Formel 1: News | 17.12.2004
Das Fazit der Winter-Tests: Red Bull, Toyota, Jordan & Minardi
Der dritte und letzte Teil des Wintertest-Fazits dreht sich um das neu gegründete Red Bull Racing Team, sowie Jordan, Minardi und Toyota.
Red Bull: Die Fahrerfrage ist weiter offen
Genau eine Woche vor der Wiederaufnahme der Testfahrten entschied sich am 15. November die Zukunft des Jaguar Teams, welches von jenem Zeitpunkt an nur noch als Red Bull Racing Team in den Zeitenlisten erscheinen sollte. Das Erscheinungsbild des Autos wandelte sich unterdessen ebenfalls von der grünen Raubkatze zum silber-blauen roten Bullen im Dosenoutfit. Ansonsten blieb bei der Mannschaft aus Milton Keynes aber fast alles beim Alten. Jedenfalls was die Teammitglieder im Hintergrund betraf.
Bei den Fahrern bewiesen hingegen zunächst die beiden Red Bull Junioren Christian Klien sowie Vitantonio Liuzzi, seines Zeichens überlegener letzter F3000-Champion der Motorsportgeschichte, wozu der ehemals R5B getaufte Interimsbolide fähig ist. Mit etlichen guten Zeiten konnten die beiden Jungstars dabei durchaus ihre Visitenkarten bei Bullenbändiger Dietrich Mateschitz hinterlassen.
Letzterer wagte sich trotz seiner Ankündigung mehr im Hintergrund zu agieren und kaum Grand Prix zu besuchen, sogar zweimal an die Rennstrecke. Einmal um das Debüt seiner neuen Werbeträger und Spielzeuge zu begutachten und einmal um dem Test des möglichen künftigen Red Bull Stars und Leitwolfs David Coulthard beizuwohnen.
Für DC stellt Red Bull dabei die letzte Reißleine vor einem ungewollten F1-Ausstieg dar, wobei er an seinen zwei Testtagen in Jerez jeweils die schnellsten Umläufe der vier Red Bull Fahrer (zu denen sich hier auch Neel Jani gesellte) absolvierte. Einen fairen Zeitenvergleich verhinderte dabei jedoch die Tatsache, dass Coulthard im Vorjahreswagen saß, während Klien und Liuzzi sich einen für 2005 modifizierten Wagen teilten.
Fazit: 2005 wird bei Red Bull als Zwischenjahr gesehen, weshalb nicht viel mehr als von Jaguar erwartet werden darf. Entsprechend zufrieden darf man auch mit den guten Testergebnissen sein, die teils besser als erwartet ausfielen.
Toyota: Es wird Zeit...
Bei Toyota weht ein frischer Wind. Mit Jarno Trulli und Ralf Schumacher besitzt das Team erstmals in der noch jungen Teamgeschichte zwei Toppiloten und mit Mike Gascoyne zieht zeitgleich im Hintergrund ein Techniker die Fäden, der nicht nur erwiesenermaßen weiß wie man Siegerautos baut, sondern im Gegensatz zum Vorjahr diesmal genügend Zeit und Einfluss auf die Konstruktion und Entwicklung des neuen Autos hatte, um zu gewährleisten, dass es bei den Weiß-Roten aus Köln-Marsdorf endlich bergauf geht.
Die ersten Testfahrten stellten dies eindrucksvoll unter Beweis. Sowohl Jarno Trulli als auch Ralf Schumacher siedelten sich bei ihren Testausfahrten zumeist weit oben, wenn nicht gar ganz oben, in den Zeitentabellen an, in welchen sie auch sehr hohe Zahlen bei der wichtigsten Spalte des Zeitenmonitors vorzuweisen hatten: Den Rundenanzahlen.
Neben Schumacher und Trulli, der einige Testtage aufgrund eines Metallsplitters im Auge aussetzen musste, drehte auch Testfahrer Ricardo Zonta fleißig seine Runden und sogar Olivier Panis kam bei einem Privattest in Le Castellet zum Einsatz. Bei Toyota wurden also keine Kosten und Mühen gescheut, um eine solide Basis für ein erfolgreiches Jahr 2005 zu schaffen.
