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Die Hochs und Tiefs des Niki Lauda

Niki Lauda ist wieder da: Er hat die dritte schwere Krise seines Lebens bewältigt. Für viele ist er eine Art Hoffnungsträger geworden.

Michael Noir Trawniczek

Es gibt auch Menschen, die sich nicht für die Formel 1 interessieren – und, man staune, sie sind sogar in der Überzahl! "Alonso? Ist das nicht dieser Schokowürfel?" "Räikkönen - ja, das ist doch die Schweizer Bonbon-Firma mit den lustigen Werbefilmchen!" "Ecclestone - da war ich noch nicht. Mir ist England einfach zu kalt." Von den aktiven Piloten hat nur einer einen nahezu 100%en Bekanntheitsgrad, jener heißt natürlich Michael Schumacher. Aber es gibt noch einen Namen, der weltweit der Formel 1 zugeordnet wird: Niki Lauda.

Doch warum kennen so viele Menschen ausgerechnet Niki Lauda? Drei WM-Titel hat der Österreicher geholt, zwei davon für den Kultrennstall Ferrari - doch das alleine wird wohl nicht der Grund für den großen Bekanntheitsgrad sein, es gibt ja noch andere Mehrfachweltmeister, deren Namen auf der Straße mehrheitlich falsch zugeordnet würden. Des Rätsels Lösung könnte sein abenteuerlicher Lebenslauf sein: Der Rotkappenträger blickt auf ein Leben voller dramatischer Hochs und Tiefs zurück. Mindestens drei katastrophale Krisen hat der Mann mit dem Hang zur Logik bewältigt.

Schon sein Einstieg in den Motorsport war abenteuerlich. Ohne Wissen der Eltern, mit diversen Autoverkaufs-Tricks und ähnlichen Deals hat alles begonnen. Auch der Formel-1-Einstieg selbst war eine Art Pokerspiel. Dann der Wechsel zu Ferrari. 1976 kam die erste Katastrophe, der Feuerunfall auf dem Nürburgring. "Niki Lauda hat kein Gesicht mehr! Er wird nie wieder fahren können...", schrieben die Zeitungen. Doch schon in Monza saß Lauda wieder im Ferrari, mit bandagiertem Kopf, beinahe hätte er im selben Jahr noch einmal den Titel geholt, hätte er im strömenden Regen in Fuji nicht aufgegeben. "Mein Leben ist mir wichtiger als die Weltmeisterschaft", hat er damals der Weltöffentlichkeit erklärt - auch diese ungewöhnliche Ehrlichkeit könnte einer der Gründe dafür sein, warum Lauda auch heute noch ein Sympathienträger ist.

Lauda ist kompromisslos, allen gegenüber. Der Aufbau seiner Fluglinie im Amtsschimmelstaat Österreich, der Kampf gegen die staatliche Fluglinie – und dann die zweite Katastrophe. Lauda im Trümmerfeld, Leichengeruch. Eine seiner Maschinen stürzte ab – die Schubumkehr zerriss den Jet, niemand überlebte. Lauda in einem NEWS-Interview: "Wenn Sie im Dschungel von Bangkok einen abgestürzten Flieger sehen, haben Sie einen Schock, den Sie erst einmal verkraften müssen. Aber fassungslos stehen zu bleiben geht nicht. Da entsteht in mir ganz automatisch die Kraft, nach dem Warum zu fragen. Solche Krisen kann man einzig und allein durch lückenlose Logik überstehen - auch wenn einen dafür die anderen für einen kalten Hund halten."

Das Gespräch wurde erst unlängst geführt, denn mittlerweile musste Niki Lauda die dritte Krise seines Lebens meistern. Schon vor zehn Jahren ließ die Kraft seiner Nieren derart nach, dass eine Transplantation nötig wurde. Damals spendete ihm sein Bruder eine Niere. Jetzt war es abermals so weit. Lauda stand vor der Wahl: Wieder Transplantation oder Dialyse-Patient, also tägliche Blutwäsche. Weil seine Freundin Birgit darauf bestand, ihm ihre Niere zu spenden, willigte er ein: "Das vergesse ich ihr niemals..." Eine solche Operation ist eine harte Belastung: Lauda, immer noch als TV-Experte tätig, zog sich zurück. Muskelaufbau, Fitnesstraining...

Als er dann erstmals nach dem langen Spitalsaufenthalt zu seiner Befindlichkeit befragt wurde, war seine Antwort geradezu typisch: "Operation überstanden, Patient lebt. Fly Niki läuft beruhigend dahin, vielleicht erreichen wir bald den Break Even..." Erst später sagte er: "Persönliche Zuneigung ist das eine, aber die Opferbereitschaft einer Organspende ist das andere." Dass seine Freundin das Risiko einer Organspende auf sich nahm, war für Lauda "eine viel größere Belastung als die Operation selbst".

Zu Niki Lauda gehört die rote Kappe - nach dem Unfall habe sie als "Schutzkappe" fungiert. Jetzt fühle er sich ohne die Kappe nicht wohl: "Als ich sie einmal zuhause vergessen habe, fuhr ich zurück, denn ohne Kappe war es mir unheimlich." Dass ihn manche wegen seinem Kleidungs-Stil als "Austro-Columbo" bezeichnen, macht Lauda nichts aus: "Nach dem Unfall haben mich die Leute gefragt, wie man mit so einem verbrannten Gesicht leben kann. Da ist mir die Eitelkeit vergangen."

Er sei ein "egozentrischer Hund, der stur seinen Weg geht", sagt Lauda. Die Menschen würden in öffentliche Personen wie ihn ohnehin nur "hineininterpretieren, was ihnen gerade passt - sehr selten Freude, sehr oft Unmut und Neid". Aber er habe "noch nie etwas gemacht, nur um bei den Leuten gut anzukommen", gibt Niki Lauda zu. Vielleicht ist auch das einer der Gründe, warum ihn trotzdem viele Menschen mögen?

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