LMS: Spa-Francorchamps | 11.05.2008
Jacques im Glück
Sieg für Villeneuve & Co., Pech für Alex Wurz: Crash in Spa! Der schlechteste Fahrer im Feld fuhr jedenfalls einen Audi, und zwar das Safety-Car.
Kein Glück für Alexander Wurz bei seiner Premiere in der Le Mans Series: Ein Unfall riss den Niederösterreicher nach wenigen Runden aus dem Rennen! Dabei sah es im Training für die Peugeot-Crew Nr. 8 (Wurz gemeinsam mit Stephane Sarrazin und Pedro Lamy) sehr gut aus, man startete von der Pole Position.
Zuerst als Nachtrag Stephane Sarrazins Pole-Zeit: 1:58,069. Im Rennen waren die schnellsten Autos um die Zwei-Minuten-Marke unterwegs. Zum Vergleich: Der Formel-1-Rundenrekord liegt derzeit bei 1:48,036. Die Formel 1 hat natürlich auch 400 Kilo weniger zu schleppen.
Sonnenschein und Safety-Car
Untypisches Spa-Wetter: Keine einzige Regenwolke in Sicht am Himmel über den Ardennen. Der Start erfolgte nach einer kleinen Rempelei im Mittelfeld hinter dem Pace-Car, und die Offiziellen sollten sich da eine personelle Umbesetzung überlegen, denn der Safety-Car-Fahrer verhaute diesen Start völlig.Mit fröhlich blinkenden Lichtern bog das Schrittmacherfahrzeug in die Box und verblüffte damit die führenden Rennfahrzeuge. Pedro Lamy im Peugeot „überzog“ die Situation als erster und ließ Allan McNish im Audi in einer dezenten Dieselwolke zurück.
Der Schotte war später, höflich gesagt, enttäuscht über Lamys flotten Start. Die Stimmung zwischen Audi und Peugeot ist nicht die beste.
Die Kräfteverhältnisse sind momentan recht eindeutig: Peugeot dreht die schnelleren Runden, Audi hat die bessere Treibstoff-Ökonomie. Audi schaffte hier zwei Runden mehr pro Tankfüllung.
Reibereien
Während Lamy an der Spitze einen relativ ruhigen Beginn des Nachmittags verzeichnen konnte, ging es um die Plätze 2 und 3 bald hart zur Sache. Allan McNish musste sich gegen Nic Minassian zur Wehr setzen, beide verließen bei Raidillon die Strecke.Ungeplanter Boxenstop somit für den Audi wegen eines Reifenschadens, und Doppelführung für Peugeot. Die beiden „Gastarbeiter“ Alex Wurz und Jacques Villeneuve verfolgten an der Box die Action gespannt via Bildschirm.
Nach 80 Minuten lagen ihre beiden Autos in Führung, der flotteste Audi eine Minute zurück. Um die 90-Minuten-Marke waren Wurz und Villeneuve bereit für ihren Turn. Pedro Lamy „out“, Alex Wurz „in“ – und das Auto bewegte sich keinen Meter!
Panik bei Peugeot, und auf der Strecke marschierten die beiden Audi vorbei. Das Auto Nr. 8 verlor drei Plätze.
Zu dieser Zeit gab es auch Alarm beim Team von Richard Lietz: Der bislang in den Top 3 seiner Klasse fleißig fightende Porsche 997 sackte plötzlich ans Ende des Feldes ab: Gasseil gerissen! In der Folge konnten Richard Lietz und Raymond Narac keine Rolle im Rennen mehr spielen.
Komödie und Drama
Das letzte, was Audi sich wünschte, war eine Safety-Car-Phase. Und das Safety-Car kam genau dann auf die Strecke.Und wieder verhauten die Offiziellen den Safety-Car-Einsatz! Der SC-Fahrer erwischte das führende Fahrzeug nicht, musste das Feld vorbeiwinken. Einer der Audi kam noch aus der Box, das Schwesterauto wurde an der Boxenausfahrt aufgehalten… - Komödienstadl in Belgien.
