Ducati 848 – im Test | 14.01.2008
Klassenlose Rennstreckenfreude
Die Kleine Duc mit dem stolzen Preis von 15.995,- Euro ist der 1098 wie aus dem Gesicht geschnitten, fährt sich aber ganz anders.
mid/rkm
Im Vergleich zu bisherigen Ducati-Superbikes kann die 848 als durchaus handlich bezeichnet werden. Die Leichtfüßigkeit einer japanischen 600er erreicht die Italienerin zwar nicht, und in den tiefen Schräglagen will die Schöne straff auf Kurs gehalten werden. Doch der Drang zum Kurvenaußenrand hält sich in akzeptablen Grenzen, hinsichtlich Neutralität und Stabilität legt die Gitterrohrrahmen-bewehrte Duc immer noch die Messlatte auf.
Und die erstaunlich soft abgestimmte Telegabel liefert im Zusammenspiel mit dem sportiv ausgelegten Federbein ein souveränes Fahrgefühl mit viel Feedback gerade in kritischen Zonen. Beim herzhaften Gasgeben aus der Kurve heraus wird trotz der leichter werdenden Front kein Lenkungsdämpfer vermisst, der bei anderen Supersportlern und gerade der 1098 (über)lebensnotwendig ist.
Kleinere Bremsscheiben und "preiswerte" Monobloc-Vierkolbenzangen mit zwei großen statt vier Einzelbelägen verzögern zuverlässig und glasklar, aber nicht brutal bissig wie bei der großen Schwester. Für knifflige Rennstrecken und tiefe Schräglagen sind die sehr fein dosierbaren Stopper genau richtig.
Der Twin-Motor mit 849 ccm Hubraum leistet schier unglaubliche 99 kW/134 PS und das maximale Drehmoment von 96 Nm liegt bei 8 250 U/min an. Für das Kurbelgehäuse hat Ducati erstmals ein Vakuum-Gussverfahren verwendet, das erhebliche Gewichtseinsparungen ermöglicht hat:
Gegenüber der 1098 ist das 848-Gehäuse 3,5 Kilogramm leichter, weitere 1,6 Kilogramm spart die im Ölbad und nicht mehr trocken laufende Kupplung ein. Alles in allem bringt die 848 fünf Kilogramm weniger auf die Waage als die 1098, verglichen zur Vorgängerin 749 spart sie sogar 20 Kilogramm ein. Kein Wunder also, wenn die Duc einen beschwingten Kurventanz möglich macht.
Die 848 ist eine Alternative für all diejenigen, die ohne den brutalen Schub der 1098 leben können und ihr Motorrad hin und wieder auch abseits der Rennstrecke bewegen möchten. Dafür ist die Italienerin prima geeignet, absolut folgsam und verlässlich bietet sie hohe Laufkultur gepaart mit alltagstauglicher Kraftentfaltung.
Ohne Verzögerung setzt sie Gasgriffbefehle in Vortrieb um und erzeugt zwischen 6.000 und 10.000 U/min einen herrlich linearen Druck, der für ein erfreulich breites nutzbares Drehzahlband sorgt. Darunter hält sich ihr Tatendrang allerdings in engen Grenzen. Nichts zu bekritteln gibt es dagegen an der stets präsenten akustischen Massage, die der dumpf grollende Desmo-Twin dem Trommel- wie Bauchfell gleichermaßen gewährt.
Trotz der beeindruckenden technischen Daten und des recht hohen Preises ist die 848 keine ultimative Waffe für die letzte Rille. Sie brilliert vielmehr als Allround-Supersportler im atemberaubenden Ducati-Design, der das Feilen an der individuellen Rundenzeit vergleichsweise leicht macht.
Teststeno Ducati 848:
Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem 90-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, Hubraum 849 ccm, 99 kW/138 PS Leistung bei 10.000 U/min, max. Drehmoment 96 Nm bei 8.250 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Gitterrohr-Stahlrahmen, Upside-Down-Telegabel, Aluminium-Einarmschwinge mit angelenktem Zentralfederbein, Sitzhöhe 83 cm, Tankinhalt 15,5 Liter, Leergewicht 193 kg, zul. Gesamtgewicht 390 kg, Preis 15.995,- Euro.