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GP von Bahrain - Ein historischer Event

Hans-Peter Voglhuber über den weltpolitisch bedeutsamen GP von Bahrain, Kimis Motorschaden, Ralfs Vertragspoker und die unschlagbaren Ferraris.

Hans-Peter Voglhuber

Sieht man einmal ab von der Tatsache, dass sich auch der dritte Grand Prix zu einer Ferrari-Meisterschaft mit internationaler Beteiligung entpuppte, war der Event in Bahrain ein historisches Ereignis.

Was bisher keine Regierung der Welt mit Panzern, Flugzeugen und Truppen schaffte – siehe Afghanistan, Irak usw. - das schaffte der Motorsport. Er brachte Motorsportfans aus aller Welt in einer Region zusammen, wo man sich viel vorstellen konnte, nur keinen Formel1-WM-Lauf unter abendländischen Spielregeln – der fehlende Siegeschampagner ausgenommen.

Grundsätzlich war es bis dato undenkbar, dass sich in einem streng islamisch regierten Land bauchnabelfrei gekleidete Mädchen und Frauen neben gläubigen Einheimischen tummelten, dass man den internationalen Besuchern Alkohol ausschenkte und die einheimischen Motorsportfans friedlich Seite an Seite mit „Ungläubigen“ das Rennsportwochenende genossen.

Die Politiker und Rädchendreher am Weltgeschehen sollten sich diesen Event nochmals in aller Ruhe zu Gemüte führen, wenngleich ich davon überzeugt bin, dass sie wohl nicht in der Lage wären, daraus etwas zu lernen.

Nichts gelernt: Einmal mehr ging Kimi Raikkonens Motor in Rauch auf

Ebenfalls nicht recht viel gelernt aus den ersten beiden Rennen hat man bei McLaren-Mercedes. Dass ausgerechnet der als WM-Titel-Aspirant gehandelte Räikkönen bislang immer den „heißesten“ Stern-Boliden im wahrsten Sinn des Wortes erwischt hat, ist eine Tragödie für sich. Es stellt sich mir dabei schon die Frage, ob auf Grund der ganzen Testfahrten den beiden McLaren-Mercedes-Piloten nicht schon vor dem ersten GP im heurigen Jahr ziemlich Böses geschwant hat.

Denn, dass der Jaguar-Youngster Christian Klien dem längst etablierten F1-Star Kimi Räikkönen so keck zusetzen konnte, dürfte doch wesentlich an der schwachen Performance von Räikkönens Dienstwagen gelegen haben. Dabei möchte ich den Einsatz und das Talent des Vorarlbergers keineswegs schmälern. Aber einen Räikkönen in einem Topauto hätte Christian Klien mit seinem Jaguar nicht so ärgern können.

Geärgert haben dürfte sich auch Juan Pablo Montoya, weil seinem „Bully“ knapp vor Schluss noch Einiges in seinen Eingeweiden durcheinandergekommen war. Die Titelchancen des Kolumbianers sind mit dieser Nullnummer in Bahrain wieder ein wenig geschwunden. Zum Ärger dürfte sich inzwischen aber auch eine gehörige Portion Angst gesellen, dann nämlich, wenn er sieht, wie zumindest zur Zeit sein künftiges Team McLaren-Mercedes auftritt, respektive hinterher fährt.

Ralf Schumacher: Schumis kleiner Bruder wird es schwer haben, je den Titel zu erringen

Geld ist eben nicht alles. Und die diversen Vorstände von Automobilkonzernen sollten zur Kenntnis nehmen, dass der Rennsport ganz sicher nicht ihr Geschäft ist und sie daher jene Leute unbeeinflusst werken lassen sollten, die in eben diesem Metier zu Hause sind.

Über viel Geld wird derzeit auch im Zusammenhang mit Ralf Schumacher gesprochen, was ich nicht so richtig nachvollziehen kann. Was er in Bahrain wieder abgeliefert hat, war nicht unbedingt eine Leistung, mit der man bei Vertragsverhandlungen hoch pokern sollte. Für Ralf Schumachers Karriere scheint die Erfolgsserie seines großen Bruders Michael allmählich zum Sargnagel zu werden.

Denn wenn dieser Siegeszug noch ein oder zwei Jahre weitergehen sollte, dann dürfte für den jüngeren der Schumacher-Brüder die Erringung des Formel1-WM-Titels zur Utopie werden, da bis dahin bereits die nächste Generation von Weltmeisterschaftsanwärtern herangewachsen ist. Außerdem wird es bis dahin für Ralf Schumacher äußerst schwierig sein, noch einen Cockpitplatz in einem weltmeisterschaftsfähigen Auto zu bekommen.

Im Moment sind neben BMW-Williams lediglich noch Renault und BAR-Honda die einzigen Hoffnungsträger, welche im Lauf der WM-Saison das eine oder andere Rennen etwas spannend machen könnten. Sowohl für Alonso als auch für Button scheinen im heurigen Jahr noch einige Erfolge drinnen zu sein.

GP von Bahrain: Ein Lichtblick - weltpolitisch gesehen...

Wobei unter Erfolg durchaus ein dritter oder gar zweiter Platz verstanden werden darf. Ein Sieg scheint im Moment ohnehin nur möglich, wenn Michael Schumacher in einem Rennen arge Probleme bekommt oder ausfällt. Barrichello wäre aber möglicherweise auf der einen oder anderen Rennstrecke zu biegen.

Wenngleich Barrichello auch in Bahrein wieder als Zweiter gelächelt hat, so sah dieses Lächeln doch nicht gerade glücklich aus. Ganz im Gegensatz zu Jensen Button, welcher sich berechtigterweise dermaßen freute, als hätte er den GP gewonnen. Da war es auch egal, dass diesmal die Trophäen wie etwas missratene Designer-Papierkörbe aussahen und es statt Champagner Fruchtsaft zum verspritzen gab.

Was die Jammerei anlangt, dass die Formel1 fad geworden ist, so kann ich nur dagegenhalten, dass es in erster Linie den millionenschweren Teams obliegt, die roten Renner wieder einzufangen. Schließlich ist es ein Trauerspiel erster Güte, wenn es so mächtigen Teams wie McLaren oder Williams trotz aller Mercedes- und BMW-Millionen nach wie vor nicht gelingt, den roten Rennern aus Italien auch nur halbwegs Paroli zu bieten.

Es bleibt jetzt nur zu hoffen, dass nicht wieder versucht wird, über das Reglement Sand ins Ferrarigetriebe zu streuen, nur um wieder Spannung in die Formel1-WM zu bringen. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass Ferrari in Zukunft auch auf der Rennstrecke wieder zu besiegen sein wird.

Es müssen ja nicht unbedingt Silberpfeile oder deutsch-britische „Bullenbeißer“ sein, von denen Ferrari getroffen, respektive gebissen wird. Und! - Fadesse hin, Fadesse her, für mich war der GP von Bahrain in jedem Fall ein echter Lichtblick; - wenn schon nicht sportlich, so zumindest weltpolitisch.

Ihr Hans-Peter Voglhuber

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