Formel 1: Young Driver Test Abu Dhabi | 17.11.2011
Vergne fast so schnell wie Webber
Jean-Eric Vergne macht den Hattrick perfekt, fährt Bestzeit vor Sam Bird und kommt an die Qualifying-Zeiten heran; Mirko Bortolotti auf Platz sieben.
Im Vorjahr ist es Daniel Ricciardo gelungen, beim Young Driver Test in Abu Dhabi im gleichen Auto sogar schneller zu fahren als Sebastian Vettels Pole-Position-Zeit beim Grand Prix ein paar Tage zuvor. Dieses Kunststück konnte Jean-Eric Vergne dieses Jahr nicht ganz wiederholen, aber der Franzose wusste beim Testabschluss dennoch erneut zu überzeugen.
Nachdem er sich schon am Dienstag und Mittwoch die Tagesbestzeit gesichert hatte, legte er am Donnerstag noch ein Schäufelchen nach und steigerte sich auf 1:38,917 Minuten. Damit blieb der 21jährige weniger als eine halbe Sekunde hinter Vettels Zeit vom Samstag zurück – und auf Mark Webber fehlten gar nur ein paar Tausendstel. Festzuhalten ist allerdings, dass ein direkter Vergleich wegen unterschiedlicher Rahmenbedingungen möglicherweise hinkt.
Bianchi diesmal nicht Zweiter
Auf Platz zwei landete Sam Bird, dem von Mercedes gestattet wurde, nicht nur an die Entwicklung des 2012er-Auspuffs zu denken, sondern auch richtig aufs Gaspedal zu steigen. Bird steigerte sich in den letzten Stunden auf 1:40,897 und belegte damit Position zwei. Jules Bianchi (Ferrari), der Gerüchten zufolge Freitagspilot bei Force India werden könnte, fuhr am Nachmittag Long Runs mit den Pirelli-Prototypen für 2012 und war in Summe um 2,430 Sekunden langsamer als Vergne.
Vierter wurde der McLaren-Testfahrer Oliver Turvey (+ 2,596), der sich den MP4-26 ausnahmsweise nicht mit DTM-Routinier Gary Paffett teilen musste. Max Chilton (+ 2,658) sicherte sich an seinem zweiten Testtag Platz fünf, sorgte am Vormittag aber für die erste rote Flagge, als er seinen Force India mit technischem Defekt abstellen musste. Insgesamt verliefen der Young Driver Test aber erstaunlich reibungslos.
Eine weitere Unterbrechung gab es rund eine Viertelstunde vor Schluss, als Esteban Gutierrez in Kurve drei einen Abflug mit seinem Sauber verzeichnete. Der Mexikaner büßte diesmal gut drei Sekunden auf die Spitze ein, war damit um drei Zehntelsekunden schneller als der noch unerfahrene Schweizer Fabio Leimer am Dienstag und landete diesmal auf Platz sechs. Gutierrez wird bekanntlich auch 2012 dritter Mann des Schweizer Rennstalls sein.
Solider Test des Formel-2-Champions
Aus deutschsprachiger Sicht waren am Donnerstag alle Augen auf Mirko Bortolotti gerichtet, einen in Wien lebenden Italiener, der als amtierender Formel-2-Champion den aktuellen Williams testen durfte. Der ehemalige Red-Bull- und Ferrari-Junior, trotz allem gerade erst 21 Jahre alt, kam allerdings nicht an die Zeiten heran, die Williams-Testfahrer Valtteri Bottas vorgelegt hatte. Unterm Strich erzielte der Austro-Italiener eine Bestzeit von 1:43,277.
Damit fehlten fast viereinhalb Sekunden auf Vergne, eineinhalb Sekunden auf Pastor Maldonados beste Zeit im Qualifying am Samstag und knapp eine Sekunde auf Bottas, der allerdings zwei Tage fahren durfte. Zudem konnte sich Bortolotti erst nach der Mittagspause auf sich selbst konzentrieren, nachdem er am Morgen noch Daten für Williams gesammelt hatte. Diese Arbeit wurde gelobt: "Es war ein produktiver Morgen, und wir haben alles, was wir wollten", heißt es seitens des Teams.
Rossi Schnellster der neuen Teams
Die Top 10 wurden komplettiert von Kevin Ceccon im Toro Rosso (+ 4,769), Alexander Rossi im Lotus (+ 5,366), der am Vormittag drei verschiedene Stoßdämpfer-Varianten testete, aber gegen Ende der Session auf Zeitenjagd losgelassen wurde, und Jan Charouz (+ 5,553). Der Tscheche, am Vortag noch für H·R·T unterwegs, ging diesmal wieder für sein Stammteam Renault an den Start, bei dem er als (selten eingesetzter) Testfahrer unter Vertrag steht.
Überdies im Einsatz: Der Monegasse Stefano Coletti im Toro Rosso (+ 5,628), Nathanael Berthon für H·R·T (+ 6,922) sowie bei Virgin Robert Wickens (+ 7,017), der mit seiner Crew Boxenstopps übte, und Charles Pic (+ 7,431). Die Young-Driver-Testwoche in Abu Dhabi ist damit beendet, die nächsten Testfahrten stehen erst 2012 auf dem Programm. Zuvor reist der Formel-1-Zirkus aber noch zum Saisonfinale nach Brasilien (25. bis 27. November).
Die besten Rundenzeiten des dritten Testtages:
1. Jean-Eric Vergne RB Racing 1:38,917
2. Sam Bird ercedes 1:40,897
3. Jules Bianchi Ferrari 1:41,347
4. Olivier Turvey McLaren 1:41,513
5. Max Chilton Force India 1:41,575
6. Esteban Gutierrez Sauber 1:42,049
7. Mirko Bortolotti Williams 1:43,277
8. Kevin Ceccon Toro Rosso 1:43,686
9. Alexander Rossi Lotus 1:44,283
10. Jan Charouz Renault 1:44,470
11. Stefano Coletti Toro Rosso 1:44,545
12. Nathanael Berthon H·R·T 1:45,839
13. Robert Wickens Virgin 1:45,934
14. Charles Pic Virgin 1:46,348