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Getrieben von Prophezeiungen

Silverstone-Spaziergänger Neil Horan ist 56, „beurlaubter“ katholischer und seitdem selbsternannter Priester. Aus der Bibel liest er Prophezeiungen. Jetzt stieg der Verkauf seiner Bücher...

Michael Noir Trawniczek

„Lest die Bibel – die Bibel hat immer Recht“ – diese Botschaft in die Welt zu transportieren – darin besteht der Lebenssinn von Neil Horan, oder besser gesagt Father Neil Horan, wie er sich nennt. Am letzten Sonntag in Silverstone ließ ihn dieses Begehr über den Zaun klettern, um dann den mit 300 km/h daherbrausenden Formel 1-Boliden „entgegenzutanzen“.

Der „Priester auf Urlaub“, wie er zu Protokoll gab, befindet sich in Haft. Zu einer ersten Verhandlung erschien der 56 jährige ehemalige katholische Priester in einem grauen Talar, übte sich in Schweigen, während sein Anwalt Paul Carter erklärte, sein Klient sei ein „Mann mit starken und moralischen Visionen in der Religion“. Die Silverstone-Vorstellung war nicht die erste von Father Neil Horan. Im letzten Jahr führte Horan vor dem britischen Parlament einen Friedenstanz auf, später bot er Saddam Hussein an, dies – in einem traditionellen irischen Kostüm – auch im Irak zu tun. Der irakische Diktator nahm das Angebot nicht an.

Wer ist der Spaziergänger also wirklich? Ein Wahnsinniger? Ein Mörder? Ein Getriebener auf alle Fälle – und: Der Mann predigt und hat auch seine Anhänger. Father Neil Horan war bis 1995 katholischer Priester, wurde dort „beurlaubt“, und agiert nun in einer religiösen Gruppe, nachdem er begonnen hat, aus der Bibel Prophezeiungen zu lesen und in einem Buch eine „Glorious New World“ zu versprechen, die erst dann kommen soll, wenn die „Welt der Gegenwart beendet“ werde bzw. wenn „Jesus kommt“. Die derzeit weltweit regierenden Politiker stellen laut Horan teils Charaktere dar, welche nach seiner Sicht das „Ende der Welt“ herbeiführen würden. Das Nachfolge-Werk trägt daher auch den Titel: „Christ Will Soon Take Power From All Governments“.

Ein in England beheimateter elektronischer Büchershop vertreibt die Werke von Father Neil Horan und schreibt auf seiner Website: „Wir haben gute Freunde bei den Medien, aber im Falle der Silverstone-Berichterstattung scheint eines klar zu sein: Niemand dieser Menschen scheint Neil’s Bücher gelesen zu haben.“

Und weiter: „Die Berichterstattung über diesen Vorfall erscheint uns ein wenig hysterisch. Bei einem Zusammenprall mit einem Formel 1-Auto wären Neil’s Überlebenschancen gleich Null gewesen, aber wäre sonst jemand gefährdet worden? Die Herren Coulthard, Button und die anderen mögen es vielleicht anders sehen, aber die Fahrer wären bei einem Zusammenprall nicht körperlich verletzt worden und es waren auch keine Zuschauer in Gefahr. Wir begrüßen nicht die Störung einer Sport- oder auch anderen Großveranstaltung – aber wir werden Neil Horan weiter wie alle anderen unserer Autoren dabei unterstützen, seine Werke an die Öffentlichkeit zu bringen.“

Und das scheint bestens gelungen zu sein. Der Büchershop ist erfreut, es werde vermehrt auf den Webshop zugegriffen, das Interesse an Horan’s Büchern sei rapide gestiegen – der Büchershop: „Es ist beruhigend zu sehen, dass die Menschen interessiert genug sind, um seine Bücher zu lesen.“

Neil Horan drohen vom Gesetz her zwar bis zu drei Jahre Haft, allerdings ist nicht sicher, ob er diese Höchststrafe für „Landfriedensbruch“ bzw. „Unerlaubtes Betreten“ wirklich wird antreten müssen. Sein Anwalt respektive seine Verleger werden ihre „schützende Hand“ über den „Propheten“ legen. Father Neil Horan scheint also nicht unbedingt der Verlierer in dieser Angelegenheit zu sein – er konnte sowohl Botschaft wie Bücher an den Mann oder besser an die verdutzten Schäfchen bringen...

Ob er jetzt an einem Buch mit dem Titel „Christ Will Soon Forbid Traction Control“ schreibt, ist nicht bekannt...

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