WEC: Analyse | 24.08.2011
Langstrecken-WM: Was macht Wurz?
Peugeot wird den Le-Mans-Kader für die kommende Saison offenbar deutlich umbauen. Ist auch Alex Wurz bei den Franzosen in Gefahr?
Alexander Wurz hat in diesem Jahr erstaunlich viel Zeit. Der Österreicher, der in den vergangenen Jahren nahezu jeden Test im LMP1-Prototypen von Peugeot bestritten hat, ist derzeit nur selten im Einsatz. Seit den 24 Stunden von Le Mans im Juni ist der erfahrene Pilot nicht mehr im Auto gesessen, erst heute darf Wurz wieder einige Runden im Peugeot 908 abspulen. Er war ursprünglich nicht für einen Einsatz eingeplant, wurde aber kurzfristig für den Mittwoch Nachmittag nachnominiert.
2011 hat Wurz nur noch einen einzigen Renneinsatz: Das 'Petit Le Mans', ein 1000-Meilen-Rennen in Road Atlanta. Alle anderen ILMC-Läufe bestreitet Peugeot mit je zwei Fahrern pro Fahrzeug, aber ohne dem Österreicher. Man setzt im Vorläufer der künftigen Langstrecken-WM auf die Duos Davidson/Bourdais und Montagny/Sarrazin. Um fast alle weiteren Piloten des aktuellen Peugeot-Kaders ranken sich derzeit Gerüchte über einen möglichen Abschied; Wurz bildet dabei keine Ausnahme.
Spekulationen in Frankreich zufolge könnte der ehemalige Formel-1-Pilot sogar zu Audi wechseln. "Ich möchte Gerüchte nicht öffentlich kommentieren", sagt Wurz auf entsprechende Nachfrage von motorsport-total.com. Er fügt mit Blick auf das kommende Jahr an: "Ich kann sagen, dass ich 2012 gern in einem Auto sitzen würde, mit dem ich die Weltmeisterschaft gewinnen kann." Die große Frage ist, ob Peugeot ihm dies bieten kann.
Das Auto selbst sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit das Potenzial für einen Titelgewinn haben; die Frage ist aber, auf welche Fahrzeugbesetzungen die Franzosen setzen werden. Das aktuelle Jahr deutet eher daraufhin, dass Wurz nicht dauerhaft in der WM im Einsatz sein würde. Davidson/Bourdais und Montagny/Sarrazin sind für 2012 wohl gesetzt, Simon Pagenaud dürfte bei den großen Events wie Sebring, Spa und Le Mans zum Einsatz kommen.
Ob Pedro Lamy, Marc Gené und Nicolas Minassian eine Zukunft im Werkskader der Franzosen haben, darf derzeit ernsthaft bezweifelt werden. Es würden drei Plätze frei – falls Wurz geht, sind es sogar vier. Auf den bisherigen Ersatzmann Jean-Karl Vernay halten die Peugeot-Verantwortlichen große Stücke. Der junge Franzose darf dieser Tage sogar die Entwicklungsfahrten im Hybrid-908 durchführen. Und der Test von Kimi Räikkönen hat gewiss einen ernsthafteren Hintergrund, als man es seitens Peugeot derzeit bestätigen möchte.
Wohin könnte Wurz also wechseln? Bei Audi will man von einem Kontakt zum Österreicher nichts wissen. Gibt es Alternativen? "Wir wissen, dass einige Hersteller an den Meetings des ACO teilnehmen, um sich zu erkundigen", sagte Wurz kürzlich bezüglich möglicher weiterer Werksengagements in der neuen Langstrecken-WM. "Es wäre sehr cool, wenn wir in der LMP1 einen dritten oder vierten Hersteller bekommen würden."