Formel 1: News | 30.07.2003
Der Nächste bitte!
Wer tritt die Nachfolge von Alex Wurz als heimischer GP-Teilnehmer an? Friesacher, Klien, Siedler, Auinger, Lechner, Lauda – oder Wurz himself?
Michael Noir Trawniczek
Österreich ist verwöhnt – zumindest was heimische Piloten in der Königsklasse des Motorsports betrifft. Zwei Weltmeister, Jochen Rindt und Niki Lauda, letzterer gleich dreifacher Champion. Seit den späten Sechzigerjahren durfte man in der Alpenrepublik jeden zweiten Sonntag vor dem berühmten „Kastl“ sitzen und Daumen drücken – für Jochen Rindt, für Niki Lauda, Gerhard Berger, Karl Wendlinger, um nur einige zu nennen. Dann kam Alexander Wurz, löste Gerhard Berger ab – doch mit seinem Wechsel als Testpilot bei McLaren-Mercedes riss die unglaubliche Serie ab. Seit drei Jahren gibt es keinen Österreicher mehr im Starterfeld der Formel 1 – daher die Frage: Who’s the Next?
Patrick Friesacher: F1-Zug wieder abgefahren?
In den Nachwuchsformeln tut sich einiges. Aber wer schafft den großen Sprung in die Königsklasse? Patrick Friesacher fährt schon drei Jahre in der Formel 3000, wäre von der Theorie her also nicht mehr weit entfernt, sein Traumziel zu erreichen: Formel 1-Pilot. Doch die Leistungen oder besser gesagt die Ergebnisse des 23jährigen Kärntners sind nicht unbedingt eine Empfehlung an jene zehn Herren, welche an den Hightechkommandosohlen der Formel 1 thronen. In der F300-Europameisterschaft findet man Friesacher auf Platz 9. Er musste zwar verletzungsbedingt zwei Rennen auslassen – einen Aufschrei in punkto seines Fahrtalents konnte der sympathische Marko-und Red Bull-Schützling aber zumindest bislang nicht im Formel 1-Fahrerlager bewirken...Christian Klien: Führender F3-Rookie!
Christian Klien stürmt wiederum mächtig nach oben. In der Formel 3-Euroseries liegt er auf Platz 5, es ist seine erste F3-Saison. Der 20jährige Vorarlberger liegt in der Rookie-Wertung dieser neuen Serie in Führung, direkt vor dem Finnen Nico Rosberg, Sohn des Weltmeisters Keke Rosberg. 2002 war Klien Deutscher Formel Renault-Meister.In der Formel 3 sind auch Bernhard Auinger und Richard Lietz unterwegs – derzeit findet man sie auf den Plätzen 15 und 20 der F3-Euroserie. Ebenfalls hinter dem F3-Lenkrad tätig: Andreas Zuber und Philipp Baron. Im deutschen Recaro-Formel 3-Cup belegt Hannes Neuhauser den hervorragenden dritten Platz in der Tabelle.
Norbert Siedler: Kämpfen gegen Bernoldi, Gene und Montagny...
2002 wurde Siedler in der Formel 3-DM Gesamtsechster, ein Sieg, zwei zweite Plätze. Jetzt fährt er in der Nissan Superfund World Series. Dort kämpft der 21jährige gegen ehemalige respektive aktuelle F1-Stars wie Enrique Bernoldi, Williams-Tester Marc Gene, Stephane Sarrazin oder Renault-Testpilot Franck Montagny. Derzeit belegt Siedler Platz 13 der aktuellen Meisterschaft.In der kleineren Nissan-Light-Serie fährt Niki Lauda’s Sohn Mathias, der eben erst mit dem Motorsport begonnen hat. Man findet ihn in der aktuellen Tabelle auf Platz 3.
Robert und Walter Lechner jun.: Formel 1-Traum abgehakt?
Die Brüder Lechner, die beiden Söhne des Rennfahrerschulenbesitzers Walter Lechner, dürften es ihrem Vater gleich machen, der zwar als Pilot geschätzt wurde und wird, jedoch nie seinen Fuß in die Formel 1 bekam. Am ehesten hat Robert Lechner eine Zeit lang F1-Verdächtig ausgesehen, als er 1997 Deutscher Formel Renault-Meister und 1998 Vizemeister in der F3-DM wurde. Derzeit findet man Lechner im Tourenwagensport, in der V8-Star-Serie respektive im Porsche-Supercup-Team seines Vaters.Die jungen Wilden: Kuncic, Kofler, Lachinger, Wassermann
Heiße Spuren führen in die Serien weiter „unten“. Franz Kuncic führt in der Wertung der Deutschen Formel König. Auf Platz 4 der deutschen Formel Renault-Tabelle findet man den 19jährigen Vöcklabrucker Reinhard Kofler. Im Jahr 2000 wurde der Oberösterreicher Hannes Lachinger in der internationalen Formel BMW-ADAC Meister. Heuer belegt er in der deutschen Formel Volkswagen den dritten Zwischenrang. Der 18jährige Steirer Christopher Wassermann hat im Kartsport mit hervorragenden Platzierungen geglänzt und fährt heuer erstmals in einem Formel-Boliden, in der Formel BMW. Dort findet man ihn auf Platz 14 der aktuellen Tabelle.Immer noch möglich: Alex Wurz als Nachfolger von Alex Wurz?
Wer von den jungen Österreichern wirklich den Sprung in einer der zwanzig begehrten F1-Cockpits schaffen wird, ist nicht abzusehen. So richtig am Sprung in die Königsklasse scheint zurzeit niemand zu sein. Friesacher’s und auch Lechner’s Stern verglüht bereits wieder. Die jungen Wilden müssen sich noch „ihre Hörner abstoßen“, wie man so sagt...Eine Möglichkeit gibt es theoretisch immer noch: Alex Wurz könnte sein eigener Nachfolger als österreichischer GP-Pilot werden. Den Niederösterreicher zieht es bekanntlich in ein Renncockpit. Ob und wie das passieren könnte, steht derzeit noch in den (Mercedes)-Sternen. Die Chancen, neben einem eventuellen Wurz-Comeback bald schon einen Landsmann in einem Formel 1-Renncockpit zu sehen, sind derzeit also nicht die unbedingt größten. Längerfristig jedoch wird - auch dank heimischen Firmen wie Red Bull oder Superfund - für Nachwuchs gesorgt...