Motorsport: US-News | 22.08.2005
Die Top-News aus dem US-Motorsport
Das Wochenende bot in den USA wieder feinste Motorsport-Action, bei American Le Mans, Indy Racing League und Nascar dröhnten die Motoren.
Johannes Gauglica
American Le Mans Series – Generac 500 Presented By The Chicago Tribune, Road America
ALMS-News: die veranstaltende International Motor Sport Association (IMSA) hat das jetzige Reglement um ein Jahr verlängert. Eine überlebensnotwendige Maßnahme für die Meisterschaft, die sich nicht leisten kann, weitere Teilnehmer zu verlieren.
Wieder haben nur 24 Teams (aufgeteilt auf vier Klassen) genannt, zusätzliche Autos sind erst für das „Petit Le Mans“ in Sicht: Maserati will ein zweites Auto an den Start bringen, als Fahrer wird unter anderem Marco Andretti genannt, Enkel des legendären Mario und derzeit in einer amerikanischen Nachwuchsmeisterschaft unterwegs.
Mittlerweile testet die britische Rennwagenfirma Zytek in Europa für ihren derzeitigen Prototypen einen neuen Vierliter-Motor im Hinblick auf einen ALMS-Einstieg 2006.
Das Motto war also wieder „Klasse statt Masse“, die schnellsten in beinahe allen Klassen waren das ganze Rennen hindurch im Infight um den 6,5km-Kurs in Elkhart Lake, Wisconsin. Ausnahme: LMP2. Das erste der vier Autos fiel bereits nach zwanzig Minuten aus.
Nach 15 Runden verschwand der schnellste LMP2-Prototyp aus dem Rennen: der Lola B05/40 von Intersport Racing ging in Flammen auf. Liz Halliday entkam der heiklen Situation unverletzt. Jeff Bucknum und Chris McMurry in ihrem Courage C65 von Miracle Motorsport hatten nach einem Reifenplatzer einen großen Rückstand aufzuholen, waren aber die logischen Klassensieger.
Spannender ging es an der Spitze zu: die Champion-Audi R8 lagen im Clinch mit den Lola B01/60 von Dyson Racing. James Weaver im Lola Nr. 16 lag im ersten Teil des Rennens an der Spitze, am beginn der ersten Gelbphase (wegen des Intersport-Feuers) waren die Audi aber in Doppelführung. Den Neustart nutzte Weaver, um sich an die zweite Stelle hinter JJ Lehto im Audi Nr.1 zu setzen Ein Fahrfehler, den er später sofort zugab, beendete diesen starken Auftritt des Engländers in den Reifenstapeln.
Von da an war die Nr. 16 weit abgeschlagen. Chris Dyson und später Andy Wallace im Schwesterauto mit der Nr. 20 waren eine Zeit lang in Führung, aber die Boxenstops wollten der Dyson-Crew nicht so recht gelingen. Durch eine letzte Gelbphase spät im Rennen war der Audi-Vorsprung dann wieder weg, es gab einen Shootout zwischen Frank Biela, Andy Wallace und Marco Werner. Biela erwischte den Neustart am besten und holte sich eine Sekunde Vorsprung auf Wallace, der seinerseits hart Werner abhalten mußte. Mit einer halben Sekunde Vorsprung rettete Wallace den zweiten Platz für Dyson Racing.
Corvette-Corvette-Corvette bei den großen GT: die private C5-R von Pacific Coast Motorsport (Ryan Dalziel/Alex Figge) hielt sich zuverlässig hinter den neueren Cousins aus dem Werk, die für Privatteams nach wie vor nicht zu „biegen“ sind.
Der anfangs starke Saleen S7-R von ACEMCO Motorsports (Johnny Mowlem/Terry Borcheller) hinkte mit Getriebeproblemen hinterher, der Werks-Maserati und die Viper von Carsport America hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Zwanzig Minuten vor Schluß die GT1-Selbstauflösung: die drittplatzierte Privat-Corvette fiel mit einem gigantischen Reifenplatzer aus, der die halbe Karosserie auflöste; unmittelbar danach fand Borcheller im ACEMCO-Saleen sich von seinem eigenen Rad überholt.
