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Die Top-News aus dem US-Motorsport

An einem der wenigen NASCAR-freien Wochenenden des Jahres waren mit ALMS, GrandAm, der IRL und den Champ Cars alle sonstigen Serien im Einsatz.

Johannes Gauglica

American Le Mans Series:
Portland International Raceway


Wieder waren nur 23 Autos am Start des in vier Klassen unterteilten Feldes; dies und einige Sparmaßnahmen im Umfeld lassen doch langsam etwas Krisenstimmung in der ALMS aufkommen. Dabei gab es Drama genug. Im Training war Dyson dominant, die Nr. 20 (Chris Dyson/Andy Wallace) vor der Nr. 16 (Butch Leitzinger/James Weaver). Das Rennen war eine Hetzjagd der Audi hinter den im Tandem führenden Dyson-Lola, das Pech schlug zuerst bei Audi zu: zuerst ein Gerempel der Teamkollegen Frank Biela und Marco Werner (komplett mit „Stinkefinger“ Bielas in Richtung seines deutschen Landsmannes), später lehnte Werner den Champion-Audi Nr. 1 heftig gegen die Werks-Corvette Nr. 6 und mußte eine neue Motorhaube ausfassen.

Nach dem Fahrerwechsel war J.J. Lehto an Bord, als sich die gesamte Abdeckung samt Heckflügel löste. Der Wrackteil entschied indirekt auch das GT1-Rennen (s.u.), der Audi flog brutal in die Leitschienen – Ende des Rennens. Audi Nr. 2 übernahm den zweiten Platz, vier Minuten vor Schluß des 2h45m-Rennens hatten Leitzinger/Weaver hauchdünne 4,4 Sekunden Vorsprung vor Biela/Pirro - dann blieb der Lola ohne Benzin liegen. Die Audi-Erfolgsserie setzt sich also, mit etwas Glück, fort.

Die üblichen Verdächtigen siegten auch in den anderen Klassen: GT1 sah wieder einen Doppelsieg für das Corvette-Werksteam, diesmal Oliver Gavin/Olivier Beretta vor Ron Fellows/Johnny O’Connell. Das Siegerteam hatte Glück: Erstens wurde ihr Auto beim rabiaten Überrundungsmanöver des Audi beschädigt; zweitens schaffte ein Folgeschaden an ebendiesem Audi ihnen einen Konkurrenten vom Hals. Die Motorabdeckung des R8 löste sich und traf den bis dahin fantastisch schnellen Saleen S7-R von ACEMCO Motorsports (Terry Borcheller/Johnny Mowlem) in der Scheibe.

Für den Saleen war das Rennen genauso vorbei wie für den Audi. Somit kamen Ryan Dalziel und Bryan Sellers mit dem Corvette-„Jahreswagen“ von Pacific Coast Motorsport zum ersten Mal aufs Stockerl. Die mit drei Autos schwach besetzte LMP2-Klasse war am Ende praktisch ausgelöscht; als einzige Überlebende streiften Clint Field/Gregor Fisken Im Intersport-Lola B05/40 den Klassensieg ein. Und in der GT2-Klasse gab es einen Start-Ziel-Erfolg von Timo Bernhard/Romain Dumas im 996er-Porsche von Alex Job Racing.

Jetzt wartet alles auf den neuen Porsche „RS Spyder“ LMP2, der 2006 hoffentlich für einen kleinen Aufschwung sorgt. Nächstes Rennen der langsam etwas eintönigen ALMS: Das Generac 500 am 21. August in Road America.

Resultat

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Grand American Road Racing Series: Barber Motorsports Park

Im kurzen und fahrerisch anspruchsvollen Barber Park gibt es wenige Überholmöglichkeiten, aber viele Möglichkeiten für Unfälle. Das Rennen war durch etliche Gelbphasen unterbrochen. Außerdem hatten die Fahrer unter der großen Hitze zu leiden. Eine Reglementänderung erlaubt eine bessere Frischluftversorgung der Cockpits, in dieser Beziehung haben sich die Daytona-Prototypes als Fehlkonstruktion erwiesen.

46 Teams gingen im Barber Park in Alabama an den Start, darunter auch etliche tags zuvor in der ALMS tätige Fahrer sowie NASCAR-Star Bobby Labonte: „Ich bin ein Oval-Profi unter lauter Road-Racing-Profis, hoffentlich halte ich die anderen nicht zu sehr auf“. Labonte plant mit seinem ungleich Straßenkurs-erfahreneren Bruder Terry (Daytona-24h-Klassensieger 1984) ein gemeinsames GrandAm-Team als „Pensionsplan“ nach ihrer NASCAR-Zeit.

Im Rennen hatten Labonte und sein Partner, der brasilianische Haudegen Roberto Moreno, wenig Glück. Ein anderer Brasilianer drückte dem Rennen seinen Stempel auf: Christian Fittipaldi, Neffe von Emerson, und sein deutscher Teampartner Jörg Bergmeister (Krohn Racing/TRG Riley-Pontiac) waren die meiste Zeit in Führung. Allerdings nur bis zu einem späten Tankstop drei Runden vor Schluß, dann freuten sich Max Angelelli/Wayne Taylor mit dem Riley-Pontiac von SunTrust Racing über den dritten Sieg des Jahres.

Sieger in einem sehr knappen Rennen in der GT-Klasse: die Junioren Justin Marks und Joey Hand (Prototype Technology Group BMW M3) mit ganzen acht Zehnteln Vorsprung vor David Murry/Craig Stanton (Synergy Racing Porsche 996 Cup).

