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Festival mit Vorbild-Charakter

Teil zwei unserer Rallye-Kolumne beschäftigt sich - wie könnte es anders sein - mit der Jänner-Rallye.

Werner Schneider

Natürlich war nicht alles Gold, was da im Mühlviertel so glänzte. Niemand durfte das erwarten, aber Zweifler und sogar so mancher Kritiker war vor Ort im Mühlviertel und dürfte ganz schön beeindruckt wieder abgereist sein. Was die Koalition von HM-Motorsport und Badener Rallye Klub (BRK) da bot, legt den acht kommenden ÖM-Läufen einiges vor und setzt sie gehörig unter Druck.

Erstmals haben die etablierten Veranstalter ja ernsthafte Konkurrenz um ihren ÖM-Status erhalten, nicht nur durch die Rückkehr der Jänner-Rallye ins Mühlviertel an sich, sondern durch den selbst gefassten Beschluß, in dieser Saison erstmals bei allen Läufen sowie bei der Jänner-Rallye einen Observer einzusetzen, der einen detaillierten Bericht mit einem bei EM-Läufen üblichen Formular abzuliefern hat. Sollte einer der ÖM-Läufe schlechter beurteilt werden als die Jänner-Rallye, wird sie in der ÖM 2003 durch diese ersetzt. Soweit die Theorie. Von der Praxis können wir uns in etwa 10 Monaten überzeugen.

Schnee gab’s im Mühlviertel zwar nur am Straßenrand, weil das Tauwetter eine Woche zu früh begann und die erhofften arktischen in Monte Carlo-Verhältnisse verwandelte, mit allem, was es für die Fahrer da so an Schwierigkeiten gab, von vereinzelten Eisflecken über lange Eispassagen mit Asphaltflecken bis hin zu überfrierender Nässe, sobald die Dämmerung hereinbrach.

Es gab jedenfalls einige Piloten, die sicherheitshalber vom Start bis zum Ziel mit Spikes unterwegs waren, vor allem in der historischen Abteilung, die ja ihren ersten Meisterschaftslauf absolvierte und mit einer Ausnahme (der Rosenberger-Mini) heckgetrieben unterwegs war. Und zu allem Überfluss waren die Etappenzeiten tlw. so knapp, dass sich viele PS-schwächere Teams unversehens in ein Straßenrennen nach Vorbild der frühen 70er-Jahre versetzt sahen. Der Ausfall von Franz Schulz nach Problemen mit dem Schaltgestänge in SP 5 war unmittelbar darauf zurückzuführen. An der folgenden Zeitkontrolle war der Formel 2-Vizemeister genau 8 sec. über der Ausschluss-Toleranz.

Beeindruckend war die ungeheure Begeisterung der lokalen Bevölkerung und der politischen Entscheidungsträger sowie der oberösterreichischen Presse, was vor allem auf jenen Sonderprüfungen Wirkung zeigte, die ohne längere Anfahrten zu besuchen waren, also direkt neben der Hauptstraße Pregarten-Königswiesen lagen. Der Ansturm war dort am Samstag Nachmittag so ungeheuer, dass eine Sonderprüfung abgebrochen und deren zweiter Durchgang gleich von vornherein gestrichen werden musste, da die Sicherheit der Leute nicht mehr gewährleisten war. Ein Teil des Problems resultierte aus nicht unbeträchtlichem Alkohol-Missbrauch, ein Problem, das wir leider von allen Spätherbst- und Winter-Rallyes kennen und offenbar nicht in den Griff zu bekommen ist.

Die Zuschauer waren in ihrer Begeisterung jedenfalls nicht sonderlich von der Tatsache beeindruckt, dass man lediglich 34 Teams am Start hatte. Ohne ÖM- oder Challenge-Prädikat war da aber einfach nicht mehr drinnen, zumal einige Fahrer ihre Autos im letzten Moment doch nicht einsatzfähig zu machen vermochten und ein junger Tscheche nach der Besichtigung mit der Begründung absagte, dass er nur an Schnee-Fahrbahnen interessiert sei – als Vorbereitung auf die Schweden-Rallye.

Man darf ja nicht vergessen, dass 1986 – also ehe für 16 Jahre der Vorhang fiel – auch nur 50 Teams das Rennen aufnahmen, das damals übrigens 25 SP über 316 km beinhaltete, was heute fast WM-Niveau darstellen würde. Aber auch die 224 km, die diesmal zur Austragung gelangten, übertrafen alles der letzten Jahren, mit Ausnahme der vergangenen Waldviertel-Rallye und zeigen, dass der Veranstalter wieder dorthin möchte, wo er 1986 aufgehört hat: Österreichs größte Rallye zu werden. Die Werbung für 2003 sollte daher international bereits in Frühsommer beginnen, um den Bekanntheitsgrad international zu erhöhen.

Natürlich wird man wohl nie 100 Teams an den Start bringen, dazu sind Winterrallyes einfach zu speziell, aber etwas mehr als die Hälfte davon wären in 12 Monaten schon eine tolle Geschichte und genau in diese Richtung wird man arbeiten.

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