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Der Wachauring war für einen Tag das Rallycross-Mekka

Über 4.000 Motorsport-Begeisterte zelebrierten ein großes Rallycross-Fest auf dem Wachauring. Jürgen Weiß und Peter Ramler feierten nach großartigen Rennen jeweils verdiente Heimsiege.

Hier sehen Sie Bilder von der Rallycross-ÖM am Wachauring!

Hier sehen Sie Bilder der Legenden bei der Rallycross-ÖM am Wachauring!

Der heutige Sonntag wurde zum großen Tag für den österreichischen Rallycross-Sport: Mehr als 4.000 Motorsport-Fans pilgerten zum großen „Revival“ auf die „Mutter aller Rallycross-Strecken“ am europäischen Festland, auf den Wachauring bei Melk, den ehemaligen „Leru-Ring“. Damit wurde der unermüdliche Einsatz und das Engagement des „LeruTeam2“ rund um Veranstalter und Pilot in Personalunion Jürgen Weiß belohnt, der ein Mega-Programm auf die Beine gestellt hatte: Tschechische und Österreichische Rallycross-Staatsmeisterschaft plus ein Lauf zur FIA-CEZ-Trophy und natürlich die große „Motor und Sport Insider Legenden-Show“ begeisterten Alt wie Jung und so erinnerte die stimmungsvolle Kulisse von tausenden Zuschauern durchaus an die glorreichen Rallycross-Zeiten auf der „Stiftswiese“.

Veranstalter Jürgen Weiß war angesichts des Andrangs, der an den Kassen die Karten ausgehen ließ, beinahe sprachlos: „Unglaublich, für mich ist heute ein Jugendtraum in Erfüllung gegangen, ich bin absolut überwältigt!“ Und daraus, dass dieses Revival keine einmalige Sache bleiben soll, machte Weiß ebenfalls keinen Hehl: „Der Erfolg hat uns Recht gegeben. Diese Veranstaltung muss und wird der alljährliche Rallycross-Höhepunkt Österreichs sein, daran werden wir ab sofort arbeiten!“

Dabei sah es am frühen Sonntagmorgen noch ganz düster aus: Grund war der starke Nebel, der sich von der Donau bis zum Wachauring hinaufgearbeitet hatte und die gesamte Rennstrecke wie hinter einer weißen Wand versteckt erscheinen ließ. Das freie Training musste um eine ganze Stunde verschoben werden, bei Sichtweiten um die 15 Meter war für die insgesamt 47 startenden Piloten an eine rennmäßige Umrundung der knapp 1,3 Kilometer langen Strecke nicht zu denken. Doch die Sonne kämpfte sich schlussendlich durch und begleitete einen traumhaften Rallycross-Tag, der Fahrer wie Fans bis am Abend begeisterte.

Zum Sportlichen: Schon in den Qualifikationsläufen gab es teilweise spektakuläre Duelle zu bewundern, die Fans rund um den Ring bekamen von Beginn an „Action pur“ geboten. Zwei spektakuläre Unfälle in den Vorläufen blieben Gott sei Dank ohne böse Folgen für die Piloten: Zunächst überschlug sich in der tückischen Westkurve Petr Bilek mit seinem Skoda Fabia mehrfach – besonders bitter für den Tschechen, der als Zweiter in der Division 1a der Staatsmeisterschaft gute Chancen auf den Titel gehabt hätte. Etwas später crashte dann an derselben Stelle der Steirer Markus Lachmann seinen Mazda 323, auch er blieb – im Gegensatz zu den Autos – wie Bilek völlig unverletzt. Abgesehen von Bilek konnten sich aber alle Favoriten für die jeweiligen Finali qualifizieren, dementsprechend groß war dann auch die Spannung in den abschließenden Läufen.

Division 4: Überlegener Sieg von Jürgen Weiß!

Als Veranstalter und Fahrer stand Jürgen Weiß bei „seinem“ Turtle Wax Rallycross in Melk besonders unter Druck: Ständig läutete das Telefon, ständig wurde er gebraucht. Doch der Cossy-Pilot ließ sich von alldem überhaupt nicht beeindrucken und fuhr schon in den Quali-Läufen souverän zur Pole-Position und als Krönung auch zu einem überlegenen Start-/Ziel-Erfolg!

Im A-Finale kam es hinter ihm zu einigen sehenswerten Aktionen: Zunächst sorgte der Ungar Mihaly Toth (Mitsubishi Lancer Evo III) durch einen wilden Dreher für Aufregung im Feld, dann beharkten sich Sven Förster und Rainer Kaindl heftig, während der Gast aus den Niederlanden, Jo Van de Ven, mit einem brustschwachen Ford Escort zu kämpfen hatte. Am Ende konnte hinter dem souveränen Sieger Jürgen Weiß (Ford Escort Cosworth) der junge Sven Förster reüssieren, Rainer Kaindl kam knapp dahinter auf Platz drei ins Ziel.

