Formula Student: Silverstone | 15.07.2008
Platz 3 für die Grazer "Weasels"
Große Erfolge für Österreichs junge AkademikerInnen bei der Formula Student in Silverstone: 2x Graz und 1x Wien ganz vorn dabei.
Eine Woche nach dem Grand Prix von Großbritannien ging in Silverstone der diesjährige britische Bewerb der Formula Student über die Bühne. Von 10. bis 13. Juli 2008 traten Studententeams aus aller Welt mit ihren einsitzigen Boliden in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an.
Mit der TU Graz und dem Joanneum waren zwei Institute aus der heimlichen Motorsport-Hauptstadt in der Steiermark mit dabei in Silverstone; die TU Wien hatte zum ersten Mal ein Team am Start.
Formula Student – worum geht’s?
Die fiktive Vorgabe: Ein Unternehmen hat das Studenten-Team beauftragt, den einen einsitzigen Rennwagen für Hobbyrennfahrer zu bauen, dessen Produktion auf insgesamt tausend Fahrzeuge pro Jahr ausgelegt ist.Die Teams müssen in der Folge jeden Aspekt der Planung und Herstellung selbst übernehmen, von der Konstruktion und Kalkulation bis zum Schrauben und natürlich Fahren. Es gibt verschiedene Klassen, vom reinen Design zum fertigen Auto, vom Standmodell zum vollwertigen Rennwagen. Die drei österreichischen Exemplare waren voll betriebsfähig. In dieser Klasse bemühten sich insgesamt 72 Teams um den Erfolg.
Es dreht sich also nicht vorrangig um den Speed, sondern um das gesamte Drumherum des Projektes, wie Präsentation, Kalkulation, technisches Design und auch Innovation.
Die Fahrzeugkosten werden ebenso begutachtet wie die Fertigungsqualität oder der Geschäftsplan für eine theoretische zukünftige Serienfertigung. Es gibt auf europäischem Boden drei Bewerbe, nämlich in Silverstone, Hockenheim und Fiorano. Das „Kronjuwel“ ist der seit über zwei Jahrzehnten ausgetragene Bewerb in Detroit.
Statisch & dynamisch
Die „statischen“ Bewerbe umfassen den Design Event, Cost Event und den Presentation Event. Damit ist eigentlich schon fast alles erklärt – in diesen drei Tranchen wird das eingereichte Projekt von dne fachkundigen Juroren jeweils „zerpflückt“. Dazu kommt eine (auch sicherheits-)technische Abnahme, sowie Bremsentests und Lautstärkemessung.Gefahren wird dann in verschiedenen „dynamischen“ Disziplinen, wie Beschleunigung, Sprint über 1 Kilometer, Achterschleife auf der Schleuderplatte, sowie auf der „Langstrecke“ über 22 Kilometer. Auch für den Verbrauch gibt es eine eigene Wertung.
Joanneum: Platz 3 & „Design-Oscar“
Der Gesamtsieg in Silverstone ging an die Universität Stuttgart vor dem Team der Technischen Universität Delft, und auf Platz 3 gleich die „Weasels“ des Joanneum Racing Team aus Graz.Mit dem jr08 getauften Design holten sie einen sensationellen Erfolg gegen Konkurrenz wie z.B. die britischen Hochschulen, die Motorsport teilweise als eigene Fachrichtungen lehren. Außerdem ging eine wichtige Einzelwertung an die Fahrzeugtechniker des Joanneum: sie erringen den Preis in der Einzelwertung für das beste Design.
Zusätzlich gab es den 3. Platz bei der Achterschleife am Skidpad. Nach dem 3. Gesamtrang in Hockenheim 2007 ist das für die Fachhochschule der steirischen Hauptstadt schon der zweite Besuch am „Stockerl“.
TU Graz: Der Fluch der 13
Die Technische Universität Graz ist schon seit 2003 bei der Formula Student aktiv dabei, 2005 gab es bereits zwei Gesamtsiege in Deutschland und Italien. Ihre Designs heißen traditionsgemäß „Tankia“, das steht für „There Are No Kangaroos In Austria“.Heuer schlug bei den Grazern fast programmgemäß das Pech zu: im 13. Endurance-Bewerb der Teamgeschichte musste der Tankia 2008 am 13. Juli einen Ausfall hinnehmen. Dem Vernehmen nach wurde zeitgleich ein Känguru in der Grazer Rechbauerstraße gesichtet…
Dennoch geht reist man nicht mit leeren Händen zurück in die Heimat, denn es gab Siege in den Einzelwertungen „Teamwork“ und „Bestes Website“.
TU Wien: „Best Engineered Car“
Wenn die besten Designer in Graz sind, dann kommen die besten Schrauber aus Wien. „Best engineered“ lautet die Auszeichnung für den „Edge“ von TU Wien Racing. Obwohl einige erfahrene Racer dabei waren (siehe unten), nahm das TUW Racing Team überhaupt zum ersten Mal an einem Formula-Student-Bewerb teil.Es lief nicht alles plangemäß, aber die Überraschung folgte am Ende eines enttäuschenden Schlusstages. Zuerst gab es jedenfalls Ärger mit dem Auto: beim Endurance-Bewerb konnte Startfahrer Franz Wittmann jun. zunächst noch gute Rundenzeiten vorlegen. Dann begannen allerdings Motoraussetzer.
Der Sicherheits-Check zur Rennmitte verlief klaglos, der zweite Fahrer Hannes Danzinger kam aber nur mehr drei Runden weit, bevor die Zündung ausfiel. Lange Gesichter bei der Truppe aus Wien, man rutschte auf Gesamtrang 30 ab.
Bei der Preisverleihung folgte aber die Sensation: „Best Engineered Car“! Somit holt TUW Racing gleich auf Anhieb eine Einzelwertung bei der Formula Student.
Weiter geht die Formula Student schon von 6. bis 10. August in Hockenheim.
Das meint der Schirmherr: Ross Brawn über die Formula Student
„Als ich vor einiger Zeit meine Formel-1-Karriere bei Frank Williams angefangen habe, konnte ich nicht auf Erfahrungen wie die „Formula Student“ zurückgreifen – und wir waren nur elf Leute in der Firma! Heute liegen die Dinge ein wenig anders. Formula Student ist eine fantastische Karrieremöglichkeit; wenn man sich Honda F1 anschaut, so haben wir bei uns 25 Personen, die Erfahrung aus der Formula Student mitbringen. Dieser Bewerb gibt den Teilnehmern eine ganze Palette an Fähigkeiten, die sie für ihr weiteres Leben mitnehmen können. Und ich als Schirmherr bin jedenfalls begeistert vom Einsatz und Enthusiasmus dieser jungen Leute. Ihnen gehört die Zukunft!“Mehr zu den österreichischen Teams in der Formula Student:
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