Die Top-News aus dem US-Motorsport | 17.10.2005
NASCAR, IRL & ALMS
Das NASCAR-Rennen erinnerte aufgrund von Reifenproblemen an den F1-GP von Indy, Franchitti war in der IRL erfolgreich, Audi holt den ALMS-Marken-Titel.
Johannes Gauglica
NASCAR Nextel Cup – UAW-GM Quality 500, Lowe’s Motor Speedway
Nach dem “restrictor plate”-Rennen in Talladega hat NASCAR-Präsident Mike Helton eingestanden, daß die jetzige Formel der Leistungsbeschränkung auf den ultraschnellen Superspeedways von Talladega und Daytona verbesserungsbedürftig ist. Die Trägheit der Autos macht extreme Windschattenspiele bis hin zum sogenannten „bump drafting“ (auf gut deutsch: Anschieben) nötig, damit steigt das Unfallrisiko. Für 2006 wird sich aber noch nichts ändern.
Und es geht kontroversiell weiter: beinahe hätte es am Lowe’s Motor Speedway zum ersten Mal einen Rennabbruch gegeben. Reifenschwierigkeiten waren schon im freitäglichen Lauf zur Busch Series der Auslöser einiger Unfälle. Der neu geglättete Streckenbelag erwies sich als reifenmordend; dazu kam die kreative Arbeit der Teams mit den Reifendrücken.
Fünfzehn Mal wurde Gelb gezeigt, nach den ersten Unfällen änderte NASCAR dann während des Rennens die Regeln, erklärte den von Ausrüster Goodyear empfohlenen Mindest-Reifendruck für die rechtsseitigen Reifen für zwingend und kündigte strenge Reifendruckkontrollen an. In Runde 30 und Runde 200 wurden eigens Gelbphasen zum Check der Reifen eingelegt, 55 Runden später gab es die rote Flagge: Rennunterbrechung für Aufräumarbeiten. Einige Fahrer meinten, sie seien nur herumgerollt und hätten auf den nächsten Reifenplatzer gewartet.
Tony Stewart, Punkteleader in der Chase-Wertung, erklärte das Wochenende für „screwed up“: die Reifendruck-Änderung hätte das Handling seines Chevrolet zerstört. Den Rest zerstörte er, in Führung liegend, mit einem Unfall in Runde 217 selber. Ausnahmsweise zerriß ein Wrackteil ihm einen Reifen, er segelte in die Mauer. Mit dem 25. Platz holte er sich am Ende noch eine Handvoll Punkte, sein Vorsprung in der Tabelle ist aber weg. Er liegt jetzt gleichauf mit dem Sieger des Abends.
Jimmie Johnson hat auf seinem Chevy denselben Hauptsponsor wie die Strecke: den Heimwerkermarkt Lowe’s. Vom 41. Startplatz lancierte er eine Aufholjagd, in Runde 83 des Chaos-Rennens war er in den Top 5 und biß sich dort trotz Reifenproblemen, verkokelter Elektrik und eines Batteriewechsels (!) fest. Die allerletzte Gelbphase gab es sieben Runden vor Schluß wegen eines Drehers von Rusty Wallace, im Shootout mit Kurt Busch (Ford) und Greg Biffle (Ford) setzte sich Johnson durch und gewann sein viertes Rennen in Folge in Charlotte. Zumindest er war mit dem Verlauf des Abends als ozufrieden, aber er war in der Minderheit.
Für den zweitplatzierten Busch kommt diese gute Platzierung wahrscheinlich zu spät, seine Chancen auf den Titel haben sich für heuer wohl genau so erledigt wie die von Matt Kenseth. Dieser fiel dank einiger „Patschen“ auf den 26. Platz zurück und ist in der Chase-Tabelle jetzt zwar noch vor Busch, aber ebenfalls abgeschlagen. Für Stewart und Johnson steht der Punktezähler bei jeweils 5777, Biffle ist 11 Punkte dahinter Dritter.
Im Nextel Cup ist die Winterpause noch weit, weit weg – es geht unmittelbar weiter mit dem Subway 500 in Martinsville am 23. Oktober.