In der Gesamtwertung der österreichischen Staatsmeisterschaft führt jetzt zwar Jürgen Weiß mit 105 Zählern vor Rainer Kaindl mit 95 Punkten, doch aufgrund eines Streichresultats hat Honda-Pilot Kaindl aus der kleineren Klasse bessere Chancen auf den Titel: Die Entscheidung folgt in Ungarn!

Ergebnis A-Finale Division 4:

1. Jürgen Weiß, Ford Sierra Cosworth 4:17,106 Minuten
2. Sven Förster, VW Golf II + 0:09,230 Sekunden
3. Rainer Kaindl, Honda Civic VTI + 0:10,235
4. Mihaly Toth, Mitsubishi Lancer Evo III + 0:15,151
5. Jo Van de Ven, Ford Escort + 0:22,179
6. Rene Derfler, BMW 325 ix + 2 Runden

Division 2: Der Tscheche Roman Castoral kürt sich vorzeitig zum Meister!

Es war zwar das Wochenende des jungen Tschechen Tomas Kotek, der mit seinem Honda Civic Type-R auf der Rennstrecke von Melk sehr überlegen auftrat und von den Qualifikationsläufen bis hin zum Finale jeden Durchgang mehr oder weniger souverän gewann: Doch über den vorzeitigen Gewinn der österreichischen Meisterschaft durfte sein Landsmann Roman Castoral (Opel Astra OPC) jubeln. Der große Division-2-Dominator der letzten Jahre durfte einmal mehr über einen Titel jubeln, die Österreicher waren – wie so oft in dieser Klasse – auch aufgrund der technischen Unterlegenheit relativ chancenlos.

Sepp Strobl hielt im Seat Ibiza aber bemerkenswert mit und konnte einen guten dritten Platz hinter dem „Königsduell“ Kotek-Castoral erobern. Aus einem harten Dreikampf um die hinteren Plätze ging Omdrej Smetana (Peugeot 306) als Sieger hervor, er überrumpelte im Laufe des Rennens die beiden Megane-Piloten Christoph Gruber und Thomas Strobl. In der Gesamtwertung ist Castoral mit 105 Punkten nicht mehr zu holen, Sepp Strobl liegt auf Vizemeister-Kurs und hat 73 Zähler.

Ergebnis A-Finale Division 2:

1. Tomas Kotek, Honda Civic Type-R 4:13,369 Minuten
2. Roman Castoral, Opel Astra OPC + 0:01,055 Sekunden
3. Sepp Strobl, Seat Ibiza Cupra + 0:14,457
4. Ondrej Smetana, Peugeot 306 + 0:21,033
5. Christoph Gruber, Renault Megane + 0:23,942
6. Thomas Strobl, Renault Megane + 0:52,626

Division 1a: Alles „Formsache“ für Zdenek Cermak

Nachdem Petr Bilek bereits nach seinem Überschlag im Qualifying aus dem Rennen war, hatte Zdenek Cermak leichtes Spiel: Der tschechische Skoda-Fabia-Pilot kontrollierte das Feld vom Start weg, während die österreichische Hoffnung Mario Petrakovits nach nur einer halben Runde mit einem technischen Defekt an seinem VW Polo liegen blieb. Es war überhaupt nicht das Wochenende der Brüder Petrakovits, denn am Seat Ibiza von Christian Petrakovits war überhaupt so viel kaputt, dass er gar nicht antreten konnte. So gab's also einen tschechischen Doppelsieg durch Cermak und Jan Cerny (Peugeot 206), bester Österreicher wurde Wolfgang Schörghuber (Skoda Fabia), der als guter Dritter nicht viel Zeit auf die starken Tschechen einbüßte. In der Gesamtwertung hat der Zweitplatzierte Cerny nur noch theoretische Chancen, seinen Landsmann Cermak im letzten Rennen der Saison in Ungarn abzufangen.

Ergebnis A-Finale Division 1a:

1. Zdenek Cermak, Skoda Fabia 4:17,186 Minuten
2. Jan Cerny, Peugeot 206 + 0:01,081 Sekunden
3. Wolfgang Schörghuber, Skoda Fabia + 0:02,169
4. Stanislav Brunat, Skoda Fabia + 0:06,154
5. Vaclav Veverka, Peugeot 106 + 0:24,023
6. Mario Petrakovits + 5 Runden

Division 1: Österreicher-Festspiele in der Königsklasse!

