Kawasaki VN 2000 Classic – im Test | 21.01.2009
Ein sanfter Gigant
Barry White oder doch King Kong? Mit moderatem Facelift hat Kawasaki den Hubraumgiganten VN 2000 eine Spur klassischer gestaltet.
mid/wa
Das Cruiser-Vergnügen mit dem Zusatznamen Classic beginnt bei 15.499,- Euro. Diese Summe ist allein schon für die Menge an Metall gut angelegt.
Das spürt man spätestens dann, wenn auf dem 68 Zentimeter hohen Gestühl Platz genommen und das mit vollem Tank rund 400 Kilo schwere Bike vom Seitenständer gewuchtet wird. Mit filigraner Bauweise hat diese VN nichts im Sinn - insofern hat sich nichts geändert zum Vorgängermodell.
Im Detail allerdings schon: das gilt unter anderem für den Scheinwerfer, der jetzt ohne Projektionsleuchten auskommt, sowie für das Styling der Chromglocke des Luftfilterkastens oder das Zifferblatt des Tachometers. Das Zündschloss der nur in schwarz lieferbaren Kawasaki ist nach oben auf den Kraftstofftank gewandert.
Die Großen haben’s nicht eilig
Lässig und ruhig lässt sich der erste der fünf Gänge per Schaltwippe einlegen, damit der sanfte Riese seine Arbeit aufnehmen kann. Ungeachtet des gewaltigen Hubs der beiden maßkruggroßen Zylinder läuft die Euro-3-Norm-Maschine überraschend unspektakulär.Verhalten grollend spricht der Vierventiler spontan auf die Befehle der Gashand an. Motormanagement und Ausgleichswellen sorgen dafür, dass die 69 kW/94 PS Leistung bei 4.400 U/min souverän abgeliefert werden, während das maximale Drehmoment von 166 Nm bei 3.000 U/min liegt.
Die Kawa vermittelt ein Fahrgefühl von gelassener Kraft, auch wenn der Motor gegenüber der ersten 2000er knapp zehn Pferdestärken und elf Newtonmeter eingebüßt hat. Dennoch kann die Classic vehement nach vorne stürmen.
Gleiten statt hetzen
Doch es steht ihr besser zu Gesicht, über Landstraßen und Autobahnen entspannt durch die Lande zu gleiten, begleitet von den einzelnen Kolbenschlägen des Motors, der mit einem recht lang übersetzten Getriebe kombiniert ist. Der fünfte Gang kommt erst ab Tempo 70 zum Einsatz, denn unterhalb dieser Marke schüttelt sich der V-Twin.Wohler fühlt er sich bei Tempo 130 oder 140, danach nimmt der Winddruck erheblich zu. Die Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h ist daher mehr ein theoretischer Wert. Die niedrigen Drehzahlen sorgen währenddessen für einen moderaten Durchschnittsverbrauch von fünf Litern Superbenzin. In Kombination mit dem 21 Liter fassenden Tank erlaubt dies Reichweiten von rund 420 Kilometern.
Swinger
Hektische Manöver sind nicht die Sache der VN. Ihr Radstand von 1,74 Metern schließt zwar eine gewisse Agilität nicht aus, aber schon die früh aufsetzenden Trittbretter gebieten Einhalt.Dafür vermittelt die VN auf gemütlich swingenden Strecken ein unvergleichliches, aus dem Vollen schöpfendes Cruiser-Feeling, was vom kommoden Fahrwerk noch unterstrichen wird. Die VN 2000 Classic ist somit wie die Vorgängerin ein echter Straßenkreuzer.
Und da nun auch die Optik noch verfeinert wurde, ist sie mit ihrem Kilopreis von 40,79 Euro schon fast ein Gelegenheitskauf.
Teststeno Kawasaki VN 2000 Classic:
Cruiser mit flüssigkeitsgekühltem Viertakt-V2-Motor, vier Ventile pro Zylinder, 2.053 ccm Hubraum, Leistung 69 kW/94 PS bei 4.400 U/min, max. Drehmoment 166 Nm bei 3.000 U/min, Höchstgeschwindigkeit 193 km/h, elektronische Einspritzung, 3-Wege-Katalysator, Einstufung nach Euro-3-Norm, Verbrauch 5 Liter Super auf 100 Kilometer, Tankinhalt 21 Liter, Leergewicht 380 Kilogramm, Zuladung 185 Kilogramm, fünf Gänge, Sitzhöhe 68 Zentimeter, Preis 15.499,- Euro.