Resultat | Tabelle
Indy Racing League – Toyota Indy 400, Califormia Speedway
Foyt feuert Foyt: Racing-Urgestein AJ Foyt hat seinen Enkel AJ Foyt IV. aus seinem Vertrag entlassen. Anthony Joseph der Jüngere beendete sein letztes IndyCar-Rennen nach 30 Runden in der Mauer, er fährt 2006 einen Dodge in der NASCAR Busch Series.
Ob Anthony Joseph der Ältere weiter „full time“ in der IRL bleiben wird oder sich mit seinem Team nur mehr auf Indianapolis konzentriert, ist unklar. Mit der Aufnahme von Straßenrennen in den IRL-Kalender ist er jedenfalls unzufrieden, und deren gibt es nächstes Jahr gleich drei.
Die Meisterschaft ist bereits entschieden, somit ging es in Fontana nur mehr um den Tagessieg. Dario Franchitti widmete seinen zweiten Erfolg des Jahres dem 1999 hier tödlich verunglückten Greg Moore, mit dem Schotten Franchitti und seinem Teamkollegen Tony Kanaan aus Brasilien machten zwei gute Freunde von Moore das Rennen unter sich aus.
29 Führungsrunden auf dem kalifornischen 2-Meilen-Trioval durfte Kanaan verzeichnen, nach einem späten Restart in Runde 192 (wegen eines Crashs von Danica Patrick) wehrte Franchitti aber alle Attacken ab und hatte auf der Ziellinie 0.1117 Sekunden Vorsprung. Doppelsieg also wieder einmal für Andretti-Green-Racing, Dritter wurde Vitor Meira für das Rahal-Letterman-Team, das bislang in der IRL noch immer sieglos ist – für Bobby Rahal ein ungewöhnlicher Negativrekord.
Der in Fontana sechstplatzierte Dan Wheldon aus Großbritannien ist ein würdiger Champion 2005, sein Team Andretti-Green-Racing ist die beste Mannschaft des Jahres. In der Gesamtwertung hat AGR mit Kanaan am zweiten Platz alles im Griff, Franchitti verliert trotz seines Sieges den dritten Tabellenrang noch an Sam Hornish jr. und Team Penske.
Resultat | Tabelle
Für 2006 sollten wir uns schön langsam an den neuen Namen „IndyCar Series“ gewöhnen, einen vorläufigen Kalender gibt es bereits:
26. März: Homestead-Miami
2. April: St. Petersburg (Straßenrennen)
22. April: Twin Ring Motegi, Japan
28. Mai: 500 Meilen von Indianapolis
4. Juni: Watkins Glen (Straßenrennen)
10. Juni: Texas Motor Speedway
24. Juni: Richmond
2. Juli: Kansas
15. Juli: Nashville
23. Juli: Milwaukee
30. Juli: Michgan
13. August: Kentucky
27. August: Infineon Raceway (Straßenrennen)
10. September: Chicagoland Speedway
American Le Mans Series – Monterey Sports Car Championships, Mazda Raceway Laguna Seca
Die kalifornische Traditionsstrecke mit dem tückischen “Corkscrew” als Markenzeichen ist ein richtiger Handlingkurs. Beide nordamerikanischen Sportwagenserien besuchen den mit Mazda-Geld revitalisierten Komplex, die „Le Mans Prototypes“ sehen dort zugegebenermaßen agiler aus als die „Daytona Prototypes“ der GrandAm. Im ALMS-Feld fährt auch ein Mazda-befeuertes Auto mit, leider meistens im hinteren Drittel des Feldes.
Porsche ist zurück: Hauptattraktion des Rennens über 4 Stunden war die Premiere des neuen Rennsportwagens RS Spyder aus Stuttgart. In Anlehnung an die CanAm der 1970er-Jahre wurde er von der Presse sofort mit dem Etikett „The Panzer“ bedacht (damals Spitzname der unschlagbaren Porsche 917/30), aber „Cruise Missile“ wäre passender gewesen.
