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Wendlinger im TV-Gespräch

"Ecclestone wollte mich zu Ferrari bringen"

Der Tiroler Ex-F1-Pilot erinnert sich, wie Ecclestone ihn beinahe zu Ferrari gelotst hätte, und outet den großen Zampano als Ticket-Knauserer.

Es ist bekannt, wie schwer das Wort des 80jährigen Bernie Ecclestone nach wie vor in der Formel 1 wiegt. Doch nicht immer tanzt alles nach seiner Pfeife, das weiß auch Karl Wendlinger.

Der Kufsteiner feierte 1991 sein F1-Debüt und erwies sich 1992 mit tollen Leistungen im hoffnungslos unterlegenen March-Ilmor als große Nachwuchshoffnung. Doch er musste gegen Saisonende dem Paydriver Jan Lammers Platz machen.

Was kaum jemand weiß: Im Hintergrund bastelte Ecclestone höchstpersönlich am Sensationscoup für den Österreicher. Wendlinger erinnert sich bei 'ServusTV': "Es gab ja 1992 noch keine Handys, also läutete zuhause bei mir das Telefon und Bernie Ecclestone war dran. Er hat gewusst, dass ich bei March nur einen Vertrag für 14 von 16 Rennen habe. Er hat mich also gefragt, ob ich die letzten zwei Rennen auch fahren möchte. Ich stimmte zu."

Ecclestones Geheimplan

Genauere Infos zu seinem Plan ließ sich Ecclestone erst später entlocken, als wieder das Telefon läutete: "Er hat gesagt, es gibt nichts Neues, aber es sieht gut aus. Ich habe ihn gefragt, worum es denn überhaupt geht. Er sagt, es geht um ein italienisches Team, eines mit roten Autos."

Neben Ferrari trat damals auch Dallara mit roten Boliden an, Wendlinger wollte also mehr wissen - Ecclestones Antwort: "Es geht um das größere der beiden Teams."

Damit war klar: Ecclestone wollte den Österreicher in Suzuka und Adelaide als Ersatz für Ivan Capelli bei den Roten aus Maranello unterbringen - der Italiener sah damals gegen seinen jungen Teamkollegen Jean Alesi kein Land. "Capelli hatte eine sehr unglückliche Saison", bestätigt Wendlinger, "es stand bereits fest, dass er ausgetauscht wird."

Allzulange durfte der ehemalige F3-Meister und spätere GT-Champion aber nicht hoffen. Wieder läutete das Telefon und der Formel-1-Boss überbrachte die schlechte Nachricht: "Er hat sich gemeldet und sagte, das wird leider nichts, denn die machen im Moment nicht das, was er wolle. Er wollte, dass ich fahre, aber die Italiener wollten Testfahrer Gianni Morbidelli - der dann auch gefahren ist."

So musste Wendlinger zuschauen und kehrte erst wieder mit dem Debüt des Sauber-Rennstalls zum Auftakt der Saison 1993 in die Formel 1 zurück.

Fünf Formel-1-Tickets?

Doch das war nicht das einzige Erlebnis Wendlingers mit Ecclestone: "Ich hatte 1992 mein Heimrennen in Monza, weil es nicht weit von Tirol entfernt ist. Ich brauchte also fünf Tickets." - Der damals 23jährige wandte sich an den Italiener Pasquale Lattuneddu, Ecclestones rechte Hand, der ihm um sechs Uhr abends einen Termin beim großen Boss zusicherte.

"Ich kam also rein, wir begrüßten uns und als er mich fragte, was ich brauche, erklärte ich ihm das mit den Eintrittskarten für Monza", erzählt Wendlinger, "dann macht er seinen Koffer auf und da waren überall Karten. Dann sagt er: Fünf ist zu viel, ich kann dir drei geben. Das war typisch Bernie."

Dass Ecclestones Macht durch das Alter geschwunden ist, glaubt der jetzt in der GT1-Weltmeisterschaft engagierte Tiroler nicht: "Ich glaube, er mischt sich in sehr viele Dinge ein, aber sehr aus dem Hintergrund - da zieht er die Fäden. Er hat die Formel 1 zu dem gemacht, was sie heute ist. Er ist der Mann der Formel 1."

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