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"...wir versuchen ein extremes Auto zu designen..."

Der neue Silberpfeil absolvierte in dieser Woche sein mit Spannung erwartetes Testdebüt. Im Interview spricht Whitmarsh über den neuen MP4-19.

Nur sieben Wochen nach dem Ende der Formel 1 Saison 2003 beim Großen Preis von Japan in Suzuka feierte der neue McLaren Mercedes MP4-19 am vergangenen Dienstag sein Testdebüt im spanischen Valencia.

Und bereits am dritten Testtag fuhr David Coulthard mit dem neuen „silbernen Delphin“ einen neuen Rundenrekord. Im Interview spricht der Geschäftsführer des Teams, Martin Whitmarsh, nun über die Zahlenspiele vom MP4-17D über den MP4-18 bis hin zum MP4-19 sowie die Philosophie hinter dem neuen Silberpfeil.

Wie verwandt ist der MP4-19 mit dem MP4-18?

Er ist eine Evolution des MP4-18, aber tatsächlich haben wir einen größeren Teil an neuen Komponenten im Auto als wir dies beim Beginn des Projekts geplant hatten.

Sicherlich ist die Frontpartie jener des MP4-18 sehr ähnlich. Die Aufhängung und der hintere Bereich sind jedoch unterschiedlich und wurden mit unserer Entwicklungsarbeit seit der Fertigstellung des 18ers weiterentwickelt.

Ist der MP4-19 nun ein komplett neues Auto?

Zwangsläufig konzentrieren sich die Leute auf die Nummer welche wir dem Wagen geben und nehmen an, dass wir ein Auto entwickeln und vorstellen. Doch so funktioniert die F1 nicht. Es gibt nur sehr wenige Teams, welche ein identisches Auto von einem Rennen zum nächsten mitnehmen.

Alle vierzehn Tage wird das Auto aufgrund der fortschreitenden Entwicklung verändert um die Leistung zu verbessern und den Wagen für die nächste Strecke zu optimieren. In der Formel 1 haben wir ein sehr kurzes Entwicklungsprogramm und die Leistung wird jederzeit verbessert.

Deswegen versuchen wir ein extremes Auto zu designen. Während der Tests und der Rennen lernen wir wo wir verwundbar sind und wo wir das Auto verändern müssen. Der Wagen wird kontinuierlich verbessert. In der Realität beinhaltete der MP4-17D mit dem wir die Saison 2003 begannen eine große Anzahl an Entwicklungsideen und Konzepten, welche vom MP4-18 stammten. Während des Jahres wurde der MP4-17D weiterentwickelt und nun profitiert der MP4-19 von dieser Arbeit.

Das neue Auto so früh testen zu können bringt Sie in eine gute Ausgangslage für die nächste Saison…

Wir erwarten, dass dies der Fall sein wird. Es sollte einer der Vorteile dieses Programms sein, weswegen wir drei komplette Tests vor Weihnachten durchführen. Ein anderer Vorteil ist, dass wir bereits alle Crashtests bestanden haben. Diese Tests zu bestehen bedeutet, dass wir viele Testkilometer mit dem Auto zurücklegen können, dabei viel Vertrauen gewinnen und dann in Melbourne eine vernünftige Basis haben.

Die Motorkraft ist immer wichtig. Was gibt es zum neuen Mercedes-Benz Motor für 2004 zu sagen?

Es ist ein brandneuer Motor. Der Mercedes-Benz F0 110Q entstand in Zusammenarbeit der beiden Ingenieursteams in Stuttgart und Brixworth. Dies ist das erste Mal, dass wir diese Teams zusammengeworfen haben und uns auf ein Programm konzentrierten. Wenn wir alle Ressourcen beider Zentren auf ein Programm konzentrieren, können wir noch besser sein.

Gibt es irgendwelche speziellen Besonderheiten des neuen Autos?

Die Front sieht aus wie beim MP4-18, aber das Heck des neuen MP4-19 folgt einer anderen Philosophie, welche wir aus den Lehren des Entwicklungsprogramms gezogen haben.

Der MP4-19 ist der erste neue McLaren unter den neuen Regeln des Einrundenqualifyings sowie der Einmotorenregel. Wurden diese Regeländerungen in der Designphilosophie berücksichtigt?

Man muss dabei berücksichtigen, dass man nun keinen Motor mehr ohne eine Bestrafung wechseln darf. Interessanter Weise gab es jedoch eine Verbesserung bei der Geschwindigkeit, mit der man einen Motor im MP4-19 wechseln kann. Man könnte sich nun fragen, warum man die Austauschzeit für einen Motor verbessern sollte, wenn man dafür eine Strafe bekommt.

Nun, der Motor ist das einzige Teil, das bis zum Qualifying am Samstag das gleiche bleiben muss. Deswegen ruft es einen Motorwechsel hervor, wenn ein Fahrer ein Problem mit einem anderen Teil hat und somit ins T-Car wechseln muss – außer er springt in ein T-Car, welches keinen Motor hat. Mit anderen Worten kann man die Bestrafung damit umgehen, dass man den Motor vor dem Inkrafttreten der Parc Fermé Regel am Samstag in ein anderes Auto einbaut.

Man muss das Rennen auch mit jener Spritmenge beginnen, mit welcher man im Qualifying an den Start gegangen ist. Hat dies das Design des MP4-19 beeinflusst?

Wir haben uns die Größe des Tanks angesehen. Eine Analyse der Rennen 2003 zeigt, dass es keine Einstopprennen mehr gab und es mehr Zwei- oder Dreistopprennen als 2002 gab. In der Vergangenheit musste der Tank eine Kapazität haben, um zumindest bis zur Rennmitte fahren zu können. Dies ist nun nicht mehr der Fall.

Ich bin mir sicher, dass alle ihre Hausaufgaben für 2004 gemacht haben und die Tanks nur so groß gebaut wurden, wie man sie haben wollte. Sobald man entscheidet 20 Liter an Tankkapazität wegzulassen, versucht man ein Auto mit einem kürzeren Radstand zu bauen und die Kühlung durch einen engeren Tankbereich zu verbessern. Oder man versucht den Schwerpunkt zu senken. Kurz gesagt bedeutet es einfach eine Chance zur Leistungsverbesserung.

Eine letzte Frage: Da die Top-Teams in diesem Jahr so eng zusammen lagen, wurden die Reifen wichtiger denn je. Welche Rolle hat Michelin bei der Entwicklung des MP4-19 gespielt?

Wir haben ein technisches Team, welches mit Michelin arbeitet und einen Zweiwege-Entwicklungs-Prozess betreibt, in welchem das Chassis Anforderungen an die Reifen stellt und umgekehrt. Einfach ausgedrückt möchten wir mehr Grip und sie möchten mehr Downforce um diesen Grip zu erreichen.

Bei der Entwicklung unserer Aufhängungssysteme verlangen wir nach bestimmten Reifencharakteristiken für die Federn und Dämpfer. Auf der anderen Seite verlangt Michelin von unseren Aufhängungsingenieuren, dass sie den Reifenabrieb auf eine bestimmte Art berücksichtigen und minimieren. Dies ist ein fortschreitender Prozess, weswegen die Reifen und das Chassis zusammen weiterentwickelt werden...

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