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Victory Vision Tour – im Test

Futuroskop

Mit der Vision Tour hat die amerikanische Marke Victory einen avantgardistischen Gegenentwurf zu den Traditionalisten von Harley aufgelegt.

mid/rkm

Dieses Cruiser-Touren-Bike könnte einem Science Fiction-Film entsprungen sein. Wo immer dieses Motorrad auftaucht, bleiben Menschen mit offenen Mündern stehen und schauen diesem zweirädrigen Zukunftsmobil nach. Mit ihren schwungvollen, dynamischen Linien und ausladender Verkleidung à la Batmobil erinnert die Vision Tour einer Hommage an amerikanische Art-Deco-Straßenkreuzer der dreißiger Jahre.

Allein die Heckpartie bietet viel Raum für Interpretationen: Unter dem mächtigen Topcase prangen zwei hervorstechende Backen, an die sich harmonisch zwei Schalldämpfer anschmiegen.

Dazwischen stehen zwei im Victory-Zeichen gespreizte Rückleuchten, deren Front-Pendant von einem ebenfalls V-förmigen Scheinwerferensemble gebildet wird. Zusammen mit zwei langen Blinkleisten und der breiten Verkleidung kann diese Optik denen das Fürchten lehren, in deren Rückspiegel sie auftaucht.

Für FahrerIn bietet die Vision ein artgerechtes Infoprogramm mit vier Rundinstrumenten und einem Multifunktionsdisplay. Auf der Tankoberseite sind die verschiedenen Knöpfe zur Bedienung des Entertainment-Center inklusive MP3-Dock untergebracht; dieses lässt sich aber auch vom linken Lenkerende aus über verschiedene Tasten handhaben.


Ihren Piloten nimmt die Victory in niedrigen 67 Zentimetern Höhe auf und platziert ihn aufrecht bei weitgehend vorgegebener Position im weichen Polster.

Sitz!

Die Füße ruhen auf breiten Trittbrettern, auf denen sich auch Cowboystiefel in Größe 48 verloren vorkommen. Die Arme ergreifen das weit nach hinten geschwungene Lenkergeweih und dirigieren die Fuhre sicher durch die Welt. Dabei bleibt der Fahrer von allen Umwelteinflüssen verschont.

Der riesige Vorbau im Zusammenspiel mit der höhenverstellbaren Scheibe eliminiert alle Winde sowie Regen. Was in der Übergangszeit wünschenswert ist, führt im Hochsommer schon zum Hitzestau hinterm Windschild. Hinzu kommt eine ordentliche Dosis Hitze durch den Auspuffkrümmer auf der rechten Motorseite.

Apropos Motor: Beim Triebwerk handelt es sich nach guter amerikanischer Sitte um einen luft-/ölgekühlten V-Motor, mit zwei Zylindern im Winkel von 50 Grad. Verglichen mit den Harley-Triebwerken wirkt das 1.731 ccm große Aggregat mit Einspritzung, Vierventiltechnik und hydraulischen Tassenstößeln sehr modern.

Somit bringt der Motor ordentliche 70 kW/95 PS Maximalleistung, die ein stilechter Zahnriemen ans 16-Zoll-Hinterrad transferiert. Doch für diese Art Motorrad ist die Leistung zweitrangig, aufs Drehmoment kommt es an.

Und da liefert die "Freedom Engine" ihre maximalen 146 Nm schon bei knapp über 4.000 Touren ab. Im lang ausgelegten sechsten Overdrive-Gang schiebt er das Bike schaltfaul und sanft blubbernd bei niedrigen Drehzahlen gleitend durchs Gelände. Mehr als das: Beim Gasgeben am Ortsausgang dreht die Vision ruckfrei und erstaunlich nachdrücklich bis an den roten Bereich - auch wenn sie und ihre Besatzung sich um 3.000 Touren herum wesentlich wohler fühlen.

Allerdings leidet auch die Victory an der "amerikanischen Krankheit": Das Auffinden des Leerlaufes gestaltet sich schwierig, das Einlegen des ersten Gangs wird von einem mächtigen "Klonk" begleitet. Ungewöhnlicherweise besitzt die Vision keine Schaltwippe, deshalb müssen Menschen mit Stiefelgrößen unter 45 zum Schalten die Füße ein wenig nach vorn schieben.

Verblüffend leichtfüßig

Was aber wirklich erstaunt, ist die Leichtfüßigkeit, mit der sich die 360 Kilogramm übers Asphaltband bewegen lassen. Abgesehen von den kritischen Momenten Anfahren, kurz vorm Anhalten und dem Rangieren merkt man der Amerikanerin ihr Gewicht nicht an. Selbst hagere Zeitgenossen können die dralle Vision erstaunlich flott bewegen.

So sorgt der Straßenkreuzer tatsächlich für ordentlichen Fahrspaß, der dieser Gattung ansonsten zu Lasten der Tourentauglichkeit eher abgeht. Das liegt an der guten Gleichgewichtsverteilung und dem niedrigen Sitz, der viel Vertrauen schafft. Zudem besitzt die Vision eine für Cruiserverhältnisse geradezu unglaubliche Schräglagenfreiheit - es braucht große sportliche Ambition, um mit den Trittbrettern Narben in den Asphalt zu ritzen.

Für Notfälle ist das Trumm mit einer wirkungsvollen Drei-Scheiben-Bremse versehen, die auf Wunsch über ein ABS verfügt und als Integralbremse ausgeführt ist. Beim Tritt auf den Fußhebel, der allerdigns deutlich zu weit vorne liegt, wird für eine sehr effektive Verzögerung gleichzeitig die Vorderbremse aktiviert.

Der Griff an den Bremshebel am Lenker hat dagegen eher homöopathische Folgen, die Entwickler haben das amerikanische Bremsverhalten mit Betonung der Fußarbeit im Blick gehabt. Alles andere an der Maschine ist der pure Luxus: Von beheizten Sitzen und Griffen über satte 110 Liter Stauraum bis zum Tempomat ist alles an Bord, was das Reisen angenehm und kurzweilig macht, inklusive eines guten Soundsystems.

Zwar halten die beiden integrierten Gepäckabteile in den Hinterbacken nicht, was die äußere Form verspricht (sie sind zu zerklüftet und haben eine enge Ladeöffnung), aber zusammen mit dem Topcase und kleinen Staufächern in der Verkleidung gibt es mehr als genug Stauraum. Freunde des Extravaganten werden schnell Gefallen an der ungewöhnlichen amerikanischen Kreation finden, denn die erstaunlichen Fähigkeiten werden zu in diesen Kreisen günstigen Preisen ab 26.088,40 angeboten.

Technische Daten Victory Vision Tour:

Cruiser-Tourenmotorrad mit luft-/ölgekühltem 50-Grad-Zweizylinder-Viertakt-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, Hubraum: 1731 ccm, max. Leistung: 70 kW/95 PS bei 5.250 U/min, max. Drehmoment: 146 Nm bei 4.250 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Zahnriemenantrieb, Leichtmetall-Brückenrahmen, Telegabel, Leichtmetall-Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, ABS, Sitzhöhe 67 cm, Tankinhalt: 22,7 Liter, Leergewicht: 360 kg; Preis ab 26.088,40 Euro bzw. mit ABS 26.678,84 Euro.

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