganze Fahrt über noch gemütlicher mag, kann als Sonderausstattung den Schaltassistent Pro ordern, der Hoch- und Herunterschalten ermöglicht ohne die Kupplung zu ziehen.
Auch das Zubehörprogramm bietet reichhaltige Möglichkeiten, seinen Sechszylinder-Cruiser zu individualisieren. So gibt es zum Beispiel Trittbretter für Fahrer und Beifahrer, die das total entspannte Dahincruisen nochmals unterstützen.
Um das charakteristische, nach hinten abfallende Streamlining zu realisieren, verpassten die BMW-Entwickler der K 1600 B eine völlig neu konstruierte Heckpartie. Daraus ergab sich außerdem für den Sozius eine angenehm reduzierte Sitzhöhe.
Für den Piloten beträgt sie moderate 78 Zentimeter. Die tief liegenden Seitenkoffer sind fester Bestandteil des Motorrads, da im Stile US-amerikanischer Cruiser in ihnen die Heckleuchten integriert sind. Dank flacherem Deckel und tiefem Korpus sind die Koffer besonders gut zugänglich.
Laut BMW-Motorrad-Chef Stephan Schaller möchte die Marke ihren Marktanteil in den USA von derzeit 4,3 Prozent in naher Zukunft verdoppeln. Die erste speziell für den US-Markt entwickelte BMW soll wesentlich dazu beitragen.
Hintergrund zur Entwicklung des ungewöhnlichen Bagger-Konzepts: Schaller sei vor einigen Jahren durch die USA getourt, und das habe in ihm den Drang aufkommen lassen, gezielt etwas dafür Passendes auf den Weg zu bringen: "Das richtige Bike für die Route 66 eben." Mit dem erhofften Erfolg der neuen K 1600 B sowie mit wesentlichen Anteilen der ebenfalls neu vorgestellten G 310 R sollen die heute hochgesteckt klingenden Ziele erreicht werden.
Weitere Tugenden, die das Fahrzeug in die Waagschale wirft: Der Sozius thront über auffallend verchromten Endschalldämpfern mit gerippten Endkappen, die den Bagger deutlich vom Rest der K 1600-Modelle unterscheiden. Um den Wind- und Wetterschutz zu optimieren, sind die Seitenteile weit nach hinten gezogen.
Windabweiser geben den Fahrerhänden besonders guten Schutz und unterstreichen zusätzlich die prägnante Linienführung der gesamten Frontpartie. Die neue BMW K 1600 B ist ganz in Schwarz gehalten ("Blackstorm metallic"-Lackierung, dazu Fahrwerk und Antriebsstrang in Schwarz). Man darf gespannt sein, wie sich der düstere Bayern-Bagger nicht nur im Heimatland der US-typischen Cruiser schlägt, sondern weltweit und besonders in der deutschen Heimat.