Formel 1: News | 18.03.2003
„Betrügereien mit Fahrhilfen unmöglich“
Wenn ab Silverstone die elektronischen Gimmicks erneut der Vergangenheit angehören sollen, könnten laut Kritikern die wahren Probleme erst beginnen.
Die Artikel 61 („Der Fahrer muss das Auto alleine und ohne Hilfe fahren.“) und 2.6 („Es ist die Pflicht eines jeden Teilnehmers, gegenüber den technischen Delegierten der FIA sowie den Rennstewards sicherzustellen, dass sein Auto mit diesem Reglement während des gesamten Events übereinstimmt…“) der neuen FIA-Regeln verbieten ab dem GP von Großbritannien dieses Jahres den Einsatz der elektronischen Fahrhilfen (Startkontrolle, Traktionskontrolle und automatisches Getriebe).
Für viele Experten und Teamverantwortliche wie Ross Brawn oder Patrick Head öffnet diese Regelneuauslegung jedoch wieder die Tür für Betrügereien, und noch viel schlimmer: Beschuldigungen und eine dadurch vergiftete Atmosphäre im Fahrerlager.
Ähnliches gab es dabei schon früher. Denn nachdem der Motorsportweltverband FIA die seit 1994 verbotene Traktionskontrolle im Jahre 2001 wieder erlaubte, da man von Seiten der Sporthoheit eine Kontrolle auf illegale Systeme eben nicht mehr gewährleisten konnte und die Beschuldigungen innerhalb der F1 immer größer wurden, machten die Verantwortlichen rund um FIA-Präsident Max Mosley Anfang dieses Jahres die besagte Kehrtwende und verboten die elektronischen Fahrhilfen erneut.
Um des Problems Herr zu werden will der Weltverband nun nicht nur auf einen „kleinen Spion“ im Auto setzen, sondern auch verstärkt auf Hinweise aus den Reihen der Teams und vor allem Mechaniker bauen, welche dann mit bis zu einer Million Dollar Belohnung entlohnt werden sollen – was der befürchteten vergifteten Atmosphäre mit Sicherheit nicht abträglich sein wird.
Für FIA-Präsident Max Mosley werden Betrügereien jedoch „für alle unmöglich“ sein. „Zusätzlich zu den Software-Kontrollen werden wir Backups haben, um nachzusehen, was im Motor abläuft,“ wird der FIA-Präsident im TV-Sender ITV zitiert. „Wir werden auch Sensoren in kritischen Teilen des Autos haben, wie etwa dem Gaspedal, sodass wir vergleichen können, was der Motor macht und was der Fahrer dem Motor sagt, dass er machen soll.“ Entsprechend müssen laut Mosley „manche Teams einschneidende Änderungen unternehmen, um zu einem System ohne Traktions- oder Startkontrolle zurückzukehren“.
Doch egal welchen Aufwand die Teams in diesen Tagen des selbst auferlegten „Kostensparens“ auf sich nehmen müssen, um die lange entwickelten Fahrhilfen abzuschaffen, ein Allheilmittel gegen Rennen ohne Überholmanöver stellt das Verbot laut technischem Direktor des BMW-Williams Team, Patrick Head, bei weitem noch nicht dar: „Es ist so viel mehr zu tun als nur die Traktionskontrolle zu verbieten, und jeder der denkt, dass die Verbannung von Traktions- und Startkontrolle dafür sorgen werden, dass die Auto sofort mit großen Slides um die Strecke driften, der versteht die grundlegenden Bedingungen eines modernen F1 Autos nicht…“