Triumph Rocket III Classic – im Test | 31.05.2007
Rule, Britannia!
Satte 2,3 Liter Hubraum aus drei Zylindern: Die mächtige Triumph Rocket III Classic ist die Hubraumkönigin auf dem österreichischen Markt.
mid/wa
Mit der Rocket III Classic hat Triumph dem hubraumstärksten Serien-Cruiser auf dem Motorradmarkt eine eindrucksvolle Schwester zur Seite gestellt. Wie die Rocket III verfügt auch die Classic über den 2,3-Liter-Dreizylindermotor sowie die imposante Ausstrahlung des britischen Powercruisers.
Zusätzlich mit Trittbrettern ausgerüstet und einer schicken Zweifarblackierung versehen, ist die Rocket III Classic für 21.990,- Euro zu haben, damit ist sie um 1.000,- Euro teurer als die Schwester. Aus den 2.294 Kubikzentimetern Hubraum schöpft die Britin eine Leistung von 103 kW/140 PS, die bei recht hohen 6.000 Touren verfügbar ist.
Viel wichtiger ist jedoch das Drehmomentgebirge von 200 Nm, dessen Gipfel die Rocket schon bei 2.500 U/min erreicht. Diese Kraft spürt der Biker bereits ab der ersten Sekunde. Sobald der Kraftschluss hergestellt ist, fühlt man den Druck des längs eingebauten Dreizylinders, der im gesamten Bereich zwischen 1.800 und 6.000 U/min mindestens 90 Prozent seines maximalen Drehmoments abliefert.
Kein Wunder also, dass das mit einer Kardanwelle ausgestattete Motorrad nachdrücklicher als jeder andere Cruiser voran schiebt und das Leergewicht von 350 Kilogramm fast vergessen macht. Wer es jedoch mit dem Gasgeben allzu gut meint, der darf sich nicht über die Asphaltsignaturen des 240er Hinterreifens wundern - ungeachtet der elektronischen Traktionshilfe in den ersten drei Gängen, denn ohne sie gäbe es auf nassen Straßen ziemliche Schwierigkeiten.
Auch würde der hintere Pneu noch rascher verschleißen als ohnehin schon. Ein Bike für Geizkragen ist die Rocket wahrlich nicht. Dafür jedoch verwöhnt sie mit einem formidablen Sound, der sonor den modifizierten Schalldämpfern entströmt, wobei sich rechts zwei verchromte Rohre finden, links nur eines.
Das mag ungewöhnlich erscheinen, doch auf der Rocket kommt es einem bald wie die normalste Sache der Welt vor. Ohnehin wirkt das Umfeld aus dem Blickwinkel vom Sattel alles ein gutes Stück kleiner. Gelassenheit in ihrer reinsten Form herrscht hinter dem breiten Lenker, zumal sich die Maschine schaltfaul cruisen lässt.
Bis Tempo 40 kann der fünfte Gang drinnen bleiben, es genügt nur ein Zupfen am Gas, um die Classic vehement nach vorne marschieren zu lassen, bis bei 192 km/h die Spitze erreicht ist. Das ist jedoch allenfalls ein Wert für das technische Datenblatt, bläst einem doch ab Tempo 160 ein heftiger Orkan entgegen. Selbst die Montage eines Windschildes macht aus der Triumph keine Rennmaschine, dafür sind die Verwirbelungen am Helm dann doch zu stark.
Also ist Fahren mit einer moderaten Geschwindigkeit angesagt, das lässt Freude am satten Durchzug aufkommen, und hält so auch den Verbrauch mit knapp sieben Litern Superbenzin in Grenzen. Mit dem 24-Liter-Tank sind Reichweiten von gut 300 Kilometern möglich. Absolut überraschend ist hingegen die Alltagstauglichkeit der Rocket, die gar nicht so unhandlich ist, wie das Gewicht vermuten lässt.
Einzig beim Rangieren oder bei Schrittgeschwindigkeit ist die Masse spürbar. Rollt die Britin aber erst einmal, vermittelt sie mit ihrer entspannten Sitzposition ein sattes Fahrgefühl - zumindest solange enge Kurven nicht allzu ambitioniert attackiert werden. Zwar bleibt das Bike tapfer auf Kurs, auch das mit einer Upside-down-Gabel versehene Fahrwerk vermittelt ein sicheres Gefühl; doch spätestens, wenn die früh aufsetzenden Trittbretter Funken schlagen, hört sich der Spaß auf.
Auf unübersichtlichen Straßenabschnitten gilt es zudem besonders aufzupassen, da hektische Richtungswechsel angesichts des Gewichts und des beachtlichen Radstandes von knapp 1,70 Meter keine leichte Übung sind. Daher würde der Rocket III Classic ein ABS ebenso gut zu Gesicht stehen wie es ihre übrige imposante Optik bereits tut.