Fazit: Man darf nie zu viel in schnelle Testzeiten hinein interpretieren, aber Toyota wusste bei seinen Auftritten durchaus konstant zu überzeugen. Wenn sie diese Form auch mit dem neuen Auto vorweisen können, könnte es 2005 endlich so weit sein...
Jordan: Zwei fliegende Holländer
Nur einmal ließen sich die finanziell angeschlagenen Mannen von Eddie Jordan bei einem Viertagestest im südspanischen Jerez de la Frontera blicken. Zum Einsatz kamen dabei zwei Niederländer: Testfahrer Robert Doornbos sowie DTM-Pilot Christijan Albers.
Während sich Albers mit seinem F1-Test zufrieden, aber noch immer hungrig nach mehr, zeigte, freute sich auch sein Landsmann Robert Doornbos, nach sechs freien Freitagstrainings alles andere als ein erfahrener GP- oder Test-Pilot, über die zusätzliche Fahrpraxis.
Da die Gelben derzeit bekanntlich alles andere als auf der Sonnenseite der F1Welt stehen, erwischten sie für ihren einzigen Wintertest natürlich genau jene Woche, in welcher Petrus alles andere als typisch spanisches Wetter nach Jerez entsandt hatte.
Dennoch konnte man einen EJ14 mit an das 2005er Reglement angepasster Aerodynamik testen und somit wichtige Daten für den neuen EJ15 sammeln, welcher noch nicht unter der Regie des neuen Technikdirektors Mark Smith entstehen wird.
Fazit: Jordan konnte an seinen vier Testtagen erwartungsgemäß keine Topzeiten bieten und siedelte sich zumeist im Tabellenkeller an. Für mehr dürfte es auch 2005 nicht reichen.
Minardi: Kein Runden-, aber ein Fahrerrekord!
Eine ganze Woche nistete sich das kleine Team aus Faenza und Ledbury auf der Rennstrecke im italienischen Misano ein, um dort nicht weniger als eine zweistellige Anzahl an Fahrern zu testen und eine dreistellige Anzahl an Fahrgästen mit der Zweisitzerflotte zu chauffieren.
Beim einzigen Test des Teams kamen dabei unter anderem auch der Österreicher Patrick Friesacher, der gleich am ersten Tag aktiv war und sich gute Chancen auf ein Cockpit für 2005 ausrechnet, sowie der Niederländer und Ex-Minardi-Pilot Jos Verstappen zum Einsatz.
Einen Vergleich mit der Konkurrenz gab es mangels einer Teilnahme an den Tests in Spanien zwar nicht, doch hätte es eines solchen auch nicht gebraucht um feststellen zu können, dass Minardi auch in diesem Winter nur die Nummer zehn unter den Teams ist – eine Tatsache die sich wohl auch im kommenden Jahr nicht ändern wird.
Fazit: Sie haben einen Motor, sie haben ein Auto, sie werden Piloten bekommen und weiter dabei sein! Das ist alles was für Minardi zählt.
So geht es weiter...
Noch bevor die ersten neuen Autos präsentiert werden, geht es am 10. Januar in Jerez sowie ab dem 18. Januar auf dem Circuit de Catalunya weiter. Zudem wird Ferrari natürlich seine beiden Hausstrecken in Mugello und Fiorano mit seinen Testteams bevölkern und sind Tests in Le Castellet und Valencia geplant.
Als Winterkönige des Jahres 2004 gehen dabei gleich mehrere Teams ins neue Jahr: McLaren und Williams als die besten der Top-Teams, wobei die Silbernen einen stärken Eindruck hinterließen, sowie Sauber und Toyota als die überraschenden Aufsteiger, wobei die Schweizer dank der neuen Michelin-Gummis den stärkeren Eindruck hinterließen. Alle anderen lieferten bislang Dienst nach Vorschrift ab. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass sich dies nicht schon beim ersten Test des Jahres 2005 schlagartig ändern könnte...