Formel 1: News | 04.01.2006
Dennis kritisiert Kimi, Lauda kritisiert Dennis!
McLaren-Boss Dennis lobte Alonso und warf seinem Fahrer Räikkönen vor, versagt zu haben. Niki Lauda glaubt, dass der Finne nun endgültig genug hat...
Michael Noir Trawniczek
Der Teamchef - er hat die Zügel in der Hand, muss eine gewisse Autorität ausstrahlen und wenn er ein Guter ist, dann motiviert er sein Team mit jeder Silbe. Im Fahrerlager der Königsklasse tummeln sich derzeit jedoch ein paar aktive Piloten, welche womöglich Herrn Ron Dennis, seines Zeichens McLaren-Teamchef, nicht wirklich als den großen Motivator sehen können.
Da gibt es einen David Coulthard, der recht lang bei Herrn Dennis arbeiten durfte und immer ein bisschen im Schatten seiner finnischen Stallkollegen Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen stand, auch was die Gunst von Herrn Dennis betrifft. Coulthard wurde aussortiert, noch ehe er seine letzte Saison bei McLaren begonnen hatte.
Und da gibt es Alex Wurz, der fünf Jahre lang getestet hat für die Silbernen und sicherlich einen nicht unwesentlichen Anteil an den Erfolgen von McLaren-Mercedes trägt. Doch auch Wurz wurde unlängst kurzerhand durch DTM-Champion Gary Paffett ersetzt. Glücklicherweise fand Wurz noch ein Testcockpit bei Williams.
Kimi Räikkönen war bislang der große Liebling von Herrn Dennis. Doch der McLaren-Teamchef hat vor kurzem den regierenden Weltmeister Fernando Alonso unter Vertrag genommen, allerdings erst für 2007. In dieser Saison dürfen Kimi Räikkönen und Juan Pablo Montoya zeigen, wer es verdient, im Team von Herrn Dennis zu bleiben. Der schmallippige Brite scheint in punkto Motivation das Gegenteil von Nestwärme entdeckt zu haben...
Dreifachweltmeister Niki Lauda, der auch schon bei Herrn Dennis gearbeitet und ihm einen dieser Titel beschert hat, konnte die frühe Bekanntgabe des Alonso-Transfers gar nicht verstehen und erinnerte daran, dass auch Formel 1-Piloten wie Kimi Räikkönen oder Juan Pablo Montoya "Menschen mit Emotionen" seien.
Ron Dennis wiederum kümmern solche Einwürfe wenig. Jetzt hat er in einem Interview mit dem Guardian seine aktuellen Fahrer "motiviert". Räikkönen und Montoya hätten schon beim Saisonauftakt des vergangenen Jahres versagt, erklärte Dennis. Vor allem Kimi Räikkönen sei in Melbourne "dem Druck nicht gewachsen gewesen", sagte Dennis. Tatsächlich würgte Räikkönen am Start den Motor ab und fabrizierte im Rennen einen Dreher.
Es stellt sich nur die Frage, wie motivierend solche Aussagen sind. Zudem hätte Kimi Räikkönen im letzten Jahr sogar Weltmeister werden können, hätte nicht immer wieder die Technik und damit das Team versagt. Räikkönen musste mehrmals wegen eines Motorwechsels von ganz hinten ins Rennen starten. Im selben Interview lobte Dennis die Arbeit von Fernando Alonso - der Spanier und sein Renault-Team hätten im vergangenen Jahr "von Beginn an einen großartigen Job" erledigt, erklärte Dennis.
Für den Finnen müssen die Worte seines Teamchefs wie blanker Hohn klingen. Und so fällt es auch Niki Lauda nicht schwer, sich in Kimi Räikkönen zu versetzen. Gegenüber der tz erklärte der Österreicher: "Das wird sich Kimi nicht gefallen lassen." Für Lauda sei dieses Statement der berühmte Tropfen gewesen, welcher ein Fass zum Überlaufen bringt. Lauda kann sich zudem vorstellen, dass Ron Dennis bereits wissen könnte, dass Räikkönen sein Team Ende 2006 verlassen wird. Der Finne wird bekanntlich mit Ferrari und auch Toyota in Verbindung gebracht.
Ob die Motivationsmethode des Ron Dennis Früchte trägt, wird man spätestens am Ende der kommenden Saison sehen.