
Projekt Nürburgring 2009 | 07.07.2009
Politisches Ring-Opfer: Finanzminister zurückgetreten
Der Finanzminister des deutschen Bundeslandes Rheinland-Pfalz ist über die Finanzierung des Projektes Nürburgring 2009 "gestolpert".
Am 9. Juli soll der neue Freizeitpark am Nürburgring eingeweiht werden. Dass der greise Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone seine Teilnahme am Festakt abgesagt hat, hat wahrscheinlich mit seinen eigenen derzeitigen Schwierigkeiten nach diversen lustigen Hitler-Sprücherln zu tun - Motorline.cc hat berichtet.
Der Baden-Württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger hat übrigens aus diesem Grund mittlerweile ein angesetztes Gespräch mit Ecclestone über die Zukunft der Formel 1 in Hockenheim abgeblasen.
Ebenfalls beim Eröffnungsakt durch Abwesenheit glänzen wird Dr. Ingolf Deubel. Er ist Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz bzw. war es, denn er musste nach den Wirren um die Finanzierung des Megaprojektes jetzt demissionieren. Auch seine Funktion als Aufsichtsratschef der Nürburgring GmbH wird Deubel zurücklegen.
Auf der Jagd nach Kapital
Das Projekt hätte nach Absicht Deubels zur Gänze durch private Investoren finanziert werden sollen, im Zuge der Geldsuche brachte man mangels "namhafter" Financiers zunächst eine Firma namens Mediinvest ins Spiel.Deren Fähigkeit, das Budget für ein so großes Vorhaben zu finden, wurde angezweifelt. Von Deubel & Co. vehement verteidigt, konnte Mediinvest die Vorgaben dennoch nicht erfüllen.
In jüngster Zeit hat die Nürburgring GmbH mit einem Schweizer Finanzvermittler namens Urs Barandun gearbeitet; von ihm ist jetzt laut Südwestfunk SWR in Zusammenhang mit möglicherweise illegalen Geschäftsgebaren die Rede.
"Hätten Reißleine ziehen müssen"
2007 legte Deubel sich politisch fest: ohne privates Geld würde das Projekt fallen. Danach sah es zunächst auch aus, denn potentielle Investoren hielten sich vornehm zurück. "Eine öffentliche Finanzierung war von Anfang an sichergestellt", relativiert jetzt der Ministerpräsident des Landes, Kurt Beck.Er gesteht auch ein: "Wir hätten die Reißleine früher ziehen müssen. Es nicht getan zu haben, war ein Fehler." - Das Modell der privaten Finanzierung ist nunmehr vollends gestoppt.
Die zu 90 Prozent im Landeseigentum stehende Nürburgring GmbH wird 185 Millionen Euro an Krediten aufnehmen. Die Landesbank sichert die Errichtung der 80 Millionen teuren Gastronomiebetriebe finanziell ab. Das Land gibt außerdem der Nürburgring GmbH heuer und nächstes Jahr je 5 Millionen Euro als Darlehen.
Deubel habe die politische Verantwortung übernommen, sagt der Ministerpräsident. Er hält am Konzept Nürburgring 2009 als zentralem Zukunftsprojekt fest, um die Attraktivität der "Rings" als Tourismus-Attraktion über die Formel 1 hinaus zu erhöhen und der strukturschwachen Region Eifel Einkünfte und Jobs zu bringen. Die Opposition droht mittlerweile mit dem Staatsanwalt...