KTM 990 Super Duke – im Test | 24.01.2005
Es lebe der Streetfight!
KTM setzt mit dem Straßenmodell 990 Super Duke neue Maßstäbe. Gut möglich, dass Besitzer herkömmlicher Naked Bikes nun bitterlich zu weinen beginnen.
Karin Mairitsch
Zahlreiche Bilder der KTM 990 Super Duke finden Sie in der rechten Navigation!
Die oberösterreichische Motorradschmiede KTM präsentiert das Zweizylinder-Modell 990 Super Duke und beschreitet damit endgültig und höchst ambitioniert den Weg auf die Straße. Was mit der großen Reiseenduro 950 Adventure begann, findet nun im kompromisslosen Straßenmodell seine würdige Fortsetzung. 120 PS an der Kurbelwelle und ein Trockengewicht von 179 Kilogramm lassen kaum mehr Fragen offen.
Das Herzstück der neuen 990 Super Duke ist der Motor, ein 75-Grad-V2-Aggregat, das in Mattighofen entwickelt wurde und in der 950er Enduro vor knapp zwei Jahren seine Serienreife erlangt hat. Die Leistungssteigerung von respektablen 98 auf satte 120 PS erreichte man durch Erhöhung der Zylinderbohrung, neue Kolben, verstärkte Zylinder, 48-Millimeter-Einlass, Optimierung von Brennraum und Kanalformen, neue Kurbel- und Nockenwelle, neue Auspuffanlage, Keihin-Einspritzung, doppelte Drosselklappen, Lambda-Sonden sowie durch das elektronische Motormanagement. High Performance, ganz klar. Selbst die für 2006 geplante Abgasnorm Euro 3 wird erfüllt, der geregelte Katalysator und das Sekundärluftsystem machen's möglich.
Doch erst das Fahrerlebnis lässt die wahren Dimensionen erahnen: Der Motor fährt sich linear wie ein Vergasermodell, ab 3.000 Umdrehungen lässt sich bedenkenlos und ruckfrei Gas geben, bei 5.000 kommt man so richtig zur Sache, der raketenmäßige Schub setzt bei 6.000 ein, und dann orgelt man den Motor bis 10.000 Umdrehungen und tut gut daran, die 120 Pferdestärken (und sich selber!) unter Kontrolle zu behalten. Höchstes Niveau!
Derartige Beschleunigung braucht ein gutes Gegenargument, und das liefern die beiden vorderen 320-Millimeter-Bremsscheiben mit Vierkolben-Bremszange, Radialpumpe und jeweils vier Einzelbelägen. Brembo ist ein guter Partner, und der Gitterrohrrahmen bietet gepaart mit dem ausgewogenen und über einen weiten Bereich einstellbaren Fahrwerk die nötige Stabilität, um die mächtigen ansetzenden Kräfte von Beschleunigung und Verzögerung sicher auf die Straße zu bringen. Selbst Unvorhersehbares kann uns da nicht mehr aus der Ruhe bringen. Für agiles Fahrverhalten bürgt der mit 1.438 Millimetern vergleichsweise kurze Radstand. Der breite Lenker weist eine hohe Offroad-Verwandtschaft auf und sorgt für extrem präzise Führung. Und die Pirellis halten einwandfrei...
Die 990 Super Duke wurde von Fahrern für Fahrer gebaut, das merkt man in jeder Faser ihrer orangen Seele. Projektleiter Philipp Habsburg: „Wir haben all das in die Super Duke gepackt, was wir uns selber von einem Motorrad wünschen.“ Das merkt man, und wer die Herrschaften von KTM kennt, weiß, dass man mit der neuen 990 Super Duke eine Waffe in die Hand gedrückt bekommt, die nur eines im Sinn hat - den Wettkampf. Die einzig offen Frage ist somit: Wo ist der nächste Gegner?