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DTM: Hintergrund

Keine Chance in der Silhouetten-Formel?

Michael Schumacher riet seinem Bruder Ralf von der DTM ab - Christian Klien, noch ohne Vertrag für 2008, vergleicht die DTM-Boliden mit Formelautos.

von Johannes Gauglica & Michael Noir Trawniczek

In den letzten Tagen taucht die DTM wieder im Blickpunkt der Rennsport-Fans auf. Zuerst das Massenaufgebot an InteressentInnen bei den Audi-Tests, von Nicholas Prost bis zur unterstörbaren Katherine Legge. Dann die ersten Bilder der Lexus-Studie IS-F Racing Concept, die schon von weitem nach DTM aussieht.

Und zuletzt die ersten Probefahrten von Ralf Schumacher und Christian Klien, die jedoch, zumindest bislang, nicht zu einer Vertragsunterzeichnung geführt haben. Klien erklärte gegenüber dem Europolitan: "Es gibt im Moment keinen Beschluss über eine Verpflichtung in der DTM."

Klien konstatierte nach seinem Test: "Ich war doch überrascht, welchen Abtrieb dieses Auto aufbaut. Zudem ist die Performance des Wagens, was Power und Bremsverzögerung betrifft, beeindruckend für einen Tourenwagen. Die Fahrcharakteristik ist jedoch eher vergleichbar mit einem Formelwagen."

Die DTM sei eine "sehr große Herausforderung für Piloten und Team", merkte Klien an. Es sei zunächst "relativ einfach", vernünftige Rundenzeiten zu produzieren - dann jedoch sei es aufgrund der Reifencharakteristik schwierig, die letzten zwei bis drei Zehntelsekunden herauszufahren. Für Klien wird es zeitlich eng - ohne Vertrag für die Saison 2008 droht dem Hohenemser die Ableistung des Wehrdienstes, der 24-jährige erhielt unlängst einen Einberufungsbefehl.

Das freie Mercedes-Cockpit des abgetretenen Publikumsmagneten Mikka Häkkinen erhofft sich aber auch Ralf Schumacher, der zuvor bei Audi abgeblitzt ist. Als Kandidaten werden zudem auch Gary Paffett und der Sieger des vorjährigen Formel 3-Grand Prix von Macao, Oliver Jarvis gehandelt.

Mittendrin hat Michael Schumacher seinem Bruder medial ausrichten lassen, die DTM sei nichts für ihn. Die Schumachers hätten für die DTM nicht genug Talent. Man könne auch die DTM-Autos nicht ausreichend auf seine persönlichen Bedürfnisse einstellen – wie das ein F1-Fahrer offenbar braucht, um richtig Auto fahren zu können.

Teilt er aber damit nicht in einem Aufwaschen auch gleich allen anderen Formel 1-Flüchtlingen mit: Vergesst es, Ihr könnt das nicht?

Sachkenntnis

Der sympathische deutsche Mehrfachweltmeister bringt nicht unbedingt die nötige Expertise mit, um über die DTM ein verbindliches Urteil abgeben zu können. Zwar hat er in den Jahren 1990 und ’91 einige wenige Gastauftritte in der damaligen Deutschen Tourenwagenmeisterschaft absolviert, das aber mit wenig berauschendem Erfolg.

Zum Teil waren Schumis Auftritte im Mercedes 190 2.5-16 sogar blamabel; wie in gleich seinem ersten Rennen zum Saisonabschluss 1990, als er eine Startkollision auslöste und Johnny Cecotto, den Mitfavoriten um den Titel, aus dem Bewerb riss. (Nutznießer war damals Hans-Joachim Stuck, der für Audi den Pokal holte.)

Die heutige Formel 1 ist nicht mehr die automatische Spitzenklasse des Motorsportes, sie ist – wie alle anderen Welt-Ligen (z.B. NASCAR, WRC, und eben die DTM) auch – eine Welt für sich. Nur Spezialisten setzen sich dort durch; in der DTM des Jahres 1990 waren es, wie Schumacher feststellen musste, die Tourenwagen-Spezialisten.

DTM = Tourenwagen?

Aber damals waren die Autos noch Tourenwagen im klassischen Sinn, also (sehr) modifizierte Serienautos. Die heutige DTM jedoch hat mit Tourenwagenrennen im eigentlichen Sinn nichts mehr zu tun. Auch hier ist mittlerweile die strategische Arbeit am Konferenztisch wichtiger als das „echte“ Rennfahren. Und das kennen Klien & Co. ja aus der Formel 1.

Die DTM des neuen Jahrtausends ist eine Silhouetten-Formel, die Autos sind reine Prototypen. Die Marke machts: Das „Tourenwagen“-Etikett hat die Serie aus Marketinggründen, und weil die Fahrzeuge viertürigen Limousinen entfernt ähnlich sehen (müssen).

Dass Mercedes und Audi Piloten ohne jegliche Tourenwagen-Vergangenheit für ein DTM-Cockpit in Betracht ziehen, zeigt: Tourenwagen-Erfahrung ist nicht mehr vonnöten, um im heutigen Masters mitzumischen. Nennen wir es „Weiterentwicklung“; eine Weiterentwicklung, die Michael Schumacher offenbar verpasst hat.

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