Die LMP2-Klasse hatte der neue Wagen mit Sascha Maassen und Lucas Luhr am Steuer von Anfang an fest im Griff, schon die Qualifying-Zeit war satte 4,5 Sekunden schneller als die des nächsten Rivalen. Von Gesamtstartplatz 5 griff Maassen in den ersten Runden die nominell schnelleren LMP1-Autos an. Mitte des Rennens war der Porsche auf dem vierten Gesamtrang, nur 11 (elf) Sekunden hinter der Kampfgruppe um die Führung.
Für den Gesamtsieg führte kein Weg an Zytek Engineering vorbei. Nach dem Desaster beim „Petit Le Mans“, mit Ausfall in Runde 1, waren Tom Chilton und Hayanari Shimoda mit dem Zytek 04S hungrig auf Revanche. Chilton sicherte die Pole Position und wehrte die Attacken des Audi Nr. 1 (Marco Werner/JJ Lehto) und Dyson-Lola Nr. 16 (James Weaver/Butch Leitzinger) ab; nach dem Fahrerwechsel ein paar Plätze zurückgefallen, holte sich Shimoda die Führung zurück.
Der junge Japaner erteilte wieder einmal einigen Stars Lektionen in Kaltschnäuzigkeit und war Mitte der dritten Stunde zurück auf P1. In der letzten Stunde sicherte er seinen Sieg ab, der anfangs etwas abgeschlagene Champion-Audi Nr.2 mit den neuen Meistern Frank Biela und Emanuele Pirro holte sich noch den zweiten Platz vor Dyson-Lola Nr. 20 (Chris Dyson/Andy Wallace). Audi Nr. 1 und Lola Nr. 16 verhauten die Tankstrategie und fielen mit späten Stops auf die Plätze 4 bzw. 6 zurück.
Auf Rang 5 kam der Porsche ins Ziel, der erste Klassensieg im ersten Rennen war für Maassen, Luhr und das Team von „Captain“ Roger Penske nie gefährdet. Einziges Problem laut Sascha Maassen: ein verschmutzter Windabweiser - die Konkurrenz kann sich schon auf 2006 freuen. Die LMP2-Meister 2005 heißen aber trotz eines frühen Ausfalles Clint Field und Intersport Racing.
Titelentscheidung auch bei den GT2: mit ihrem Klassensieg sind Patrick Long, Jörg Bergmeister und Petersen Racing/White Lightning Motorsports jetzt endgültig die neuen Champions. Die Rivalen von Alex Job Racing hatten nur mehr eine rechnerische Chance, diese wurde bereits in der ersten Stunde von einem unachtsamen Aston Martin zunichte gemacht.
Aston-Chef David Richards forderte nach dem Rennen die Einbremsung der Werks-Corvette ein, ansonsten will sich Aston Martin Racing weitere Antritte in den USA überlegen. Eine nach der Dominanz der DBR9 in Le Mans (bis zum Ausfall) nicht ganz faire Aussage.
Die Anfangsphase hatte auch in dieser Klasse viel Drama, neben Corvette gg. Aston war auch der Saleen S7-R von ACEMCO (mit Klassen-Pole!) und kurz der Maserati MC12 konkurrenzfähig; die letzteren hatten technisches Pech. Am Schluß blieben die Astons blaß, und Oliver Gavin und Olivier Beretta waren wieder vor ihren Corvette-Partnern Ron Fellows/Johnny O’Connell die Sieger - „The Two Ollies“ holen sich auch das GT1-Championat.
Resultat (pdf) | Tabelle (pdf)
Das Rennen in Laguna Seca war ein großer Publikumserfolg und steht für nächstes Jahr wieder als Abschluß auf dem Programm, geplant sind 2006 zehn Rennen. Auf dem mit über sieben Kilometer Länge vielversprechende neue Miller Motorsports Park in Utah wird auch die GrandAm fahren.
18. März : 12 Stunden von Sebring
12. Mai: Houston
21. Mai: Mid-Ohio
1. Juli: Lime Rock
15. Juli: Miller Motorsports Park
22. Juli Portland
20. August: Road America
3. September: Mosport
30. September: Petit Le Mans, Road Atlanta
21. Oktober: Laguna Seca