Damit hätte wohl niemand gerechnet: Ausgerechnet in der „Königsklasse“, also in der Division 1 (Allrad, 500 PS), waren die Österreicher beim seit langer Zeit ersten „Heimspiel von Melk“ eine Klasse für sich: Edy Schuster (Ford Focus T16 4x4) gewann die Qualifikation, Titel-Aspirant Peter Ramler (Seat Leon T 16 4x4) lag nur knapp hinter ihm. Erst in der zweiten Reihe waren die starken ausländischen Piloten vertreten: Peter Kotan aus Ungarn (Ford Focus T16 4x4) und der Tscheche Marek Zeman (Ford Escort), der durch Unfall-Schäden auf seinen gewohnten Skoda Fabia T16 4x4 verzichten musste. Dahinter schließlich Franz Spitaler, der den BMW M3 zur Freude der Fans kräftigst quer um den Kurs „fliegen“ ließ und Alois Höller (Ford Focus T16 4x4), der schon in den Quali-Läufen nicht gerade vom Glück verfolgt war.

Große Nervosität dann beim Start: Zuerst ein Fehlstart von Höller, danach gleich noch ein Start-Abbruch – erst beim dritten Mal klappte es ohne Probleme. Schuster hatte den besten Start, doch schon in der ersten Runde tauchte Ramler formatfüllend in seinem Rückspiegel auf, ehe er ihn zur Hälfte der zweiten Runde klassisch ausbremsen konnte. Von da an gab es kein Halten mehr und Ramler fuhr zu einem überlegenen Start-/Ziel-Sieg. Dahinter Schuster, Kotan und Höller, während Zeman mit seinem „Gebrauchtwagen“ keine Chance hatte, am Ende sogar noch von Spitaler auf den letzten Platz verwiesen wurde. In der Gesamtwertung liegen Ramler und Zeman jetzt mit je 71 Punkten gleich auf – so kommt es im letzten Lauf in Mariapocs (Ungarn) zum großen Showdown!

Ergebnis A-Finale Division 1:

Peter Ramler, Seat Leon T16 4x4 3:59,071 Minuten
Edy Schuster, Ford Focus T16 4x4 + 0:01,760 Sekunden
Peter Kotan, Ford Focus T16 4x4 + 0:03,016
Alois Höller, Ford Focus T16 4x4 + 0:04,152
Franz Spitaler, BMW M3 + 0:09,581
Marek Zeman, Ford Escort + 0:03,799

Die „Motor und Sport Insider Legenden-Show“ brachte Nostalgie-Feeling nach Melk!

Sie waren die „Co-Stars“ des ersten Turtle Wax Rallycross Melk 2007: Die „Oldies but Goodies“ der goldenen Rallycross-Zeiten. In den Siebziger- und Achtzigerjahren war Österreich eine Macht im Rallycross-Sport: Franz Wurz, heute Leiter der ÖAMTC-Fahrsicherheitszentren und quasi „Hausherr“ am Wachauring war immerhin drei Mal Europameister (1974, 1976 und 1982), Herbert Grünsteidl gelang dies 1977 und Andy Bentza wurde 1978 Cupsieger. Und dann waren da natürlich noch die „fliegenden Schweden“, von Eklund bis Walfridson oder die ganzen anderen starken Österreicher, von Breiteneder über Jentsch bis hin zu Spindler oder Neger.

Sie alle waren am Sonntag auf dem Wachauring und bewegten historisches Gerät aus ihrer Zeit: Franz Wurz driftete in einem Fiat 131 Mirafiori, Per Eklund hatte Spaß in einem Saab 96, Harald Neger gab einer Renault Alpine die Sporten, Herbert Breiteneder wuchtete ein 600-PS-Audi-Ungetüm um den Kurs und Andy Bentza hatte seinen kultverdächtigen, originalen (!) Lancia Stratos mitgebracht – noch immer in „Ellen Betrix“-Werbelackierung, gerade so, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Einzig und alleine Per-Inge Walfridson musste seine Fahrt im Volvo 343 Turbo wegen eines Trauerfalles in der Familie absagen

Die Show in der „Mittagspause“, die damit keine mehr war, fesselte die Fans am Ring ebenso wie die Piloten der „modernen“ Autos, die als Zuschauer dabei waren, als die „Oldtimer“ mit sensationellen Drifts und ohrenbetäubendem Motor-Sound ans Werk gingen und eine einmalige Show boten. Herbert Breiteneder sprach stellvertretend aus, was sich alle Fahrer dachten und später auch erlebten, als sie von den Fans für Autogramme und Benzin-Gespräche belagert wurden: „Es war höchste Zeit, dass der Rallycross-Sport ein kräftiges Lebenszeichen von sich gibt: Das ist heute gelungen. Und wer die Begeisterung bei den Fans – vor allem bei den vielen jugendlichen Fans gesehen hat – der weiß, dass Rallycross in Österreich alles andere als tot ist! Ich freu' mich unheimlich für Jürgen Weiß und sein Team, dass dieser Tag ein so großer Erfolg wurde – wir kommen nächstes Jahr bestimmt alle miteinander wieder, versprochen!“

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