Beide Autos waren auf der Stelle aus dem Rennen, der Maserati erbte den letzten Stockerlplatz. Olivier Beretta und Johnny O’Connell zeigten immerhin einen netten teaminternen Fight, der durch eine Teamorder zugunsten des „Euro-Teams“ (Beretta/Oliver Gavin) beendet wurde.
Auch die GT2-Teams das 2:45min.-Rennen im Sprintmodus an. Die Porsche von Alex Job Racing, Flying Lizard und Petersen/White Lightning rauften mit den zwei Werks-Panoz; Safety-Car-Phase Nr2 handelte den Panoz und dem Flying Lizard-996er eine Runde Rückstand ein. Jörg Bergmeister übergab den Petersen-Porsche in einem schlecht getimten Stop an Werksfahrer Patrick Long, somit übernahm die AJR-Crew Timo Bernhard/Romain Dumas die Spitze.
Kurz vor Schluss fasste das AJR-Auto unter „Gelb“ überraschenderweise neue Reifen aus und fiel zurück. Beim Restart holte sich Patrick Long mit einer mutigen Aktion die GT2-Führung von Jon Fogarty im Auto von Flying Lizard, an dem dann auch Dumas vorbeiging. Trotz dieser letzten Attacke von Dumas holten sich Bergmeister/Long den Klassensieg.
Fürs nächste Rennen am 5. September geht es „north of the border“, nach Mosport in Kanada.
Resultat (pdf)
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Indy Racing League – Honda Indy 225, Pikes Peak International Raceway
Es tut sich was beim gebeutelten Team von Chip Ganassi: für die heuer noch ausstehenden Straßenrennen am Infineon Raceway/Sears Point und in Watkins Glen ist der ehemalige Formel-1-Fahrer und derzeitige GP2-Pilot Giorgio Pantano engagiert worden. In Sears Point wird Jacques Lazier zuschauen müssen.
Zuschauen mußte er aus technischen Gründen auch in Pikes Peak: Ausfall in der Einführungsrunde. Team Penske mit Helio Castroneves und Sam Hornish jr. in ihren Dallara-Toyota hatte die erste Reihe für sich. Hornish hatte anfänglich die Nase vorn, hinter Castroneves versammelte sich das gesamte Andretti-Green-Racing Team: Dario Franchitti, Tony Kanaan, Punkteleader Dan Wheldon und Bryan Herta. Die Spitzenreiter legten ein scharfes Tempo vor, in Runde 75 hatte Hornish bereits einen guten Teil des Feldes überrundet.
Bei Ganassi ging das Trauerspiel weiter: Ryan Briscoe segelte in die Begrenzungsmauer. Somit gab es das einzige „Full Course Yellow“. Die meisten Autos waren zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu oder aus den Boxen, Hornish und Franchitti profitierten von dieser Situation am meisten. Restart in Runde 90: Franchitti attackiert Hornish.
Er braucht fünf Runden auf dem Ein-Meilen-Oval, um vorbeizukommen; Hornish läßt sich in der Folge nicht abschütteln. Dahinter: Wheldon. Nach 120 Runden war Hornish nur mehr Dritter. Und nach 153 Runden war Franchitti nur mehr Zweiter: Wheldon nutzte eine mißlungene Überrundung gnadenlos aus und setzte sich sofort ein paar Fahrzeuglängen ab.
Dahinter war Kanaan bereits vor dem Penske-Duo Castroneves und Hornish. Dieser machte mit einem guten zweiten Boxenstop machte er wieder Zeit gut, Franchitti dagegen würgte wegen Kupplungsproblemen seinen Motor ab und fiel eine Runde zurück, seine Siegchance war weg. Letztlich wurde er nur Siebenter hinter dem wieder genesenen Tschechen Tomas Enge.
