Formel 1:Hintergrund | 01.06.2007
Mehr Überholmanöver
Seit Wochen wird darüber diskutiert, wie die Formel 1 spannender gestaltet werden kann. Für viele Experten ist es unvorstellbar, dass die "Königsklasse des Motorsports" weniger aufregende Rennen bietet als beispielsweise die Nachwuchsrennserie GP2, in der munter überholt wird und es noch echte Rad-an-Rad-Kämpfe gibt, wie sie in der Formel 1 höchstens im Regen zu sehen sind.Die Ideen, wie man die Formel 1 aufregender gestalten kann, sind vielfältig. Renault-Teamchef Flavio Briatore forderte jüngst die Adaptierung des Wochenend-Formats an jenes der GP2, wobei man am Sonntag zwei Rennen fahren würde - ein Haupt- und ein Sprintrennen, indem die ersten Acht des Hauptrennens in umgekehrter Reihenfolge losfahren.
Doch mit diesem Format wird dem Höhepunkt des Wochenendes - dem Rennen - etwas der Reiz genommen. Zudem ist das Tauschen der Startpositionen in der Formel 1 kein Garant für wesentlich mehr Überholmanöver, denn es liegt natürlich nicht an den Fahrern, dass diese weniger fähig oder mutig sind als in der GP2. Die Aerodynamik der Autos ist viel zu diffizil, sodass Überholmanöver kaum möglich sind.
FIA-Präsident Max Mosley hat in einem Interview mit dem Fachmagazin Autosprint erklärt, dass er sich "alle Vorschläge" anhören wird, wie man die Formel 1 spannender gestalten könnte, hat aber eine Aufgabe ganz oben auf den Zettel geschrieben: "Im Moment ist das Überholen schwierig. Wir einen Weg ausarbeiten, mit dem wir es vereinfachen und sicherstellen, dass das hinterherfahrende Auto schneller ist als das vorausfahrende, so wie das gewöhnlich in den 60er-Jahren der Fall war. Dann wäre das Überholen möglich."
Die Vorschläge, das Reglement zu verändern, stößt beim Briten aber auch durchaus auf Gegenliebe: "Zwei Rennen zu haben oder die Startaufstellung im zweiten Rennen umzudrehen ist für uns in Ordnung, solange die Regeln für alle im gleichen Maß fair sind." Eine entsprechende Regeländerung könnte aber erst 2009 greifen, wenn ein neues Concorde Agreement in Kraft tritt, und müsste zudem vom Weltmotorsportrat abgesegnet werden.
"Es ist eine Marketing-Entscheidung, das Rennformat zu verändern, und Leute wie Briatore sind Experten darin", so der 67-Jährige. "Aber meine Meinung ist, dass wenn wir Autos und Strecken haben, die das Überholen verbessern, es keine Notwendigkeit mehr gibt, das Format zu ändern."
Nachtrennen
Das Thema Nachtrennen hält sich auch nach zweieinhalb Monaten hartnäckig in den Medien. Seit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone den Wunsch äußerte, man könne bei Asien-Rennen auf die Abendstunden ausweichen, was vor allem dem TV-Publikum in Europa gelegen käme, werden Für und Wider abgewogen.In Singapur könnte das erste Nachtrennen steigen. FIA-Präsident Max Mosley hat prinzipiell gegen ein Nachtrennen nichts einzuwenden. Dem müsse aber eine Sicherheitsprüfung vorangehen. Zudem würde der Engländer gern einen Probelauf veranstalten. "Ich würde meinen, dass wir erst sehen sollten, wie es mit einer anderen Kategorie funktioniert, ehe wir es in der Weltmeisterschaft einführen", erklärte er der Autosprint.
Ein Rennen der GP2-Serie oder der World Series by Renault könnte somit in die Abendstunden verlegt werden, um Beleuchtungsanlagen und Sicherheitsvorkehrungen zu testen. Unterdessen ist man sich in Melbourne weiter völlig unklar, ob man sich dem Druck Ecclestones beugen sollte. Erst kam ein entschiedenes Nein zu einem Nachtrennen in der Metropole, danach stellte man zumindest eine Prüfung in Aussicht.
Im Zuge der wieder aufflammenden Kritik an den Steuerzuschüssen für das Rennen in Melbourne war auch das Nachtrennen wieder ein Thema. Ecclestone soll bereits gedroht haben, das Rennen nach 2010 zu streichen, wenn weiter am Nachmittag gefahren werden soll. Im kommenden Budget für das Formel-1-Rennen sollen die Zuschüsse noch einmal aufgestockt werden, was viele als ein Zeichen für ein Nachtrennen sahen.
"Das hat absolut nichts mit einem Nacht-Grand-Prix zu tun", erklärte nun Tim Holding, Tourismusminister im Bundesstaat Victoria, der AAP. Auch Victorias Ministerpräsident Steve Bracks gab sich erstaunt. "Das muss ein Scherz sein", erklärte er. "Es gibt keine Vorschläge für einen Nacht-Grand-Prix, daher wurde auch nichts aufgewendet, ausgegeben oder entwickelt."