Nach dem Restart hatte Wurz als Drittplatzierter nach dem verhauten Boxenstop das gesamte Feld zwischen sich und dem Führenden. Villeneuve gegen Premat im Zweier-Audi an der Spitze, und dahinter drehte Wurz sofort um eine Sekunde schnellere Runden. Er kratzte an der Zwei-Minuten-Schallmauer. Aber nicht für lange.
Crash
„Ich konnte ordentlich auf Capello aufholen; er wurde von langsameren Autos aufgehalten. Ein GT2- Auto hat mich beim Anbremsen getroffen und herumgedreht“ – und das ging so:Bei der Anfahrt der Fagnes-Kurve gingen die beiden an einem GT2-Spyker vorbei, dieses Auto touchierte Wurz beim Anbremsen der Kurve. Das warf das Auto Nr. 8 in einen Dreher. Capello wurde vom kreiselnden Peugeot ebenfalls noch erwischt, dann folgte für Alex Wurz ein heftiger Einschlag in die Reifenstapel.
Wurz stieg unverletzt aus und war anschließend um Deeskalation bemüht: „Es tut mir sehr leid für Peugeot, und auch für Audi; das war kein direkter Kampf zwischen uns – da war einfach zuwenig Platz für uns alle.“ Das Rennen war für das Team Nr. 8 aber vorbei!
Der Rest des Nachmittags
Auch Capello hatte einen Reifenschaden und musste zur Reparatur an die Box. Das Rennen war für den Audi Nr. 1 damit verloren.Es gab um die Drei-Stunden-Marke herum noch einmal eine Comedy-Einlage des Safety-Cars („Such’ den Peugeot!“). Solche Unsicherheiten sind für die Aktiven zutiefst frustrierend und sollten bei einer Profi-Meisterschaft eigentlich nicht vorkommen.
Villeneuve beendete seinen Arbeitstag als Leader und übergab an Marc Gené. Auf Platz 3 hinter Peugeot Nr. 7 und Audi Nr. 2 fand sich jetzt Olivier Panis im Oreca-Courage mit Judd-Benziner.
Tja, und dann… - Marc Gené legte munter 1:59er-Zeiten vor. Audi Nr. 1 fasste eine Drei-Minuten-Strafe aus (Verlassen der Box bei Rot). Der Audi Nr. 2 hielt sich am zweiten Platz, hatte aber nicht den Speed, den Peugeot noch zu gefährden. Damit siegen Minassian/Gené/Villeneuve vor Premat/Rockenfeller und dem Courage von Olivier Panis/Nicolas Lapierre.
Eine letzte SC-Phase schlanke vier Runden vor Schluss ändetre nichts mehr am Resultat. Für Villeneuve ist das der erste Sieg seit 1997! Die Audianer Alex Premat und Mike Rockenfeller bleiben mit Platz 2 weiterhin in Führung der Le Mans Series.
Wieder ein Benziner-Auto am Podium, denn die Diesel sind so knapp beinander, dass sie sich gegenseitig (bzw. wie wir heute gesehen haben: selbst) zerstören.
Kurz zu den weiteren Klassen: Jos bleibt der Boss; Verstappen und Peter van Merksteijn hatten hart zu arbeiten und profitierten vom Pech der Gegner in der LMP2-Klasse. Das Team von Luc Alphand (Guilleaume Moreau/Patrice Goueslard) holte sich den GT1-Sieg.
Toller Kampf in der GT2-Klasse: Bei den GT2 übernahm nach drei Stunden Ferrari-Dominanz der Felbermayr-Porsche (Marc Lieb/Alex Davison) die Spitze. Die letzten Runden sahen dann einen brillanten Kampf zwischen dem Porsche und dem Ferrari. Im Ziel war der abstand 2 Zehntel… - die Felbermayrs persönlich holen sich einen achtbaren 4. Platz.
Nächste Haltestelle: Le Mans!