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Das rote "Kapperl" - seit 1976 dient es auch als Schutz...

Vor 30 Jahren sprang Niki Lauda dem Tod von der Schaufel. Danach galt es, die Angst zu überwinden und Schutz zu suchen. Die rote Kappe war dabei wesentlich.

Michael Noir Trawniczek

Vor genau dreißig Jahren, am 1. August 1976, ist es passiert. Es war ein seltsamer, zerstörerischer Tag. Schon am Vormittag die Sondersendung zum Einsturz der Wiener Reichsbrücke. Und dann die Bilder vom Nürburgring, die große schwarze Rauchsäule, und da drin, ganz klein, ein rotes Auto - und Niki Lauda. Der junge, erfolgshungrige Österreicher, der dort weiter gemacht hat, wo Jochen Rindt so früh aufhören musste. Und jetzt, an diesem 1. August 1976, soll also auch bei Lauda schon wieder alles vorbei sein?

Heute wissen wir, dass es Niki Lauda geschafft hat. Dass er Vieles geschafft hat. Das mühsame, zum Teil schmerzhafte Comeback, wo noch nicht einmal alle Wunden komplett verheilt waren. Die Aufgabe in Fuji (man kann es so oder so sehen - die Ehrlichkeit, sich selbst gegenüber einzugestehen: "Das ist mir einfach zu gefährlich!" - das muss man auch schaffen). Dann der zweite Titel 1977. Der erste Rücktritt. Das Comeback. Der dritte Titel. Die Fluglinien - der Kampf gegen den Amtsschimmel. Der Absturz eines seiner Flugzeuge. Und schließlich die eigene Gesundheit, seine Nierentransplantationen.

Immer hat Lauda es geschafft, immer hat er eine Lösung gefunden. Und immer war es eine logische, rationale Lösung. Deshalb ziehen ihn vielleicht auch viele Menschen in schwierigen Situationen als Vergleich heran: Der hat das auch geschafft, also werde ich es auch packen. Diese rationalen Schritte heraus aus dem Verderben, wenn einem zugleich eigentlich nur noch zum Schreien zu Mute ist - wie das geht, hat Lauda des Öfteren vorgezeigt.

Im Gespräch mit dem Kurier sagt er: "Die größte Tragödie meines Lebens war sicher der Flugzeugabsturz der Lauda-Air über dem Dschungel von Thailand. Der Feuerunfall auf dem Nürburgring, den ich im Gegensatz zur Flugzeugkatastrophe selbst verschuldet habe, hat mein Leben in drastischer Art und Weise verändert. Er hat mich gezwungen, dieses Ereignis Stück für Stück aufzuarbeiten."

Der Absturz seines Fliegers, bei dem 224 Menschen zu Tode kamen, habe ihn "ungleich mehr verletzt als der Unfall", sagt jener Mann, der bei dem Feuerunfall sein halbes Gesicht und in weiterer Folge sicher auch mehr als ein Dutzend so genannter "Freunde" verloren hat. Lauda musste nicht nur körperlich, sondern auch mental unglaublich viel einstecken, darunter viele Tiefschläge. "Wie lebt ein Mann ohne Gesicht?", titelte die Bild-Zeitung in dieser für Lauda so schwierigen Zeit.

"Ohne Kapperl fühle ich mich bis heute nackt..."

"Ich hatte mehrere Haut-Transplantationen, vom rechten Oberschenkel ins Gesicht. Und einen angeschwollenen riesigen Kopf, der steckte wie eine Wassermelone direkt auf meinen Schultern. Als ich in den Spiegel geschaut habe, sah ich nur zwei kleine Schlitze, die meine Augen waren, ich konnte sie nur durch Auseinanderziehen öffnen", erzählt Lauda heute. Und: "Irgendwann saß ich daheim in Salzburg, noch immer Blut am Kopf, und schaute hinunter auf den Fuschlsee. Ich glaube, es lief gerade ein Randy Newman-Song, da hatte ich das Gefühl, ich bin motiviert, es geht wieder. Trotzdem musste ich mit dem extremen Druck, den ich mir selber auferlegt habe, fertig werden. Und wieder Sicherheit bekommen. Da hat mir Willy Dungl sehr geholfen." Der mittlerweile verstorbene Fitness-Guru zählt zu Laudas Lebemenschen - er hat maßgeblich zum Comeback des Niki Lauda beigetragen.

"Das Problem war die Angst", gibt Lauda offen zu. Die Reaktionen auf seine Aufgabe in Fuji waren zum Teil widerwärtig - nicht nur gewisse Medien gefielen sich darin, Lauda abzuschreiben, auch bei Ferrari wehte Lauda nun ein anderer Wind entgegen. Dass es Menschen gibt, die auf einen auf dem Boden Liegenden eintreten, ist allgemein bekannt - erfährt man dies jedoch am eigenen Leib, hat dies unweigerlich zur Folge, dass man sich ändert, dass man einen Schutzwall errichtet. Kein Wunder, wenn Lauda heute sagt: "Ohne Kapperl fühle ich mich bis heute nackt, den blöden Blicken ausgeliefert. Es gibt ja Menschen ohne jedes Gespür, die starren sekundenlang ungeniert auf mein verbranntes Ohr. Also wenn ich einen Menschen mit Behinderung treff', dann schau ich ihm direkt in die Augen. Kinder tun das. Und dann fragen sie: Niki, warum hast du nur ein halbes Ohr? Und dann sag' ich ihnen warum und alles ist in Ordnung."

Seine analytische Herangehensweise, seine oftmals trockenen, auf das Wesentliche reduzierten Kommentare, die noch dazu nicht selten mitten ins Schwarze treffen, vermitteln manchen Menschen den Eindruck, Niki Lauda sei ein "kalter" Mensch. Lauda winkt ab: "Ich bin sogar ein äußerst emotionaler Mensch. Zwischenmenschlich sind meine Beziehungen absolut ungestört. Ich bin weder verhärmt noch verschlossen noch kalt."

Portrait: Niki Lauda - legendärer Rotkappenträger (ein Blick auf die Karriere des dreifachen F1-Weltmeisters - im Rahmen der 2003 veröffentlichten Serie "Die Legenden beim Österreich-Grand Prix". Klicken Sie hier!

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