Nächstes Rennen: Das CompUSA 200 am 12.8. im Rahmen des NASCAR-Wochenendes in Watkins Glen.

Resultat

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Indy Racing League: Michigan International Speedway

Chip Ganassi Racing hat Darren Manning mit sofortiger Wirkung entlassen. Kurios: Der Brite Manning, früher Formel-1-Testfahrer von BAR, ist als 13. der Punktewertung der erfolgreichste der drei Fahrer des momentan gebeutelten Ganassi-Teams. Seine Kollegen Scott Dixon (NZ) und Ryan Briscoe (AUS) liegen nur auf dem 15. bzw. 17 Platz...

„Salon Herta“ in Michigan: Der momentan eher erfolglose Bryan Herta holte sich mit dem Dallara-Honda von Andretti-Green Racing seine dritte Pole Position. Er machte auch das Beste daraus und verschaffte sich eine souveräne Führung. Nach der ersten Boxenstop-Serie war dann das Andretti-Green-Team geschlossen an der Spitze: Herta vor Tony Kanaan, Dan Wheldon und Dario Franchitti.

Bei halber Distanz (100 Runden) waren die IndyCar-Fahrer auf Rekordkurs für das schnellste Ovalrennen aller Zeiten; drei „Full Course Yellows“ wegen Motorschäden verpatzten den Rekord. Von Runde 150 an übernahmen andere das Kommando: Kanaan und Wheldon kämpften gegen den stark aufkommenden Tomas Scheckter im Dallara-Chevy von Panther Racing. Das Michigan-Oval erfordert cleveres Windschattenfahren, und beim Restart hat der Führende klarerweise mangels Windschatten einen Nachteil.

Großer Unfall in Runde 180: Townsend Bell, Ersatzmann for Tomas Enge bei Panther Racing und bis dahin sehr gut unterwegs, verlor die Kontrolle über sein Auto; Jacques Lazier und Roger Yasukawa konnten nicht mehr ausweichen. Erst nach einigen Minuten kam die Entwarnung: alle Fahrer unverletzt. Beim Restart nach der langen Aufräumphase war Bryan Herta dann wieder an der Spitze. Die letzten Runden waren ein Infight zwischen Wheldon, Kanaan, Scheckter und Herta, der mit Zähnen und Klauen die anderen um vier Tausendstel abwehrte. Andretti-Green sicherte sich erneut die ersten drei Plätze (Herta, Wheldon, Kanaan).

Chip Ganassi hatte wieder nichts zu lachen: Ryan Briscoe verlor ein Rad, ein Mechaniker wurde verletzt; Scott Dixon blieb farblos.

Weiter gehts am 14. August mit Lauf Nr. 12 in Kentucky.

Resultat

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ChampCar World Series: Grand Prix of San Jose

Paul Tracy blickt in Richtung NASCAR: Ein Test ist für Dienstag angesetzt, die Premiere folgt eventuell schon beim Nextel-Cup-Rennen in Michigan.

In der Zwischenzeit debütierten die Ford-motorisierten Champ Cars auf einem weiteren sterilen Stadtkurs mit Betonmauern, 90-Grad-Kurven, Kanaldeckeln und Eisenbahnschienen (!) in San Jose im Silicon Valley. Der Franzose Sebastien Bourdais holte sich seine vierte Pole Position in Folge. Nur 18 Autos gingen ins Rennen, bereits in den ersten Runden gab es Gelbphasen wegen Unfällen auf der engen Strecke. Vor dem Start wurden noch rasch ein paar Schikanen eingebaut, Autos und Fahrer wurden auf der Buckelpiste durchgeprügelt, der Asphalt zerbröselte; die Ausfallsquote war dementsprechend. Es war wieder eine Folge von „Friends“, starring Bourdais und seinen Spezialfreund Tracy, mit Oriol Servia als wichtigstem Nebendarsteller. Vor 60.000 Fans fuhren die drei im Tandem, es herrschte eingebautes Überholverbot Marke „Formel 1“.

Ein spezielles Feature der ChampCars ist “Push to pass”, mehr Ladedruck auf Knopfdruck; pro Rennen gibt es nur 60 Sekunden davon. In San Jose war es aber kaum möglich, sie einzusetzen. Ab Runde 65 übernahm Björn Wirdheim, der bislang glücklose Rookie, für eine kurze Zeit die Führung. Bourdais & Co. hinter ihm ließen die Finger vom „P2P“-Knopf und zeigten für sie unübliche Geduld, bis Wirdheim Methanol ausfassen mußte und wieder ans Ende des Feldes durchgereicht wurde. Gegen Ende wurde die Strecke gefönt: ein Jet-Trockner wurde ausgeschickt, den verdreckten Asphalt zu säubern.

Justin Wilson kam dem Jetmonster zu nahe, sein Auto wurde vom Luftstrom fast zerlegt. Dennoch hängte sich Wilson für die letzten neun Runden an die Bourdais/Tracy/Servia-Gruppe und kämpfte tapfer mit. Bourdais ließ beim Restart die anderen einfach stehen und kassierte wieder einmal volle Punkte: Sieg für Newman-Haas-Racing im 375. Rennen, Bourdais ist momentan unbesiegbar, vielleicht blickt Tracy deshalb Richtung NASCAR? Dahinter hielt sich Servia noch Wilson und Mario Dominguez vom Leib. Neun Autos waren am Schluß noch im Rennen.

Für nächstes Jahr gibt es an der Strecke von San Jose jedenfalls einiges zu verbessern; nächstes Rennen heuer: Wieder ein Stadtkurs, der Grand Prix of Denver am 14.8.

Resultat

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