Hornish mußte seinen zweiten Platz mit Zähnen und Klauen gegen Tony Kanaan verteidigen. Dan Wheldon im Dallara-Honda sagte mittlerweile „servus“ und ließ den Rest des Feldes stehen. Hornish liegt in der Meisterschaft schon 90 Punkte hinter Wheldon auf dem zweiten Rang, er lag auch auf der Strecke satte 10 Sekunden hinter dem Briten, dem derzeit alles gelingt.
In der IRL-Geschichte (also seit 1996) hat noch nie ein „Indy 500“-Sieger auch die Meisterschaft gewonnen, der Brite scheint auf dem besten Weg dorthin. Mit dem fünften Sieg der Saison, interessanterweise bis jetzt ohne eine einzige Pole Position, hat er jetzt auch Hornishs bisherigen Rekord egalisiert.
Nächstes Rennen der Indy Racing League: der Argent Mortgage Indy Grand Prix in Sears Point am 27. August.
Resultat
Tabelle
NASCAR Nextel Cup - GFS Marketplace 400, Michigen International Speedway
Kurt Busch fährt nächstes Jahr für Penske Racing, wenn es nach Kurt Busch geht. Kurt Busch fährt nächstes Jahr weiter für Roush Racing, wenn es nach Jack Roush geht. Um den Vertrag des Titelverteidigers ist jetzt ein offener Streit ausgebrochen, Busch hat für 2007 bei Penske unterschrieben, jetzt ergibt sich die Möglichkeit eines früheren Umstieges, sofern Roush ihn freigibt. Einige Anwälte werden an dieser Sache ihre Freude haben.
Greg Biffle hat die letzten zwei Veranstaltungen in Michigan gewonnen, er ging als Punktedritter hinter Tony Stewart und „Mr. Unauffällig“ Jimmie Johnson ins Rennen. Stewart stand nur am 36. Startplatz, Johnson mußte seinen zehnten Platz wegen eines Motortausches aufgeben und startete als Letzter. Auf der Pole stand Joe Nemechek. Aber gewonnen hat keiner der Genannten.
Nemechek verlor seine Führung bereits nach wenigen Runden an Kyle Busch. Die Brüder Busch spielten eine wichtige Rolle in diesem chaotischen Rennen: während Kyle den Hendrick-Chevrolet in Runde 55 mit blockiertem Kühler an die Box brachte (Windböen und unvernünftige Zuschauer beförderten eine Menge „Altpapier“ auf die Bahn), tauchte Kurt im Roush-Ford alsbald hinter dem wieder führenden Nemechek auf.
Ein Reifenplatzer mit Crash in Runde 70 beendete Nemecheks Rennen, Kurt B. wurde zum Langzeitführenden. Kyle B. durfte ihm nach einem Motorschaden dabei zusehen. Neben müllverstopften Kühlern waren Reifenschäden an der Tagesordnung, so auch an Nemecheks Chevy.
Während Busch in der 166. von 200 Runden die Führung und in der Folge einige Plätze verlor, tauchte ein neuer Name im Spiel auf: Jeremy Mayfield im Evernham-Dodge war dank gescheiter Tankstop-Strategie in der Lage, die restliche Distanz ohne weiteren Besuch an den Boxen abzuspulen. Desgleichen der unermüdliche Joe Nemechek; die beiden verbesserten ihre Positionen, als die vor ihnen gelegenen Fahrzeuge eines nach dem anderen an die Box bogen.
Nemechek wurde schließlich Achter; Mayfield gab sich damit nicht zufrieden. Auch Stewart und Johnson, längst wieder in der Spitzengruppe, mußten Sprit ausfassen, somit krönte Mayfield ein an sich eher glanzloses Rennen mit seinem ersten Sieg seit fast einem Jahr. In der Tabelle liegt Mayfield jatzt auf dem sechsten Platz, Stewart und Johnson haben ihre Plätze in der „Chase for the Cup“ bereits fix.
Weiter geht die Jagd am 27. August beim Sharpie 500 in Bristol.
Resultat
Tabelle